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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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und eine französische Professorin namens Anne Gaillac. Die beiden haben UA auf dem Kieker. Jerome hatte einen Artikel gegen Harry und Edward geplant.«
    »Wieso ›hatte geplant‹?«, fragte Jim.
    »Harry hat die beiden erwischt. Sie sind untergetaucht.«
    »Was sollen wir machen?«, fragte Maxine.
    »Die beiden finden. Und zwar rasch.«
    »Und Harry?«, fragte Jim. »Bist du sicher, dass der morgen hier sein wird?«
    »Ich denke schon.« Nasir stand auf. »Wir sollten hier verschwinden. Es wird hier bald von Harrys Leuten nur so wimmeln.«
    Drei Stunden später checkten sie in einem kleinen Hotel am Rand von Nairobi ein. Dreimal hatten sie das Taxi gewechselt, waren in mehreren Hotels und Restaurants gewesen, vorne in Kaufhäuser gegangen und hinten wieder hinaus. Sie hatten jede ihnen bekannte Methode versucht, etwaige Verfolger abzuschütteln. Als sie schließlich beim Abendessen im Restaurant ihrer neuen Herberge saßen, waren sie ziemlich sicher, dass ihnen niemand gefolgt war.
    Nie hatte sich jemand so geirrt.

Kapitel 27
    Banyuls-Sur-Mer, France
22. September 2003
    Banyuls-Sur-Mer: ein hübsches kleines Seebad am Mittelmeer, nur wenige Kilometer von der spanischen Grenze direkt an der südlichsten Spitze Frankreichs am Fuße der Pyrenäen. Der Ort ist Jahr für Jahr bevorzugtes Ziel für Tausende von französischen Familien. Sie kommen zum einen, um sich am Strand in die Sonne zu legen und in dem tiefblauen Wasser zu schwimmen, zum anderen um die vorzüglichen Weine der renommierten Winzer der Gegend zu verköstigen und sich in einem der feinen Restaurants am Meer gütlich zu tun. Umgeben von sanften, mit Weinbergen überzogenen Hügeln, ist Banyuls-Sur-Mer ein Stück Paradies. Die Häuser, die sich rund um die Bucht drängen, sind im spanischen Still gelb und orange getüncht und verleihen dem Ort eine von Geschichte getränkte Intimität.
    Banyuls-Sur-Mer war außerdem das Zuhause eines der gefährlichsten und blutrünstigsten Männer der Welt: Othman Ali Hassan, der somalische Kriegsherr, der zigmillionen seiner geraubten Dollar auf Schweizer Banken deponiert hatte. Er benutzte Banyuls-Sur-Mer als zweiten Wohnsitz, wo es sich nach all dem Mord und Totschlag in Somalia ausspannen ließ. In einer luxuriösen Zehn-Zimmer-Villa mit Blick aufs Meer, umgeben von einer Entourage aus Kumpanen und Killern, ließ er sich bei Champagner die nächsten Schritte zur Wiedervereinigung von Somaliland und Somalia durch den Kopf gehen.
    Harry stieg aus dem Nachmittagszug am Bahnhof von Banyuls-Sur-Mer. Er kam, um sich mit Othman zu treffen und einer anderen, nicht weniger wichtigen Person. Sie hatten Angelegenheiten zu besprechen, die die Geschichte Afrikas verändern würden. Er lächelte in sich hinein. Er war zu seinem ureigenen Mini-Jalta gekommen, um über das Schicksal des schwarzen Kontinents zu entscheiden – wie Churchill, Roosevelt und Stalin nach dem Zweiten Weltkrieg über das Schicksal der Welt.
    Obwohl sie ihren Zenit längst überschritten hatte, war die Sonne an dem klaren blauen Himmel nach wie vor unerbittlich. Harry warf einen Blick auf die Uhr: 16.32. Er war pünktlich. Perfekt. Gemächlich spazierte er durch die engen, gewundenen Straßen des kleinen Orts, eine Flucht gepflasterter Stufen hinab, durch die Fußgängerzone mit ihren gemütlichen Restaurants und die Geschäfte am Ufer zum Place Paul Reig im Zentrum des Orts. Immer wieder blieb er stehen und tat, als würde er die Gegend bewundern, während er in Wirklichkeit checkte, ob ihm niemand folgte. Einige Touristen saßen vor den Cafés, nippten an ihren Getränken und sahen den Kindern beim Spielen zu. Es schien alles in Ordnung.
    Er überquerte die Hauptstraße und hielt auf das Verkehrsamt zu. Wieder sah er auf die Uhr: 16.51. Immer noch war alles in Butter. Er lächelte selbstgefällig – wie alle seine Pläne lief auch dieser wie geschmiert. Er war wie Edward: Nur ungern verschwendete er seine Zeit.
    Er kaufte ein Ticket für den Sightseeing-Zug, der um fünf am Verkehrsamt abfahren sollte. Der Zug wartete bereits, in strahlendem Weiß mit gelben Mustern und einer großen Reklame für einen der großen Weinhändler der Gegend, Cellier des Templiers. Um 16.54 Uhr suchte Harry sich einen Platz ganz hinten und wartete. Er sah sich die Touristen rund um ihn an. Eine Familie mit drei Kindern, ein älteres Paar, eine Gruppe deutscher Touristen. Keiner von ihnen achtete weiter auf ihn. Er war sich sicher, dass ihm niemand folgte.
    Drei Minuten

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