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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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Minimuskeln, die alles verbinden.
    Kats Minimuskeln sind sehr attraktiv.
    Sie sagt: »Hast du es schon mal mit der Visualisierung von Zeitreihen probiert?«
    »Noch nicht, nicht richtig, nein.« Ich weiß ja nicht mal, was das ist.
    »Bei Google verwenden wir sie manchmal für Search Logs«, sagt sie. »Das ist cool – man kann dabei zusehen, wie sich irgendeine neue Idee blitzartig in der Welt verbreitet, wie eine kleine Epidemie. Und dann, nach einer Woche, ist sie wieder erloschen.«
    Ich finde, das hört sich interessant an, aber vor allem, weil das Mädchen interessant ist.
    Kats Handy gibt ein helles Ping! von sich, und sie wirft einen Blick darauf. »Oh«, sagt sie, »mein Bus.« Ich verfluche das städtische Transportsystem wegen seiner gelegentlichen Pünktlichkeit. »Ich kann dir zeigen, was ich mit dem Zeitreihenzeugs meine«, sagt sie vorsichtig. »Hättest du Lust, dass wir uns mal treffen?«
    Aber ja, ich hätte eindeutig Lust. Vielleicht schenke ich ihr sogar einfach das Tufte-Buch. Ich bringe es mit, eingewickelt in braunes Packpapier. Moment – wäre das übertrieben? Es ist ein teures Buch. Vielleicht gibt es eine Taschenbuchausgabe, die nicht ganz so aufdringlich wirkt. Ich könnte sie bei Amazon bestellen. Aber das ist bescheuert, ich arbeite doch in einer Buchhandlung. (Ob Amazon es schnell genug verschicken könnte?)
    Kat wartet immer noch auf eine Antwort. »Klar«, piepse ich.
    Sie kritzelt ihre E-Mail-Adresse auf eine der Penumbra-Postkarten: katpotente@  – natürlich – gmail.com . »Ich hebe mir meinen Coupon für ein andermal auf«, sagt sie und wedelt mit dem Handy. »Bis bald.«
    Sobald sie weg ist, logge ich mich ein und überprüfe meine hyperzielgerichtete Anzeigenkampagne. Habe ich zufällig das Kästchen mit »hübsch« angekreuzt? (Oder »Single«?) Kann ich mir diese Markteinführung leisten? Rein umsatzmäßig war sie eine Pleite: Ich habe keine Bücher verkauft, weder teure noch sonst irgendwelche. Tatsächlich bin ich mit einem Dollar in den Miesen, wegen der bekritzelten Karte. Aber es besteht kein Anlass zur Sorge. Von meinem ursprünglichen Etat von elf Dollar hat mir Google nur siebzehn Cent abgezogen. Im Gegenzug habe ich mit meiner Anzeige einen einzigen Treffer gelandet – einen einzigen, perfekten Treffer –, der vor ganz genau dreiundzwanzig Minuten geliefert wurde.
    Später, nachdem mich eine Stunde der spätnächtlichen Isolation und die Inhalation von Lignindämpfen wieder ernüchtert haben, mache ich zweierlei.
    Erstens: schreibe ich Kat eine E-Mail und frage sie, ob sie morgen mit mir lunchen will, einem Samstag. Ich bin manchmal durchaus der zaghafte Typ, aber auch überzeugt davon, dass man das Eisen schmieden muss, solange es heiß ist.
    Dann: google ich »Visualisierung von Zeitreihen« und beginne an einer neuen Version meines Modells zu arbeiten, weil ich glaube, sie vielleicht mit einem Prototyp beeindrucken zu können. Ich stehe total auf Mädchen, die man mit einem Prototyp beeindrucken kann.
    Die Idee dabei ist, die zeitliche Abfolge der ausgeliehenen Bücher animiert darzustellen, statt sie alle auf einmal zu zeigen. Als Erstes übertrage ich weitere Autorennamen, Titel und Leihfristen aus dem Logbuch auf meinen Laptop. Dann fange ich an zu hacken.
    Programmieren ist nicht immer ein und dasselbe. Normale Schriftsprachen haben auch verschiedene Rhythmen und Redewendungen, oder? Also, mit den Programmiersprachen verhält es sich genauso. Die Sprache namens C besteht aus lauter barschen Befehlen, das ist dann nahezu nackter Computer-Sprech. Die Sprache, die Lisp heißt, ist wie ein ge zwirbelter Schachtelsatz, mit lauter Nebensätzen, und tatsäch lich so lang, dass man unterwegs meistens vergisst, worum es ursprünglich eigentlich ging. Die Sprache namens Erlang ist genau so, wie sie klingt: exzentrisch und skandinavisch. Ich kann in keiner dieser Sprachen programmieren, weil sie alle zu schwer für mich sind.
    Aber Ruby, seit NewBagel die Sprache meiner Wahl, wurde von einem fröhlichen japanischen Programmierer erfunden, und sie liest sich wie freundliche, verständliche Lyrik. Bill Gates, vermittelt von den Teletubbys.
    Aber natürlich ist der Knackpunkt bei einer Programmiersprache, dass man sie nicht nur liest; man schreibt sie auch. Man bringt ihr bei, etwas für einen zu tun. Und darin, finde ich, ist Ruby unschlagbar:
    Stellen Sie sich vor, Sie kochen. Aber anstatt dem Rezept Schritt für Schritt zu folgen und zu hoffen, dass es

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