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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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nicht auf ihn.
    Er zog seine Waffe aus der Innentasche des Cops neben ihm, beugte sich über ihn hinweg und griff nach der Tür.
    Eine Hand umfasste seinen Arm.
    Es war Mohammad. »Mach das nicht, Jim. Die bringen dich um.«
    Jim versuchte seine Hand abzuschütteln, aber Mohammad packte nur noch fester zu.
    »Ich meine es ernst«, sagte er. »Die werden Jagd auf dich machen.«
    Der Fahrer begann sich zu rühren. Jim wusste, er musste entkommen. Sofort.
    »Las los, Mohammad.«
    »Nein.«
    »Sei kein Narr.« Jim riss seinen Arm weg, aber Mohammad ließ ihn nicht los.
    »Die bestrafen mich dafür.«
    Jim stieß Mohammad die Faust gegen den Kehlkopf. Mit einem fassungslosen Ausdruck in den Augen kippte der Mann rücklings gegen das Fenster. Seine Hände fuhren an seinen Hals. Jim schlug noch einmal zu.
    Mohammad verlor das Bewusstsein.
    Jim sah die Bewegung auf dem Vordersitz. Er riss den Arm hoch, um die Faust des Fahrers abzublocken, aber es war zu spät. Der Schlag traf ihn hart am Kinn. Er sah Sterne. Er ächzte vor Schmerz. Er lehnte sich zurück, aber der Fahrer kletterte bereits über die Handbremse zwischen den Vordersitzen und stürzte sich auf ihn, noch während er die Waffe unter dem Jackett hervorzog. Er zögerte nur eine Sekunde, um die Balance zu finden und das Blut abzuwischen, das ihm von der Stirn in die Augen lief.
    Jim bekam den Mann am Arm zu fassen, drehte ihn um die eigene Achse und riss ihn nach unten. Der Fahrer heulte auf. Jim zerrte ihn über die Lehne und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er schloss die Ellbogenbeuge um den Hals des Mannes und drückte so abrupt zu, dass er die Luftzufuhr zur Lunge und den Blutstrom zum Gehirn des Mannes auf einen Schlag unterband. Im nächsten Augenblick hatte er einen schlaffen Körper im Arm.
    Jim kletterte über den bewusstlosen Cop neben ihm hinaus auf die Straße und schlug die Tür hinter sich zu. Der Verkehr begann träge weiterzukriechen. Die Fahrerin hinter ihm hupte, lehnte sich aus dem Fenster und schlug frustriert mit der flachen Hand an die Tür.
    Jim schwappte eine Welle von Energie durch die Adern. Die Fight-or-flight-Reaktion sorgte für gewaltige Mengen von Adrenalin. Die galt es jetzt zu nutzen, so gut es nur ging. Er sprintete einen Hügel auf dem Campus hinab. Alle paar Schritte sah er sich um. Es war niemand hinter ihm her. Wahrscheinlich waren bei den Cops die Lichter noch aus.
    Er rannte eine Weile weiter, bevor er sich entschloss, das Tempo zu drosseln. Man starrte ihn an. Die Leute waren es nicht gewöhnt, einen Weißen durch Addis laufen zu sehen. Es war besser, selbstsicher auszuschreiten, als wüsste er, wo er hinwollte. Genau betrachtet war ihm das freilich alles andere als klar.
    Er war auf der Flucht. Und er hatte keine Ahnung, wohin er floh.
    Er kam an eine Straße, auf der der Verkehr flüssiger war. Er winkte einem rostigen alten Taxi, riss die Tür auf und sank auf eine mottenzerfressene Sitzbank im Fond.
    »Airport«, sagte er atemlos.
    Es schien das Beste, was ihm einfallen wollte, obwohl er damit rechnen musste, dass der Flughafen bereits alarmiert war. Dann würde man alle, auf die seine Beschreibung passte, sofort kontrollieren. Er tastete nach der Geldkatze unter seiner Hose. Sie war noch da. Sie enthielt Bargeld, eine Kreditkarte und seinen Pass. Unfähig wie sie waren, hatten ihn die Polizisten nicht richtig gefilzt. Wenn das Taxi schnell genug war, könnte er Addis mit der nächstbesten Maschine verlassen.
    Er holte den Zettel aus der Tasche:
212 Stanley 14.00 23 9.
    Bis dahin waren es noch nicht einmal mehr 48 Stunden. Hatte der kenianische Präsident tatsächlich mit alldem zu tun? Bezeichneten Uhrzeit und Datum ein Treffen? Und falls dem so war, wo? In Kenia? In Nairobi?
    »Alles okay, mein Freund?« Der Fahrer blickte mit einem breiten Lächeln in den Rückspiegel.
    Jim nickte, schloss die Augen und atmete tief durch. Alles an seinem Körper schmerzte. Ihm war ganz schwindlig von den Entdeckungen der letzten paar Tage. Er konnte UA damit nicht durchkommen lassen, auf gar keinen Fall.

Kapitel 21
    Addis Abeba, Äthiopien
21. September 2003
    Das Taxi hielt vor dem Terminal. Jim stieg aus. Er fühlte sich wie zerschlagen. Er warf die Pistole in einen Abfalleimer und ging hinein. Er hielt geradewegs auf die Toiletten zu, wo er sich das getrocknete Blut vom Ellbogen wischte. Er sah nach dem Bluterguss an seinem Kinn und versuchte sich präsentabel zu machen. Wie ein entlaufener Sträfling durch Zoll- und Passkontrolle

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