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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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viel, was wir machen können; wir können schon an mehreren Orten gleichzeitig sein, und das ist total normal. Ich meine, guck dich doch mal um.«
    Ich verdrehe den Kopf und verstehe, was sie meint: Dut zende Leute, die an kleinen Tischen sitzen, alle über Handys gebeugt, die ihnen Orte anzeigen, die nicht existieren und trotzdem irgendwie interessanter sind als das Gourmet Grotto.
    »Und es ist nicht verrückt, es ist kein bisschen Science- Fiction, es ist …« Sie spricht etwas langsamer und ihr Blick trübt sich. Ich glaube, sie denkt, dass sie sich zu sehr hineinsteigert. (Woher weiß ich das? Hat mein Hirn eine App dafür?) Ihre Wangen sind gerötet und sie sieht toll aus, wie ihr Blut an die Hautoberfläche steigt.
    »Naja«, sagt sie schließlich, »ich finde nur, es ist vollkommen vernünftig, sich die Singularität vorzustellen.«
    Ich muss über ihre Ernsthaftigkeit lächeln und schätze mich glücklich, dass dieses schlaue und optimistische Mädchen hier mit mir zusammen in der verstrahlten Zukunft herumsitzt, tief unter der Erdoberfläche.
    Ich finde, der Moment ist gekommen, ihr die aufgemotzte 3-D-Buchhandlung zu zeigen, jetzt auch mit unglaublicher Zeitreihenfunktion. Sie wissen schon: nur ein Prototyp.
    »Das hast du letzte Nacht gemacht?«, sagt sie sichtlich erstaunt. »Sehr beeindruckend.«
    Ich erwähne nicht, dass ich die ganze Nacht und den halben Vormittag dafür gebraucht habe. Kat hätte so was wahrscheinlich in einer Viertelstunde zusammengebastelt.
    Wir sehen zu, wie die bunten Lichter einander umkreisen. Ich spule die Animation zurück, und wir schauen sie uns noch mal an. Ich erkläre ihr die Sache mit Imbert – die prophetische Macht des Prototyps.
    »Könnte Zufall sein«, sagt Kat und schüttelt den Kopf. »Wir brauchen mehr Datenmaterial, um feststellen zu können, ob es wirklich ein Muster gibt. Ich meine, vielleicht projizierst du nur. Wie das Gesicht auf dem Mars.«
    Oder wenn man sich total sicher ist, dass ein Mädchen einen mag und sich dann herausstellt, dass das nicht der Fall ist. (Auch das sage ich nicht laut.)
    »Hast du noch mehr Daten, die wir in die Visualisierung einspeisen können? Das hier umfasst nur einen Zeitraum von ein paar Monaten, oder?«
    »Naja, es gibt auch noch andere Logbücher«, sage ich. »Aber die enthalten eigentlich keine Daten – nur Beschreibungen. Und es würde Ewigkeiten dauern, sie in den Computer zu tippen. Es ist alles handschriftlich, und ich kann ja kaum meine eigene …«
    Kats Augen leuchten: »Ein natürliches Sprachkorpus! Ich suche schon lange nach einem Grund, den Bücherscanner zu benutzen.« Sie grinst und klatscht mit der Hand auf die Tisch platte. »Wir haben eine Maschine für so was. Du musst das alles zu Google bringen.«
    Sie hüpft ein bisschen auf ihrem Sitz, und als sie das Wort Korpus sagt, formen sich ihre Lippen zu einem süßen Schnütchen.

DER GERUCH VON BÜCHERN
    M eine Mission: ein Buch aus einer Buchhandlung herauszuschaffen. Wenn es gelingt, könnte ich vielleicht etwas Interessantes über diesen Laden und seinen Zweck erfahren. Wichtiger noch: Ich könnte Kat beeindrucken.
    Ich kann das Logbuch nicht einfach mitnehmen, weil Penumbra und Oliver es auch benutzen. Das Logbuch gehört zur Buchhandlung. Wenn ich darum bitte, es mit nach Hause nehmen zu dürfen, brauche ich einen guten Grund, und mir fällt irgendwie kein guter Grund ein. Hey, Mr. Penumbra, ich würde meine Skizze von Tyndall gern mit Wasserfarben übermalen? Super Idee.
    Es gibt noch eine weitere Möglichkeit. Ich könnte ein anderes Logbuch nehmen, ein älteres – nicht IX , sondern VIII oder sogar II oder I . Aber das könnte riskant sein. Einige dieser Logbücher sind sogar noch älter als Penumbra, und ich habe Angst, dass sie bei der bloßen Berührung auseinanderfallen. Darum ist wahrscheinlich das letzte ausgediente Log buch, VIII , das sicherste und widerstandsfähigste Exemplar … aber es ist auch das in greifbarster Nähe. Man sieht VIII jedes Mal, wenn man das aktuelle Logbuch wieder ins Regal schiebt, und ich bin mir sicher, dass Penumbra dessen Fehlen bemerken würde. Gut, dann vielleicht VII oder VI  …
    Ich hocke hinter dem Schreibtisch, steche mit dem Finger in Buchrücken, um deren strukturelle Integrität zu testen, als das Glöckchen über der Tür klingelt. Hastig springe ich auf – es ist Penumbra.
    Er wickelt sich den dünnen grauen Schal vom Hals und dreht eine ungewöhnliche Runde durch den vorderen Teil des

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