Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
Vom Netzwerk:
Ärmsten der Welt geht«, sagte Edward. »Sie ist eine schwerfällige Bürokratie. Deshalb sollten Organisationen wie Universal Action die Befugnis zum raschen Eingreifen haben.«
    »Sie meinen mit Hilfsgütern?«
    »Ich spreche sowohl von Hilfsgütern als auch von militärischen Interventionen. Liefern wir nur die Hilfsgüter, nehmen sie sich die Kriegsherren und verkaufen sie. Wir brauchen unsere eigenen Streitkräfte, die es uns ermöglichen, in gescheiterten Staaten für Frieden zu sorgen. Nur so lässt die Hilfe sich fair verteilen.«
    »Überschreiten Sie damit nicht Ihr Mandat?«
    »Wer sonst soll denn die Armen Afrikas schützen?« Edward blickte direkt in die Kamera. »Die Vereinten Nationen unternehmen nichts, der G8 ist es egal, die Afrikanische Union ist handlungsunfähig, und sonst will niemand helfen. Wir sind dafür bei weitem am besten gerüstet. Wir müssen dringend handeln, wollen wir Hungersnöte und Massaker wie dieses verhindern. Nur so lässt der Völkermord sich aufhalten.«
    »Sie glauben wirklich, es könnte sich hier um Völkermord handeln?«
    »Absolut. Wir haben gesehen, was in Ruanda passiert ist, als die Welt nicht gehandelt hat. Dasselbe könnte hier passieren. Staaten haben eine Pflicht zum Handeln, wenn es zum Völkermord kommt. Und wenn sie nicht handeln wollen, dann eben wir.«
    Das ganze Interview hatte etwas Künstliches: als hätten Marie und Edward Fragen und Antworten vorher abgesprochen. Jim schüttelte den Kopf. Er hatte ja in seiner Zeit als Kriegsberichterstatter so einiges erlebt, wenn es darum ging, die Medien zu manipulieren, vor allem seitens der Army. Aber eine derartige Dreistigkeit. Das Gespenst des Völkermords zu beschwören, war ein kühner Schritt. Es würde den Handlungsdruck beträchtlich erhöhen. Und wenn weder Staaten noch die UNO zu intervenieren gedachten, käme Universal Actions Kampagne für eine private Intervention in Somaliland bei Öffentlichkeit wie bei Politikern glänzend an.
    Jemand tippte ihm auf die Schulter. Er fuhr herum. Maxine stand vor ihm, das hübsche runde Gesicht von ihren langen blonden Haaren umrahmt. Jim verspürte das Verlangen, ihre Lippen zu küssen.
    »Du wirst dir doch nicht diesen Müll ansehen?«, sagte sie und setzte sich zu ihm an den Tisch. »Jedenfalls können sie über die Berichterstattung nicht klagen.«
    »Ich weiß«, sagte Jim mit einem Seufzen. »Deprimierend.«
    »Obwohl Edward nicht ganz Unrecht hat.«
    »Was?«
    »War nur ein Scherz.«
    »Sorry. Der Stress.«
    »Komm her.«
    Sie zog ihn an sich und küsste ihn zärtlich. Er reagierte begeistert, und im Handumdrehen küssten sie einander leidenschaftlich.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte Jim. Dann dachte er an Carrie und hatte ein schlechtes Gewissen.
    »Was machen wir jetzt?«
    Jim erklärte ihr seinen Plan, in Somalia die beiden internen Vertriebenen aufzuspüren.
    »Hört sich heikel an, ist aber zu machen«, sagte sie. »Ich habe da einen Freund beim Roten Halbmond, der uns helfen kann. Er heißt Abdullah. Sehr zuverlässig. Er sitzt in Mogadishu. Wenn jemand die beiden IDPs aufspüren kann, dann er. Er hat in ganz Somalia Kontakte sowohl zum Hilfssektor als auch zu den Clans und einigen der Milizen. Das sollte uns zu freiem Geleit verhelfen, falls es mal über Land geht.«
    Jims Stimmung hob sich. Dann erregten die Bilder auf dem Fernseher seine Aufmerksamkeit. Das war doch das Hotel, in dem Jerome und er sich mit Edward getroffen hatten. Maxine folgte seinem Blick.
    Die Nachrichtensprecherin sagte etwas von einem Mord an einem französischen Journalisten. Jeromes Gesicht erschien auf dem Bildschirm.
    Jim war fassungslos. »Großer Gott!«
    Das Foto ging über in das Foto eines Mannes auf der Straße. Man zoomte sein Gesicht heran.
    Es war Jim.
    Das nächste Foto war das von Victor.
    »Scotland Yard sucht nach einem mutmaßlichen Serienkiller, einem Amerikaner namens James Galespi«, sagte die Nachrichtensprecherin. »Er wurde unmittelbar nach dem letzten der beiden Morde beim Verlassen des Hotels gesehen. Interpol hat eine Orange Notice, eine internationale Sicherheitswarnung, herausgegeben. James Galespi wird auch im Zusammenhang mit weiteren Morden in Frankreich und Afrika gesucht. Bei sachdienlichen Informationen, wenden Sie sich bitte sofort an die Polizei.«
    Eine Nummer erschien auf dem Bildschirm. Dann folgte der Wetterbericht.
    Trotz der Klimaanlage lief Jim der Schweiß von der Stirn. Sein Herz schlug mit der Kadenz eines Maschinengewehrs. Er sah

Weitere Kostenlose Bücher