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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Hungersnot warten zu müssen. Amphetamin ist ein starker Appetitzügler. Wir haben es kiloweise von Untergrundlabors in Amsterdam importiert. Harrys Kontakte. Und es hat funktioniert. Nicht lange und die Flüchtlinge aßen nichts mehr. Und das Speed hat ihre Erschöpfung beschleunigt.«
    »Verdammt, Maxine!« Jim schlug mit der Faust in das Kissen neben ihm. »Wie zum Teufel konntest du dich auf so etwas einlassen? So etwas ist kriminell!«
    »Kein Grund, mich anzuschreien.«
    »Ihr habt Nahrungsmittel aus Hilfslieferungen mit Speed versetzt und damit Tausende von Vertriebenen umgebracht, und du willst mir sagen, das ist kein Grund zum Schreien?«
    Mit glühendem Gesicht sprang Maxine aus dem Bett. »Was würdest du tun, wenn man deine Schwester bedroht? Wenn du Tag für Tag schweißgebadet aufwachen würdest, weil du nicht weißt, ob ihr nicht vielleicht was zugestoßen ist? Du hast keine Ahnung, wie Harry ist! Er würde keinen Augenblick zögern, sie umzubringen, wenn ich nicht tue, was er sagt.«
    Sie starrte ihn mit großen Augen an, und sein Zorn legte sich einmal mehr.
    »Tut mir leid«, sagte er und beugte sich vor, um sie wieder ins Bett zu holen.
    Aber sie entzog sich ihm. »Ich muss jetzt damit leben. Ich habe Alpträume wegen der Lager. Ich sehe die Frauen und ihre Babys in der Sonne krepieren, und ich fühle mich so was von schuldig.«
    Es klopfte an der Tür. Sie blickten einander an.
    Maxine senkte die Stimme. »Vielleicht der Zimmerservice.«
    »Vielleicht.«
    Es klopfte wieder, diesmal etwas heftiger. Sie zogen sich rasch was über.
    Jim wies auf das Bad gleich neben dem Eingang. »Geh da rein. Lass das Licht aus. Ich mache auf. Wenn es ist, wer ich denke, ist alles in Ordnung.« Er nahm den Wasserkocher. »Hier, nimm den, nur für den Fall.«
    Maxine versuchte zu lächeln. »Soll das eine Waffe sein?«
    Diesmal wollte das Klopfen schier nicht mehr aufhören. Jim trat an die Tür, das Messer hinter dem Rücken, das er dem Mann mit der grünen Mütze abgenommen hatte. Ohne die Sicherheitskette abzunehmen, öffnete er sie einen Spalt weit und spähte hinaus.
    »Kann ich was für Sie tun?« Er konnte das Gesicht der Person draußen nicht richtig sehen.
    »Ich bin’s.«
    »Nasir!«
    Jim schloss die Tür, nahm die Sicherheitskette ab und riss die Tür wieder auf.
    »Ich habe dich erwartet«, sagte er, während er das Messer weglegte. Dann breitete er die Arme aus, um ihn zu begrüßen.
    Nasir schoss an ihm vorbei ins Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Er hatte Ringe unter den Augen und seine Wangen waren eingefallen, als hätte er seit Tagen nichts gegessen. Seine für gewöhnlich makellos saubere und gebügelte Kleidung war zerknittert und herzlich verdreckt.
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte er und sank in einen Sessel. »Morgen findet hier ein großes Treffen der UA-Führungsriege statt. Edward, Harry, der Vorstand, Leute von MainShield. Sogar einer vom britischen Ministerium für Internationale Entwicklung ist mit dabei. Die haben noch eins draufgesetzt. Hast du eine Zeitung von heute gesehen?«
    »Dann hast du den Zeitungsausschnitt für uns an der Rezeption hinterlassen«, sagte Jim. »Hab ich’s mir doch gedacht.«
    »Es sollte euch sagen, dass ich hier bin. Ich habe die Rezeption gebeten, mir Bescheid zu geben, wenn ihr die Nachricht bekommt.«
    »Woher wusstest du, dass der Artikel von ihm ist?«, fragte Maxine, die aus dem Bad kam.
    »Bauchgefühl. Ich wusste, Nasir würde nicht einfach aufgeben.« Jim wandte sich wieder an Nasir. »Wie bist du denn aus Addis herausgekommen?«
    »Nachdem ich Maxine hatte laufen lassen, bin ich zu einem Freund gefahren, der ein hohes Tier in der somalischen Diaspora ist. Er hat Kontakte zu Milizen, UNO, EU und auch zur UA-Führungsspitze. Er hat von dem geheimen Treffen hier gehört und wusste, dass UA hinter dir her ist. Überhaupt ist jeder hinter dir her: UA, Interpol, die äthiopische Polizei. Sogar die UNO hat eine Meldung bekommen. Es heißt, du wärst von der Fahne gegangen.«
    »Noch haben sie uns nicht.« Jim nahm das Messer wieder an sich, wickelte es in ein T-Shirt und steckte das Ganze in seinen Rucksack.
    »UA hat alle wissen lassen, dass man an der Sache dran ist«, sagte Nasir. »Harry nimmt das sehr persönlich.«
    »Warum«, fragte Maxine, »bist du denn hier, wenn du weißt, dass das alles ein abgekartetes Spiel ist?«
    »Es gibt noch eine andere große Entwicklung«, sagte Nasir. »Ein Reporter von AFP, ein gewisser Jerome Sablon,

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