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Die Sonate des Einhorns

Die Sonate des Einhorns

Titel: Die Sonate des Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter S. Beagle
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Joey näher, achtete darauf, daß er zwischen ihr und dem Flußufer blieb, für alle Fälle. Sie sagte: »Das war die schönste Frau, die ich je gesehen habe. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nie so sehr gefürchtet.«
    Indigo antwortete nicht. Joey sagte: »Übrigens. Danke, daß du mir das Leben gerettet hast.«
    »Eben habe ich es wieder getan«, gab Indigo zurück. »Eine Fluß-Jalla ist an Land sehr viel schneller als deine kleine BachJalla-Freundin. Ist sich Ko eigentlich im klaren darüber, wie dumm du bist?«
    Augenblicklich wurde Joey puterrot: »Ich weiß, daß ich nicht an einen Fluß gehen darf! Ich bin nur hier herunter gekommen, weil ich mit dir sprechen wollte! Was hast du eigentlich gegen mich?«
    »Du gehörst nicht hierher.« Indigos Stimme blieb in ihren Gedanken tonlos und unnachgiebig. »Du hast in Shei’rah absolut nichts verloren.«
    »Ach, aber du gehörst in meine Welt?« Jetzt schrie Joey, als wäre er ihr Bruder. »Wieso zum Teufel rennst du in Woodmont, Kalifornien, herum und versuchst, dein Horn gegen Gold einzutauschen?« Sie hielt inne, als sie ihre eigenen Worte hörte. »Ach, das war es«, flüsterte sie langsam. »Es war wirklich dein Horn, das du Mr. Papas gezeigt hast.«
    Abrupt wandte sich Indigo vom Fluß ab und begann, den steinigen Hang zu erklimmen, während Joey plappernd an seinen Hufen hing. »Es war deins, oder? Einhörner sterben nicht, also muß es dein eigenes gewesen sein. Habe ich recht? Ich weiß, daß ich recht habe.«
    Das weiße Einhorn lief ihr voraus, bis sie es buchstäblich an einem Felsen, der doppelt so groß war wie Joey, in die Enge getrieben hatte. Indigo hätte ihn leicht überwinden können, und sie hätte sich hoffnungslos abmühen müssen. Statt dessen drehte er sich zu ihr um, die tiefblauen Augen groß und trotzig. »Und wenn es so wäre?«
    Joey starrte ihn an. »Aber das kannst du doch nicht tun! Ohne dein Horn kannst du die Grenze nicht mehr überschreiten, und wenn du nicht mehr zurück nach Shei’rah gehen kannst, dann mußt du sterben! Sinti hat es mir erzählt!«
    »Ach, natürlich«, sagte Indigo. »Der gelehrte Lord Sinti, unser aller Meister, Führer und Berater der Außerweltlichen. Sinti, der Noble, der Allwissende, der Geheimnisvolle. Sinti, der Lügner.«
    »Was redest du denn da?« Es hatte höhnisch und verächtlich klingen sollen, doch irgend etwas in Indigos Haltung machte sie heiser und ließ sie stammeln. »Sinti ist kein Lügner!«
    »Sinti und alle anderen auch«, sagte Indigo ausdruckslos. »Fireez, Lisha und alle großen Ältesten. Alles Lügner.«
    »Gut«, sagte Joey. »Gut.« Sie war entschlossen, sich zu beherrschen. »Reden wir übers Lügen. Du hast doch Mr. Papas gesagt, du brauchtest Gold, weil du so viel umherreist. Du bist ein Einhorn, du lebst in Shei’rah … was willst du mit Gold, mit Reisen? Ich meine, um Himmels willen, du bist doch schon hier? «
    Lange starrte Indigo sie an, während Joey zu dem merkwürdigen Schluß kam, daß er genau wie die parfümierte Badeseife in Fischform roch, die sie als kleines Kind so sehr geliebt hatte. Dann bäumte er sich auf, so plötzlich, daß sie erschrocken zurückwich, und dieses Mal sprang er über den Felsen, wobei seine Hufe diesen ganz leicht streiften, mit einem Geräusch so sanft wie das Knistern von Haar, wenn es gebürstet wird. Joey versuchte nicht, ihm zu folgen. Langsam und schwitzend kletterte sie auf ihren steinernen Sessel zurück und betrachtete lange den Fluß, überlegte, ob sich die Fluß-Jalla wohl noch einmal zeigen würde, und fürchtete sich ein wenig davor.
    Die kleinen, drachengleichen Wesen, die Shendi, faszinierten sie unglaublich, und sie verbrachte ein gut Teil ihrer Zeit damit, im hohen Gras zu liegen und eine ganz bestimmte Familie zu beobachten, die eine flache Höhle nicht weit von der Stelle bewohnte, an der sie den zweiköpfigen Jakhao gesehen hatte. Die Eltern ignorierten sie entweder oder stürmten ihr entgegen, wobei sie sich wie wild gewordene Teekessel anhörten; doch die Kinder waren so neugierig wie sie, und eines frühen Morgens hatte sich Joey mit angehaltenem Atem nah genug an eines von ihnen herangeschlichen, um seine schmalen, hornigen Lippen, die grün wie Gras waren, und die weiß-goldenen Pupillen seiner Augen erkennen zu können, als ein Rascheln hinter ihr es in den winzigen Schatten seiner Mutter huschen ließ.
    Als sie sich eher verärgert als ängstlich umwandte, sah sie Ko.
»Es wird Zeit«, sagte der

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