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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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als er ein metallisches Schimmern vom Schreibtisch her sah. Er öffnete den Vorhang gerade weit genug, damit etwas Licht hereinkam.
    Auf dem Schreibtisch lag ein langes Messer ähnlich dem, das er selbst in der Hand hielt. Es war voll Blut. Er stürzte hinüber zum Bett und nahm Nasir bei den Schultern. Er rührte sich nicht. Jim drehte ihn um.
    Kalte tote Augen starrten ihn an.
    Nur dass sie nicht Nasir gehörten.
    Sie gehörten dem Mann mit der grünen Mütze, der sie tags zuvor überfallen hatte. Sein Mund war schmerzverzerrt. Jim spürte, dass seine Hände nass waren. Er zuckte zurück. Sie waren voll von dem Blut, das noch immer aus dem großen Loch im Hals des Mannes quoll. Er knipste die Nachttischlampe an. Das Laken war blutgetränkt. Der Mann hatte Stichwunden an Hals, Brust und Bauch. Sein gebrochener Arm steckte in einem behelfsmäßigen Gips.
    Jim wollte ins Bad, um sich die Hände zu waschen, aber die Tür ließ sich nicht öffnen. Irgendetwas schien sie zu blockieren. Er stemmte sich dagegen. Was immer dahinter war, es gab nach. Er griff nach dem Lichtschalter und schreckte zurück.
    Nasir lag auf dem Boden. Arme und Beine wirkten wie ausgerenkt. Er war halb nackt und mit Stichverletzungen überzogen, als hätte sein Mörder durchgedreht und endlos auf ihn eingehackt. Der Boden war klebrig von geronnenem Blut und selbst der Spiegel war rot verschmiert. Starr blickte Jim auf Nasirs Gesicht hinab. Die Abscheu ob der Szene traf ihn wie ein Schock.
    Nasirs Augenlid zuckte. Jim ging auf die Knie und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Seine Haut war warm. Sofort war Jim von neuer Hoffnung erfüllt. Nasir öffnete ein Auge und schien Jims Gesicht zu fixieren. Sein Mund öffnete sich. Jim beugte sich vor. Ihn erfasste das schauerliche Gefühl, das schon einmal erlebt zu haben; der Mann, den sie auf der Straße gefunden hatten, kam ihm in den Sinn.
    Nasir versuchte etwas zu sagen, aber es kam kein Ton. Jims Optimismus verschwand so schlagartig, wie er sich eingestellt hatte. Nasirs Atem ging unregelmäßig und flach. Sachte hob Jim den Kopf seines Freundes an und im nächsten Augenblick hatte er die Hose voll Blut. In einem aussichtslosen Versuch, die Blutung zu stoppen, nahm er ein Handtuch und drückte es auf die klaffenden Stichwunden auf Nasirs Brust.
    »Tut mir so leid«, sagte Jim mit Tränen in den Augen. »Ich hätte den Kerl umbringen sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
    Nasir deutete ein Kopfschütteln an, als versuche er ihm zu widersprechen. »Du musst…«
    Jim wartete auf das Ende des Satzes, aber Nasir sagte nichts mehr. Sein Blick wurde glasig, ein letzter Seufzer entfuhr seinem Mund, dann hatte Jim seinen schlaffen Körper im Arm.
    Jim war Nasir ans Herz gewachsen wie ein guter Freund. Die stille Entschlossenheit des Mannes, sein natürlicher Sinn für Gerechtigkeit waren ein Grund zur Hoffnung in diesem ansonsten trostlosen Winkel der Welt. Nasirs Kopf auf dem Schenkel, den starren Blick gegen die Wand gerichtet, vergaß er für einige Augenblicke ganz, wo er war.
    »Die Schweine kauf ich mir«, flüsterte Jim. »Das werden die mir bezahlen.«
    Ein Geräusch auf dem Korridor riss Jim in die Gegenwart zurück. Sachte legte er Nasir zurück auf den Boden und stand auf. Er schloss die Tür und sah sich um. Was immer passiert war, es war zu einem heftigen Kampf gekommen. Der Eindringling musste über Nasir im Bett hergefallen sein; Nasir hatte ihn jedoch überwältigt und getötet. Was nur eines bedeuten konnte – dass Nasir auf das Konto eines anderen ging.
    Jim hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete. Das Messer hochnehmend, fuhr er herum.
    Auf der Schwelle stand Harry, sein Gesicht von einem befriedigten Grinsen erfüllt.
    »Na, sieh einer an«, sagte Harry. »Was haben wir denn da? Einen Mörder beim Fluchtversuch, eh? Sieht ganz so aus, als hättest du eine Menge Ärger am Hals, mein Freund.« Er wies mit dem Daumen auf die zwei kenianischen Polizisten hinter ihm, die Jim ausdruckslos ansahen.
    »Okay, Leute, das ist der Verbrecher, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er wird von Interpol gesucht. Er ist gefährlich.«
    Die Mündungen ihrer Pistolen auf Jim gerichtet, traten die beiden Cops in den Raum. Er ließ das Messer sinken und legte es neben das andere auf den Schreibtisch. Die Cops griffen nach Jims Armen. Die beiden reagierten weder auf die Leiche auf dem Bett, noch auf die Blutlache, die unter der Tür zum Bad hervorkam.
    Harry grinste. Jim versuchte sich auf ihn zu

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