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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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Karawane von Pickups gefolgt. Er hatte Maryns Volvo entdeckt, der neben dem Haus stand, und in sich hineingegrinst. Sie war also noch da.
    Als die Arbeiter um sechs Uhr Feierabend machten, war es keine Schwierigkeit, auf das Nachbargrundstück zu fahren und den Wagen hinter den Grundmauern eines ausgebrannten Hauses zu verstecken.
    Es war unmenschlich heiß gewesen, doch als es schließlich dunkel wurde, konnte er die Umrisse der Frauen im Haus herumlaufen sehen. Bisher hatte er Maryn noch nicht entdeckt, doch das war nicht wichtig. Er wusste, dass sie da war. Und er konnte es sich leisten, Geduld zu haben.
    Gegen neun Uhr wurde schließlich das Licht gelöscht, eine Lampe nach der anderen. Er stieg aus seinem Fahrzeug, schlich sich zu einem Holzstapel, der nur wenige Stunden zuvor abgeladen worden war, und beobachtete, wie die Frauen das baufällige alte Haus verließen und sich in einen roten Van quetschten. Die drei Fremden waren schick gekleidet, so als wollten sie ausgehen, nur Maryn nicht. Er lächelte, als er sie erblickte, unauffällig mit einer billigen Jeans und einem weiten T-Shirt, das Haar hochgesteckt unter einer Baseballkappe. Als ob sie das unkenntlich machen würde für jemanden, der die wahre Maryn Vance kannte.
    Ebbtide war eine marode Ruine mit dicken Balken, Wänden aus Zedernplanken und schweren Holztüren. Die Schlösser jedoch waren alles andere als schwer. Ohne Probleme hatte er das verrostete Schloss der Küchentür hinterm Haus geknackt. Drinnen hatte er sich schnell alle Schlafzimmer angesehen, um sich zu vergewissern, welches Maryn gehörte. Als er entdeckte, dass sie als einzige von allen Frauen ihre Zimmertür verriegelt hatte, fluchte er vor sich hin. Nicht dass ihn das groß aufgehalten hätte. Von draußen hatte er das offene Fenster zum Strand und die altmodische Galerie gesehen, die im zweiten Stock am Haus entlanglief. Es war nicht schwer gewesen, die Tür zum Speicher und das entsprechende Fenster zu finden. Nach den frischen Splittern an der Speichertür zu urteilen, hatte vor kurzem schon einmal jemand diesen Weg in Maryns Zimmer gewählt.
    Und wie praktisch es war, freute er sich, dass sich ihm so eine problemlose Fluchtmöglichkeit bot: die Treppe führte direkt von Maryns Zimmer nach unten. Von dort war es ein Katzensprung zum ausgebrannten Nachbarhaus, wo sein Auto auf ihn wartete.
    Wie es aussah, war das Timing einwandfrei. Der Aufbruch der Frauen stand kurz bevor. Marnys Reisetasche war bereits gepackt. Schnell hatte er die Laptoptasche gefunden, tief in ein Fach im Schrank versteckt. Er setzte sich auf den einzigen Stuhl im Zimmer und wartete. Er hatte alle Zeit der Welt.

    Während Ellis mit Julia tanzte, warf sie immer mal wieder einen Blick zur Theke. Sie war überzeugt, dass Ty extra wegsah. Tja, wenn das so war … Sie nahm Julia an der Hand, zog sie wieder zu den beiden anderen und bestellte noch einen Drink.
    »Ist sie betrunken?«, fragte Madison leise und blickte von Dorie zu Julia.
    »Betrunken oder verliebt, das ist auf jeden Fall nicht die Ellis, die wir kennen«, sagte Julia düster, und Dorie nickte zustimmend.
    Julia schaute beiläufig zur Theke hinüber. Zu ihrer Genugtuung sah sie, dass Ty mit einer älteren blonden Frau ins Gespräch vertieft war. Hektisch wies er auf seine Uhr. Die Blondine schüttelte den Kopf, doch kurz darauf steuerte er auf den Ausgang zu. Es war halb zwölf.
    Ellis hatte sich die ganze Zeit gefragt, ob Ty wohl doch noch an den Tisch kommen würde, um vielleicht ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen oder sie sogar zum Reden nach draußen zu holen. Jetzt sah sie jedoch, dass er zum Ausgang eilte, und ihr Mut sank. Den ganzen Tag war er nicht mal in die Nähe des Hauses gekommen. Seiner Meinung nach hatten sie sich wohl bereits voneinander verabschiedet.
    Sie griff zu ihrem vernachlässigten Glas, schluckte die Hälfte seines wässrigen Inhalts und rief: »Mädels, jetzt noch mal ab auf die Tanzfläche!«
    Dorie sah Madison an und zuckte mit den Schultern. »Komm!«, sagte sie. »Es ist unser letzter Abend. Bringen wir es einfach hinter uns.«
    Ellis trieb alle auf die Tanzfläche, und dann hörten sie die unverwechselbaren ersten Takte. Im nächsten Moment tanzten die vier ausgelassen und sangen lauthals mit bei »Summer Nights« aus dem Musical Grease . Und als sie an die Stelle kamen, wo es hieß, Urlaubsflirts würden nichts bedeuten, sang Ellis Sullivan die Worte mit neu gewonnener Weisheit.

50
    »Das war der Hammer!«, rief Dorie

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