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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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durchführen.«
    »Eine NRO als Militärmacht?« Der Nachrichtensprecher schüttelte in offensichtlicher Fassungslosigkeit den Kopf. »Hört sich absurd an.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Jim stellte den Fernseher ab. Er fixierte Maxine. »Du hast das gewusst, nicht wahr?«
    »Ich bin nicht weniger erstaunt als du.«
    »So nahe wie du Harry gestanden hast? Harry dies, Harry das. Du warst im Bett mit ihm! Er muss dir doch was erzählt haben.«
    Maxine stand auf. »Ist es das, worum es hier geht?«
    »Was?«
    »Dass ich mit Harry geschlafen habe?«
    »Was denkst du denn? Er schafft dir an, mich umzubringen, und du hättest es um ein Haar getan.«
    Maxine lief rot an. Jim dachte schon, sie würde ihn anschreien. Stattdessen nahm sie den Kopf in die Hände und brach in Tränen aus.
    »Tut mir leid, Jim. Ich habe wirklich Mist gebaut. Aber das mit Harry war nicht so, wie du denkst. Es ist nicht so, dass ich seine Freundin gewesen wäre oder so.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Er hat mich völlig irre gemacht. Erst ganz charmant, im nächsten Augenblick erpresst er mich. Er hat mich zu allem Möglichen gezwungen.«
    Jim sah sie wortlos an.
    Sie fuhr fort: »Auch dazu, mit ihm zu schlafen Er hat mich erpresst.«
    »Er hat dich vergewaltigt?«
    Diesmal war es Maxine, die nicht antwortete. Sie brach einfach auf dem Bett zusammen und begann haltlos zu schluchzen. Jims Ärger schmolz dahin. Unmöglich, dass jemand so etwas derart überzeugend spielte. Er legte einen Arm um sie. Sie legte ihren Kopf an seine Brust. Ihre Tränen versiegten. Sie sah zu ihm auf und küsste ihn zärtlich auf die Wange, dann auf die Lippen. Er fuhr mit der Hand unter ihr Hemd und begann sie zu streicheln. Augenblicke später schliefen sie miteinander.
    Als sie hinterher eng umschlungen im Bett lagen, fragte Maxine: »Hast du mal von MainShield gehört?«
    »Sicher«, sagte Jim, während er ihr übers Haar strich. »Das ist die Söldnertruppe, die hier in jedem Konflikt die Finger drin hat.«
    »Sie hat durch Edward und Harry auch direkte Verbindungen zu UA. Ich wette, dass es um MainShield geht, wenn UA von bewaffneter Intervention spricht.«
    »Möglich wäre es«, sagte Jim. »Als größte NRO der Welt, und bei dem Tempo, in dem UA wächst, ist sie bald größer als die UNO. Was den Leuten noch fehlt, das sind eigene Verteidigungskräfte. Also macht man sich unter dem Vorwand, seine Hilfslieferungen in Somaliland schützen zu müssen, erst mal für eine eigene Privatarmee stark. Dann heuert man MainShield an und benutzt Somaliland schließlich als Präzedenzfall für Interventionen in ganz Afrika: Kongo, Sudan, Somalia, Madagaskar etc.«
    Maxine griff nach ihren Zigaretten auf dem Nachttischchen. »Übertreibst du da nicht ein bisschen? Hört sich ziemlich überzogen an, meinst du nicht?«
    »Überleg mal, was du die letzten Tage gesehen hast. Nimm dazu, was du über Harry weißt. Hört es sich dann immer noch so weit hergeholt an?«
    »Der engagierte Entwicklungshelfer ist Harry jedenfalls nicht.«
    »Und seine Ansichten sind durch und durch die des Kolonialisten. Du hast es selber gesagt.«
    »Stimmt auch wieder.« Maxine zündete eine Zigarette an. »Und Edward ist noch schlimmer. Der ist größenwahnsinnig. Er will tatsächlich, dass UA die UNO ersetzt. Ich hab’s ihn selbst sagen hören.«
    »Wenn er mit dieser Ansicht nicht hinterm Berg hält, müssen das doch auch andere wissen.«
    »Ich glaube nicht, dass das jemand so wörtlich nimmt. Man meint doch, er definiert nur eine Vision: ›Wir wollen so groß werden wie die UNO.‹ Oder so.«
    Jim schüttelte den Kopf. »Das ist viel schlimmer, als sich das einer von uns vorgestellt hat.«
    »Einer von
uns

    »Sarah, zum Beispiel, meine Chefin. Sie machte sich Sorgen wegen der Berichte über die Zunahme von Übergriffen durch Milizen und Harrys Einfluss bei UA, seine Verbindungen zu den Kriegsherren. Und darüber dass die Hilfsgüter zwar ankommen, aber dann haufenweise verrotten. Deshalb habe ich ja eine Probe genommen.«
    »Probe? Wovon?«
    »Hier.« Jim holte eine kleine Plastiktüte aus der Tasche. »Ich habe neulich eine Handvoll Getreide aus dem Lager mitgenommen. Ich würde es gern untersuchen lassen.«
    »Nicht nötig.« Maxine wandte den Blick ab. »Ich kann’s dir sagen.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Das Getreide ist mit Amphetaminsulfat versetzt.«
    »Du meinst Speed?«
    »Harry und Edward wollten für eine Krise sorgen. Und das ohne auf die nächste

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