Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
Vom Netzwerk:
sich am Kinn, und sein Blick schweift in weite Fernen. »Vielleicht«, sagt er endlich, »ist es an der Zeit, wieder etwas von der Energie zu generieren, die ich vor einunddreißig Jahren hatte. Ich werde darüber nachdenken, mein Junge.«
    Ich habe mein Vorhaben, eins der alten Logbücher zu Google zu bringen, nicht aufgegeben. Zu Hause in der Wohnung liege ich im Schatten von Matropolis auf der Couch und trinke ein Bier, obwohl es sieben Uhr morgens ist, und ich erzähle Mat meine Geschichte, der gerade winzige Einschusslöcher in die Oberfläche eines festungsähnlichen Gebäudes mit blasser marmorierter Fassade bohrt. Sofort heckt er einen Plan aus. Darauf habe ich gebaut.
    »Ich kann eine perfekte Kopie davon machen«, sagt er. »Gar kein Problem, Jannon. Bring mir nur die Referenzbilder.«
    »Aber die einzelnen Seiten kannst du nicht kopieren, oder?«
    »Nur das Drumherum. Den Einband, den Buchrücken.«
    »Und was ist, wenn Penumbra die perfekte Kopie aufschlägt?«
    »Wird er nicht. Du hast doch gesagt, dass das Buch in irgendeinem Archiv steht, stimmt’s?«
    »Stimmt –«
    »Also ist das Drumherum wichtig. Die Leute wollen, dass die Dinge echt sind. Wenn du ihnen einen Grund zu der Annahme gibst, glauben sie dir.« Aus dem Mund eines Special-Effects-Genies klingt dieser Satz nicht einmal unüberzeugend.
    »Okay, also brauchst du nur Bilder?«
    »Gute Bilder.« Mat nickt. »Viele. Aus jedem Winkel. Helles, gleichmäßiges Licht. Du weißt doch, was ich meine, wenn ich helles, gleichmäßiges Licht sage?«
    »Keine Schatten?«
    »Keine Schatten«, bestätigt er, »was dort natürlich unmög lich ist. Es ist mehr oder weniger rund um die Uhr ein Schattenladen.«
    »Absolut. Zwielicht und Büchergeruch, wir führen alles.«
    »Ich könnte ein paar Lampen hinbringen.«
    »Ich glaube, damit würde ich auffliegen.«
    »Okay. Vielleicht wird’s auch mit ein paar Schatten gehen.«
    Der Plan ist also beschlossen. »Apropos zwielichtig«, sage ich, »wie läuft’s mit Ashley?«
    Mat schnieft. »Ich mache ihr auf traditionelle Weise den Hof«, sagt er. »Und außerdem darf ich in der Wohnung nicht darüber sprechen. Aber am Freitag geht sie mit mir essen.«
    »Interessantes Schubladendenken.«
    »Unsere Mitbewohnerin besteht ausschließlich aus Schubladendenken.«
    »Hat sie … ich meine … worüber redet ihr beiden?«
    »Wir reden über alles, Jannon. Und, ist dir klar –« er zeigt auf die Marmorfestung – »dass sie diese Schachtel gefunden hat? Sie hat sie in ihrem Büro aus dem Papierkorb geangelt.«
    Erstaunlich. Felsenkletternde, Risotto kochende PR -Karrierefrau Ashley Adams trägt zum Bau von Matropolis bei. Vielleicht ist sie ja doch nicht so ein Android.
    »Ein echter Fortschritt«, sage ich und proste ihm mit der Bierflasche zu.
    Mat nickt. »Echter Fortschritt.«

DIE PFAUENFEDER
    A uch ich mache Fortschritte: Kat lädt mich zu einer Party bei sich zu Hause ein. Dummerweise kann ich nicht. Ich kann überhaupt nie auf Partys, weil meine Schicht im Laden genau zur selben Zeit anfängt wie die meisten Partys. Das tut weh; Kat spielt mir den Ball zu, aber mir sind die Hände gebunden.
    schade , tippt sie. Wir chatten auf Gmail.
    Ja, echt schade. Obwohl, warte mal: Kat, du bist doch der Meinung, dass wir alle eines Tages unsere Körper abstreifen und in einer Art dimensionslosem digitalem Verzückungszustand leben, richtig?
    richtig!!
    ich wette, das würdest du nicht ausprobieren wollen.
    was meinst du damit?
    Das meine ich damit: Ich komme, aber per Laptop – per Videochat. Du musst meine Begleiterin sein: mich herumtragen, mich den Leuten vorstellen. Macht sie nie.
    omg genial! ja, so wird’s gemacht! du musst dich aber schick machen. und was trinken.
    Sie macht es. Aber: Warte mal, ich bin dann in der Arbeit, ich darf nichts trinken –
    musst du aber. sonst wär’s ja keine party, oder?
    Ich spüre da einen Widerspruch zwischen Kats Idee von einer körperlosen Zukunft und ihrem Beharren auf Alkoholgenuss, aber ich will ein Auge zudrücken, denn ich gehe auf eine Party.
    Es ist 22 Uhr und ich sitze bei Penumbra hinter dem Schreibtisch am Eingang. Ich trage einen dünnen grauen Pulli über einem blau gestreiften Hemd und als Gag, den ich hoffentlich später am Abend zur allgemeinen Belustigung anbringen kann, Hosen in einem verrückten lila Paisleymuster. Kapiert? Weil mich ja von der Taille abwärts niemand sehen kann – okay, Sie haben’s kapiert.
    Kat geht um 10.13 Uhr online, und ich

Weitere Kostenlose Bücher