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Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Die Sommerfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Die Sommerfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Kay Andrews
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habe.«
    Julia bekam große Augen. »Wirklich?«
    Ellis trank noch einen Schluck und zwang sich zu lächeln. »Ja, ich bin ein Freak, oder? Elf Jahre ohne Sex. Nah dran an der vierzigjährigen Jungfrau.«
    »Du bist doch kein Freak, Ellis Sullivan!«, sagte Julia empört. Sie zeigte auf ein Pärchen auf der Tanzfläche. Eine Frau, ungefähr im Alter der Freundinnen, drückte die Hüften gegen ihren Tanzpartner, hatte die Arme um seinen Hals geschlungen, die Augen geschlossen, die Lippen geöffnet. »Freaks sind die Weiber, die den nächstbesten Kerl, den sie im Urlaub in einer Kneipe kennenlernen, antanzen oder direkt mit ihm ins Bett gehen.«
    »Das sagst du nur so«, sagte Ellis. »Aber ich weiß es zu schätzen.«
    »Na, gut. Ich werde dich nicht zwingen, mir mehr zu erzählen.« Sie hob eine Augenbraue, so als wolle sie Ellis dennoch herausfordern.
    Ellis leerte ihren Cocktail und biss an. »Na, gut. Wird schon nicht wehtun. Ich meine, das machen schließlich viele Leute …«
    »Ich wusste es«, triumphierte Julia. »Du hast jemanden im Internet gesucht, stimmt’s? Los, raus mit der Sprache! Bei E-Harmony oder bei Partner.com?«
    Ellis schlug die Hände vors Gesicht. »Partner.com. Und zwar in dem Jahr, als ich dreißig wurde. Für das neue Jahr hatte ich diesen dämlichen Vorsatz gefasst, dass ich wieder richtig dabei sein wollte, also, auf dem Markt. Nie wieder! Ich sterbe lieber einsam und allein in einem Doppelbett mit fünfzig Katzen um mich herum und einem Vorrat an Konserven und Klopapier, als das noch mal zu versuchen.«
    Julia rieb sich erwartungsvoll die Hände. »Erzähl mir alles! Lass bloß nichts aus, nicht das kleinste Detail!«
    »Es waren nur drei Monate«, sagte Ellis. »Zwei Frauen bei mir in der Bank lernten ihre Männer auf diese Weise kennen, das waren total normale, durchschnittlich bis überdurchschnittlich nette Kerle. Ich glaube, die beiden Kolleginnen erwischten die letzten zwei Normalen auf dem Planeten. Oder aber ich ziehe die Spinner magisch an.«
    »Raus mit der Geschichte!«, drängte Julia.
    Ellis stöhnte. »Ich habe Jahre gebraucht, um diesen ganzen Scheiß zu vergessen. Und jetzt willst du, dass ich den Dreck wieder aufwirbele. Reicht es nicht, wenn ich zugebe, dass ich einen Riesenfehler gemacht habe?«
    »Nein! Jetzt red endlich!«
    »Na, gut«, sagte Ellis und schüttelte sich bei der Erinnerung. »Der erste Typ, Guy, machte anfangs einen ganz netten Eindruck. Wir mailten ein paar Wochen hin und her, bis ich zu der Überzeugung kam, dass er kein irrer Massenmörder war. Wir trafen uns an einem Samstagvormittag in einem Café. Er trug eine Jeans, ein Polohemd, sah gepflegt aus. Alles völlig normal. Bis er bestellte.«
    »Was? Was hat er denn bestellt?«
    »Es war nicht, was er bestellte, sondern wie er es tat. Also, er ließ die Kellnerin die Bestellung zwei Mal wiederholen, und als sie dann den Kaffee und sein Plunderteilchen brachte, machte er einen großen Aufstand, dass sie etwas verwechselt hätte. Er behauptete, er hätte einen koffeinfreien Kaffee bestellt, aber das stimmte nicht. Ich hatte es ja gehört. Dann meinte er, sein Plunderteilchen wäre trocken, dabei schmeckte es ganz normal. Fünf Minuten lang quälte er das arme Mädchen, bis sie anfing zu weinen, und anschließend gab er ihr so gut wie kein Trinkgeld.«
    Julia verdrehte die Augen. »Das ist echt peinlich. Ich nehme an, du hast Guy nie wieder gesehen.«
    »Nie mehr«, stimmte Ellis ihr zu. »Aber der letzte Typ war am schlimmsten … Den Namen habe ich verdrängt.«
    »Hast du nicht.«
    »Na, gut, er hieß Brad. Ich habe ihn hinterher für mich immer Brech genannt.«
    »Was stimmte denn nicht mit Brad?«
    »Er war vielleicht der bestaussehende Typ, mit dem ich je ausgegangen bin. Also, echt superhübsch. Braungebrannt, Muskeln, elegantes Auftreten. Er lud mich in ein wirklich nettes italienisches Restaurant ein. Und natürlich bestellte er auf Italienisch, was ein klein bisschen abtörnte, ich meine, wer bestellt schon komplett alles auf Italienisch?«
    »Du kannst nichts gegen einen Typ haben, nur weil er Italienisch spricht.«
    »Jaja, du hast recht. Aber es war nicht nur das Italienisch, das so abtörnte, sondern dass er bei unserem ersten Treffen … nichts drunter anhatte!«
    Julia lachte schallend los. »Im Ernst? Woher willst du das wissen? Vielleicht hatte er ja, keine Ahnung, irgendwas tief Geschnittenes an.«
    Ellis wurde puterrot und kicherte. »Ich weiß es einfach, ja? Der war total

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