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Die Soldaten

Die Soldaten

Titel: Die Soldaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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aufzustellen, dabei Haltung zu bewahren und Kleidung sowie Bewaffnung in einwandfreiem Zustand zu präsentieren.
    Einiges hatte sich an den Männern verändert in den 47 Tagen seit der Vereidigung.
    Alman Behnk war deutlich schlanker geworden. Mindestens zehn Festliter hatte er in den vergangenen anderthalb Monden eingebüßt, und das, obwohl ihm die Messenverköstigung mit ein wenig Nachwürzen immer wieder zu schmecken schien. Der Gewichtsverlust stand ihm im wahrsten Sinne des Wortes gut zu Gesicht, denn sein Gesicht schwabbelte nun nicht mehr bei jeder Bewegung, sondern gewann zusehends an Festigkeit. Auch Behnks Blick strahlte angesichts der bevorstehenden Prüfung heitere Zuversicht aus.
    Nilocas Deleven war ernst und konzentriert wie immer. Mit seinen kurzen Flechtzöpfen sah er ein wenig seltsam aus, wie ein domestiziertes Wildniswesen, aber er vibrierte regelrecht vor Erwartung. Heute war der Tag, an dem die neu formierte Dritte Kompanie sich erstmals zu beweisen hatte.
    Ildeon Ekhanners Lippen bewegten sich betend. Er roch nach Angstschweiß – ihm setzte die Prüfung zu.
    Mails Emara dagegen erinnerte kaum noch an den rotbackigen Trachtenträger, als der er in Carlyr angekommen war. Er hatte sich von Garsid einen stählernen Blick abgeschaut, der beinahe überzeugend wirkte.
    Garsid war die Ruhe selbst. Er hatte Leutnant Gyffs zu akzeptieren gelernt, wenngleich er auf Kommandos von Leutnant Fenna immer noch schneller reagierte. Heute würde ihm eine zentrale Rolle zufallen; er wusste das, und es gefiel ihm.
    Jovid Jonis sah mit seinen kürzer geschnittenen Locken immerhin nicht mehr aus wie ein Dreizehnjähriger, sondern man konnte ihn jetzt durchaus schon für fünfzehn oder sechzehn halten. Das war immer noch nicht erwachsen genug, aber wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung.
    »Scheusal« Jeo Kertz hatte keine fettigen Haarfransen mehr, putzte zweimal am Tag seine dicken Augengläser und war in eine Zimmergemeinschaft integriert, ohne dass dies zu andauernden Reibereien führte. Aber er war immer noch hässlich wie die Nacht, und sein siegessicheres Grinsen, das er jetzt aufsetzte, entblößte dermaßen viele schiefe und sich gegenseitig im Wege stehende Zähne, dass die beiden Leutnants schnell weitergingen.
    Ellister Gilker Kindem ragte weiterhin wie ein nicht eingeschlagener Nagel aus der Reihe der Dritten heraus, aber was seine Leistungen anging, fügte er sich harmonisch ins Gesamtbild und war das Musterbeispiel eines nicht außergewöhnlichen, aber soliden Soldaten.
    Sensa MerDilli sprengte mit seinen Muskeln beinahe seine Uniform. Die täglichen Übungen schienen ihn immer kräftiger und ausladender werden zu lassen. Leutnant Gyffs gab sich besonders viel Mühe damit, diese Kraft in sinnvolle Bahnen zu lenken und bestand immer darauf, dass MerDilli sich auch im Bogenschießen übte. MerDilli grinste. Er schien den heutigen Kampf gegen Gollbergs hochnäsige Reiter kaum erwarten zu können.
    Tadao Nelats Gesicht zeigte allererste Anzeichen von Mannhaftigkeit. In das zart modellierte Mädchenantlitz hatten sich zwei von den Nasenflügeln aus abwärts führende Fältchen gegraben, aufgrund derer man Nelat nun tatsächlich beinahe für einen Jungen halten konnte. Auch ein Schritt in die richtige Richtung, wie Fenna fand.
    Gerris Resea war sein übliches unausstehliches Selbst. Mit Leutnant Gyffs schien er sich ein wenig leichter zu tun als mit Fenna, aber der unterschwellige Hass, der zwischen ihm und Fenna schwelte, war in den letzten Wochen wieder beständig größer und tiefer geworden und benötigte nun einen weiteren Ausbruch, um sich anschließend wieder ganz von vorne neu aufbauen zu können. Der heutige Tag des Manövers, das wussten beide, war ein willkommener Anlass für einen solchen reinigenden Ausbruch.
    Bujo Stodaerts Zackigkeit hatte in den letzten Wochen schleichend nachgelassen. Dies war schlicht und einfach auf körperliche Erschöpfung zurückzuführen. Noch immer stand er strammer als alle anderen, aber inzwischen atmete er dabei und versuchte nicht mehr, sandstrichelang Bauch und Zwerchfell einzuziehen.
    Breff Adirony Teppel war ebenfalls müde. Er war der Einzige von allen, bei dem sowohl Fenna als auch Gyffs das Gefühl nicht loswurden, dass die Übungen ihm zwar zuerst genutzt hatten, ihn nun aber in ihrer unaufhörlichen Menge langsam aushöhlten. 54 Jahre war ein Alter, in dem andere sich schon zur Ruhe setzten, während Teppel sich einem täglichen Drill unterzog,

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