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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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ein keuchender Laut.
    Harry wies so vehement auf die Tür, dass er Zigarettenasche über den Boden verstreute. »Und jetzt verzieh dich. Ich rufe dich, wenn die Telekonferenz so weit ist.«
    Zitternd stand George auf. »Ich fass es nicht«, flüsterte er kopfschüttelnd.
    »Dir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, George. Ich bin der einzige, der dieses Schiff auf Kurs halten kann. Und ich erwarte, dass du hinter mir stehst, wenn es zur Abstimmung kommt, verstanden?«
    George antwortete nicht.
    »Ob wir uns verstanden haben?«, drängte Harry.
    George antwortete immer noch nicht. Harry sah ihm nach, als er zur Tür hinausschlurfte, mit hängenden Schultern, den Kopf gesenkt. Jetzt, wo Edward weg war, konnte Harry sich sein eigenes Team zusammenstellen, eines, das ihm bedingungslos ergeben war. Als erstes würde er Patrick zum Sicherheitschef ernennen. Seine erste Aufgabe wäre es, sich um George zu kümmern, ganz diskret. Dann würde er sich um seine anderen Feinde kümmern. George dürfte nicht der einzige sein, der sich fragte, ob er nicht etwas mit Edwards Tod zu tun hatte. Beweise freilich hatte keiner, und die Polizei würde auch nichts finden. Edward war nicht sonderlich beliebt gewesen, und jeder wusste, er hatte zahllose Feinde gehabt. Trotzdem, Störenfriede wie diese Französin, diese Fabienne, würden Fragen stellen.
    Harry setzte sich an seinen Laptop. Es war bereits eine Flut von E-Mails hereingekommen: Beileidsbezeugungen, Fragen, die einen waren überrascht, die anderen verwirrt. Schon erstaunlich, wie schnell sich heute etwas rumsprach. Harry schickte eine Mail an den Vorstand, in dem er für 14 Uhr um eine Telefonkonferenz bat.
    Er sah auf die Uhr: 10.55. Es wurde Zeit, sich mit Marion zu treffen und die Dokumente zu unterschreiben, die Universal Action zur ersten NRO machten, der eine ausgewachsene Armee zur Verfügung stand: gut ausgebildet, hochmotiviert, bestens ausgestattet – Tausende der besten Söldner der Welt.
    Zur Feier des Tages schenkte er sich einen doppelten Whiskey ein und leerte das Glas in einem Zug.
    Die Dinge könnten nicht besser stehen.

Kapitel 47
    Mogadishu, Somalia
29. September 2003
    Jim schlug die Augen auf. Es war nun Stunden, möglicherweise Tage her, seit man sie getrennt und ihn in eine fensterlose finstere Zelle geworfen hatte. Bei ihrer Ankunft hatte sie ein Empfangskomitee am K50 Airport von Mogadishu erwartet: Milizleute in voller Kampfmontur. Jim hatte es im Grunde erwartet, auch wenn er den ganzen Flug über gehofft hatte, sie kämen da irgendwie durch.
    Außer einem Loch in der Ecke war die Zelle vollkommen leer. Es war zum Ersticken heiß und der Uringestank war überwältigend. Das einzige Licht kam durch einen Spalt unter der Tür, gerade mal genug für einen hellen Streifen auf dem Beton. Man hatte ihm nichts zu essen gegeben und die Magenkrämpfe wurden von Stunde zu Stunde schlimmer.
    Aber Jim war das alles egal. Er hatte sich definitiv verändert. Die Schmerzen der letzten Tage waren verschwunden. Die Unsicherheit hinsichtlich seiner Zeit im Irak, das schlechte Gewissen wegen Carries mysteriösem Tod in Afghanistan, alles war dahingeschmolzen wie Schnee auf einer Herdplatte. Er war wieder ganz der Alte, ein Mann voll Leidenschaft und Energie, der niemals aufgab, der an den Kampf glaubte, egal wie die Chancen aussahen. Es war gerade so, als erfülle ihn die absolute Aussichtslosigkeit seiner Lage mit ganz neuer Kraft.
    Er wusste, was er zu tun hatte. Vergiss Interpol, vergiss die Medien. Außer auf sich selbst konnte er auf niemanden zählen.
    Die Tür sprang auf. Jim schoss auf die Beine. Ein stämmiger Wärter mit tiefliegenden, grausamen Augen kam herein. Er packte Jim am Arm und zerrte ihn in einen anderen kahlen Raum mit von der Hitze bröseligen gelben Wänden. Der Wärter stieß Jim auf einen rostigen Stuhl und legte ihm hinter dem Rücken Handschellen an. Dann stellte er sich links neben die Tür, direkt neben eine ramponierte AK-47, die gegen die Wand gelehnt war.
    Jim blinzelte. Das Licht blendete nach all der Zeit in der dunklen Zelle. Er versuchte es sich bequem zu machen, aber die Handschellen saßen zu eng.
    Ein Weißer trat in den Raum und ließ sich auf einen weißen Plastikstuhl neben dem hölzernen Schreibtisch an der Wand fallen. Er trug einen Kampfanzug, eine Pistole am Gürtel und eine Militärkappe auf dem Kopf.
    Dann sah Jim das Gesicht des Mannes.
    »Sie«, stieß Jim zähneknirschend hervor.
    Patrick warf lachend den Kopf nach

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