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Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Die Somalia-Doktrin (German Edition)

Titel: Die Somalia-Doktrin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
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war früher beim Militär. Dann mussten sie–«
    Es knackte am Fenster. Victors Oberkörper zuckte, fiel nach vorn und landete mit dem Gesicht auf dem Tisch. Dann rutschte er in Zeitlupe wie eine Gliederpuppe seitwärts vom Stuhl. Eine dunkle Lache blieb zurück. Die hohe Lehne des Chefsessels drehte sich. Jim konnte das Einschussloch im Fenster dahinter sehen.
    Er warf sich hinter den Schreibtisch. Die Kugel hatte Victor durchschlagen und Jim um eine Handbreit verfehlt. Jetzt hörte er ein scharfes Zischen, dann flog ein Stück Putz aus der Wand hinter ihm.
    Der Scharfschütze befand sich in dem Gebäude gegenüber. Wahrscheinlich einer von Harrys Leuten. Sie mussten von Victors Zweifeln gehört haben und hatten ihn observiert. Jims Auftauchen war die Bestätigung gewesen und für sie das Signal.
    Jim tastete auf dem Schreibtisch nach dem Telefon. Wenn er den Sicherheitsdienst alarmieren konnte, käme er da vielleicht lebend raus. Er bekam das Telefon zu fassen und zog es auf sich zu. Das Fenster zersprang und eine Kugel riss ihm den Apparat aus der Hand. Er polterte zu Boden, völlig zerstört.
    Der Schütze war ein Profi.
    Jim duckte sich tiefer, bis er fast auf dem Boden lag. Der Mann schoss ihm sonst womöglich durch die Schreibtischplatte in den Kopf. Wenn er nur zur Tür kriechen könnte. Vielleicht bekäme er sie auf, ohne nach der Klinke greifen zu müssen. Aber es lagen mindestens drei ungeschützte Meter zwischen ihm und der Tür, und der Schreibtisch war nicht hoch genug, um ihm Deckung zu bieten.
    Kalte Luft kam durch das zerschossene Fenster. Draußen grollte dumpf der Verkehr.
    Er musste es einfach versuchen. Er zog den Sessel zu sich herüber, auf dem er gesessen hatte. Er ließe sich zur Ablenkung in die andere Richtung schieben.
    Es klopfte an der Tür. Eine Frau steckte ihren runden Kopf herein, riss dann die Augen auf, als sie Jim auf dem Boden sah. Dann bemerkte sie Victors Leiche in ihrem Blut.
    Sie schrie.
    Sie würde sich eine Kugel einfangen, wenn sie stehen blieb. Jim kroch auf sie zu, griff nach ihrem Rock und zog sie zu sich hinab. Sie schrie noch lauter und fiel zu Boden. Zappelnd versuchte sie sich ihm zu entwinden. Jim hörte das Murmeln der überraschten Angestellten im Büro nebenan.
    Gips explodierte über Jims Kopf. Jim kletterte über die Frau hinweg und kroch durch die offene Tür. Auf der anderen Seite sprang er auf die Beine und sprintete die Schreibtischreihen entlang auf das Treppenhaus zu. Er hörte die Rufe der Angestellten hinter sich.
    Mit beiden Ellbogen arbeitete er sich durch die Leute, die vor dem Aufzug warteten. Jemand schrie auf und schlug die Scheibe des Feueralarms ein. Die Sirene begann zu kreischen. Jim trat die Tür zur Nottreppe auf. Drei, vier Stufen auf einmal nehmend, sprang er nach unten, stolperte, rollte eine ganze Treppe hinab, knallte dann auf dem Zwischenstock gegen die Wand. Unter dem Kreischen des Feueralarms kam er wieder auf die Beine und rannte weiter, den Rest der Treppe hinab.
    Im Erdgeschoß stürzte er in die Halle. Drei Sicherheitsleute drehten sich verwirrt nach ihm um. Als der erste ihn erblickte, rief er ihn an. Mit der Wucht einer Dampframme stieß Jim sich an dem Trio vorbei.
    Er stürzte hinaus auf die Straße, mitten hinein in eine herrenlose Herde Ministeriumsangestellter, die aus dem Gebäude quollen, um dann draußen herumzustehen. Einige blickten nach oben, als erwarteten sie, das Ministerium jeden Augenblick in Flammen aufgehen zu sehen. Wenigstens boten sie ihm Schutz vor dem Scharfschützen. Er spurtete über die Straße und wäre um ein Haar von einem Auto erfasst worden, bevor er durch eine Gruppe von Glasgebäuden lief. Erst dann sah er sich um. Niemand folgte ihm. Besser, er drosselte das Tempo, um nicht unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Einen Augenblick dachte er daran, sich den Schützen zu schnappen. Aber das war zu riskant. Es würde dort bald nur so wimmeln vor Polizei.
    Das Beste war, so schnell wie möglich zu verschwinden, unterzutauchen und seinen nächsten Zug zu planen.

Kapitel 39
    London, England
26. September 2003
    Jim blickte in die andere Richtung, um sein Gesicht vor den Polizeifahrzeugen zu verbergen, die an ihm vorbei in Richtung des Ministeriums rasten. Um ein Haar hätte er einen Mann im schwarzen Hemd umgerannt. Der schoss ihm einen bösen Blick zu. Erst dann fiel der Groschen.
    »Jerome!«
    Jerome wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Mann, haben Sie mir einen Schreck

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