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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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Chef der Pariser Polizei gesagt habe, dass er sie aufspüren soll. Und laut dem haben sie sich versteckt.«
    »Wieso spürst du sie nicht selbst auf?«, mischte George sich ein. Harry verdrehte die Augen. Konnte George nicht wenigstens hin und wieder den Mund halten?
    »Zu zeitaufwändig«, sagte er. »Der Polizeichef wird mir helfen. Muss er ja. Ich weiß was über ihn, das er nicht an die große Glocke gehängt haben will.«
    Edward lächelte. »Möchtest du das kleine Geheimnis nicht mit uns teilen?«
    »Er hat eine Schwäche für kleine Jungs.«
    »Herrlich!«
    Edward verfiel in ein lautes, herzhaftes Lachen, und Harry wusste, er hatte seinen Schnitzer wieder wettgemacht. Mit einem zufriedenen Lächeln richtete er den Blick auf Jenny in der Erwartung, sie würde ihr Amüsement teilen, aber sie funkelte ihn nur an. George dagegen grunzte wie ein Schwein.
    »Das Meeting in Banyuls? Wie ist das denn gelaufen?«, fragte Edward. Er nahm sich ein Sandwich von einem Tablett auf dem Tisch und nagte daran.
    »Alles bereit. Fehlt nur noch das Geld für MainShield.«
    »Ah ja«, sagte Edward und kratzte sich an der Nase. »Das Geld.«
    »Gibt’s da ein Problem?«, fragte Harry.
    »Die kriegen ihr Geld in den nächsten Tagen. Nur muss es der Vorstand noch vor dem Meeting um zwei abnicken. Apropos, es sind alle hier: Vorstand, Direktoren, unser Mann vom Ministerium für Internationale Entwicklung, die Leute von MainShield. Es kann losgehen.« Edward beugte sich vor. »Aber jetzt sag erst mal, was aus dieser Nervensäge von Interpol geworden ist? Er ist auf dem Weg ins Gefängnis, hab ich gehört?«
    »Wegen Mordverdachts. Wurde mit einem blutigen Messer in der Hand erwischt. Scheußliche PR für Interpol. Ein Sektfrühstück für die Journalisten. Interpol hat mich zu erreichen versucht, aber ich dachte, ich lass die mal schmoren.«
    »Wieso wollen die mit Ihnen sprechen?«, fragte Jenny.
    »Ich soll die Pressemeute zurückrufen und ihnen ihren Mann aushändigen. Aber ich geb den doch nicht Interpol. Den muss ich erst mal ordentlich ausholen.«
    Edward tätschelte Harrys Knie. »Großartig. Damit haben wir Interpol am Sack. Wir werden die zappeln lassen.« Er stand auf. »Also dann! Besser, wir lassen den Vorstand nicht warten.«

Kapitel 30
    Mogadishu, Somalia
23. September 2003
    Bergen von Schutt und den Wracks ausgebombter Fahrzeuge ausweichend, schoss der Konvoi durch die verwüsteten Straßen Mogadishus. Zwischen den Trümmern zerstörter Häuser auf einem ehemaligen Platz kam er schließlich zum Stehen. Bettelnde Hände drängten sich um die Hecks der weißen Lkw mit dem Emblem von UA. Die Leute wichen zurück, als sie sahen, dass die Männer in den Trucks keine Entwicklungshelfer waren sondern bewaffnete Milizleute, von denen der eine oder andere die Waffe in die Luft richtete und einen Warnschuss abgab.
    Ein Mann in Militäruniform, Mütze und verspiegelter Sonnenbrille kam aus einem nahegelegenen Haus. Die Menge teilte sich vor ihm. Eindeutig zufrieden mit der Angst, die er den Leuten machte, starrte er sie an. Lachend hob er die AK-47 und schoss in die Luft. Aus einem der Lkw sprang ein ähnlich gekleideter Mann. Sie umarmten einander wie alte Freunde.
    Abdi beobachtete sie von der Ladefläche eines der Lkw aus. Er hatte mittlerweile erfahren, dass der erste der beiden Männer Othman Ali Hassan, einer von Somalias mächtigsten und skrupellosesten Kriegsherren, war. Er war es gewesen, der Abdi und seinen Sohn gefangengenommen hatte. Othman und die drei weißen Männer waren nach dem Überfall verschwunden und nicht mit dabei gewesen auf ihrer Fahrt in den Süden.
    Der andere Mann war sein Leutnant, Guleed Omar Awaale, ein nicht weniger tückischer und blutrünstiger Mann, den nichts interessierte außer sein perverser Sinn für Status und Ehre. Er hatte ein kurzes Kinnbärtchen und trug ebenfalls einen kompletten Kampfanzug mit einem Patronengürtel um die Hüfte. Abdi versuchte etwas von ihrem Gespräch zu verstehen.
    »Was jetzt?«, fragte Guleed.
    »Es geht alles wie geplant.«
    »Bist du sicher?« Guleed verengte die Augen zu Schlitzen. »Scheint mir ziemlich riskant.«
    »Ist nun mal unsere Vereinbarung mit denen.«
    »Was wird nach unserem Sieg?«
    »Dann wird die Beute verteilt«, sagte Othman, »wie sonst auch.«
    »Und die Gefangenen?«
    »Wie geplant.«
    Abdi fuhr zusammen. Er und sein Sohn waren die einzigen Gefangenen, die er beim Konvoi gesehen hatte. Alle anderen aus dem Lager hatte man abgeschlachtet

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