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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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angeht.«
    »Inwiefern?«
    »Trau ihm nicht über den Weg.«
    »Keine Bange.«
    Sie fächelte sich mit ihrem Reiseführer Luft ins sonnenverbrannte Gesicht. Trotz der mittlerweile abendlichen Kühle, die vom Meer hereinkam, lief ihr der Schweiß von der Stirn.
    »Du hast gesagt, wir sollten uns nach Undercover-Agenten bei euch umsehen«, sagte sie.
    »Und?«
    »Er heißt Nasir Al Mara. Einer eurer Fahrer. CIA.«
    »Bist du sicher? Wir haben da einen Weißen als CIA-Agenten auffliegen lassen, einen Typ namens Graham Jones.«
    »Sagt mir nichts.«
    Harrys Züge umwölkten sich. Das könnte bedeuten, dass Graham unschuldig gewesen war. Auch egal. Hatte er eben mehr Fragen gestellt, als gut für ihn war.
    »Dieser Nasir ist verschwunden«, sagte er. »Zusammen mit einem Mann von Interpol.«
    »Dann finde die mal besser.« Marion stand auf, um zu gehen, wandte sich ihm dann aber noch mal zu. »Hör zu, Harry, von unserer Seite aus läuft alles nach Plan. Logistik, Waffen, Mannschaften, alles. Wir sind bereit.«
    »Gut.«
    »Sieh du nur zu, dass das Geld eintrifft.«
    »Wird es, wird es, das habe ich doch gesagt.«
    »Wir sind schließlich keine karitative Einrichtung.« Sie kicherte über ihren eigenen Scherz. Es war das erste Mal, dass Harry sie einen gewissen Sinn für Humor an den Tag legen sah.
    Das Kichern verstummte so abrupt, wie es gekommen war.
    »Es liegt ganz an dir, Harry. Kein Geld, kein Krieg.«

Kapitel 28
    Nairobi, Kenia
23. September 2003
    Jim wachte schweißgebadet auf. Er warf einen Blick auf die Uhr: 6.17. Er konnte sich an seinen Traum nicht erinnern; er wusste nur noch, dass er schlimm gewesen war. Wahrscheinlich wieder der abgeschlagene Kopf. Am Abend zuvor hatte er gehofft, Maxine würde zu ihm ins Bett kommen, aber sie war verstört in ihrem Zimmer nebenan verschwunden. Jim nahm an, sie machte sich Sorgen um ihre Schwester.
    Jim starrte zu den Rissen in der Decke hinauf. Das Stanley Hotel war um einiges eleganter gewesen; der Laden hier drohte, jeden Augenblick auseinanderzufallen. Die bräunlichen Vorhänge waren fleckig und hingen von einer angeknacksten Schiene über dem Fenster. Sie ließen die ersten Strahlen der Morgensonne herein. Der Putz bröckelte von den Wänden, der Schreibtisch war rissig und der Teppich so abgetreten, dass man den Betonboden durchsah. Jim drehte sich um; eine Feder der Matratze bohrte sich ihm ins Kreuz.
    Er stand auf. Hatte sowieso keinen Sinn, noch länger im Bett zu bleiben. Besser, er ging gleich hinunter zum Frühstück und machte einen Plan für den Tag. Was sollte er machen, jetzt, wo er von dem geheimen UA-Meeting wusste? Er konnte da nicht einfach reinplatzen und den ganzen Haufen verhaften. Es käme dabei eher das Gegenteil heraus: Er wäre derjenige, den man verhaften würde. Falls man ihn nicht einfach erschoss. Er musste herausbekommen, was auf dieser Konferenz besprochen wurde, und das dann als Beweismittel dokumentieren. Er könnte es dem französischen Journalisten und seiner Professorin zuspielen, falls die beiden sich als vertrauenswürdig erwiesen. Falls sie überhaupt noch am Leben waren. Und dann vielleicht sogar Interpol, falls man dort noch interessiert war.
    Er zog sich seine zerknitterten Sachen über und betrachtete sich im Spiegel. Er hatte noch immer Ringe unter den Augen und zum ersten Mal in seinem Leben bemerkte er etwas Grau im Haar. Wenn ihn dieses Abenteuer nur mal nicht vorzeitig altern ließ. Er würde zusehen, dass sein nächster Einsatz weniger nervenaufreibend ausfiel – falls er diesen hier heil überstand.
    Jim rückte Tisch und Sessel beiseite, mit denen er am Abend zuvor behelfsmäßig die Tür blockiert hatte. Er nahm seinen Rucksack an sich, trat aus dem Zimmer und ging den schwach beleuchteten Korridor lang auf die Treppe zu. Als er an Nasirs Zimmer vorbeikam, bemerkte er, dass die Tür einen Spalt breit offenstand. Er sah sich auf dem Korridor um, aber es war niemand da.
    Er holte das T-Shirt mit dem Messer aus dem Rucksack und packte es aus. Dann schob er Nasirs Tür auf und trat vorsichtig einen Schritt in den Raum. Nasirs Vorhänge erfüllten ihren Zweck besser als die in Jims Zimmer; er hatte einige Mühe, in der Dunkelheit die Möbel zu erkennen. Während seine Augen sich anzupassen versuchten, stand er reglos da. Das Licht wollte er nicht anmachen für den Fall, dass Nasir noch schlief.
    Er sah die Umrisse von Nasirs Körper auf dem Bett. Jim wollte das Zimmer eben wieder verlassen, ohne den CIA-Mann zu wecken,

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