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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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gehe zum Schnapsladen an der Ecke und hole mir ein paar Chips.
    Die nächsten zwanzig Minuten stehe ich auf dem Bürgersteig, kaue stumm meine Fritos, wische mir die Hand am Hosenbein ab und habe keine Ahnung, was ich als Nächstes tun soll. Nach Hause gehen und morgen wiederkommen? Penum bra im Telefonbuch nachschlagen und versuchen, ihn anzurufen? Vergessen Sie’s. Ich weiß auch so, dass Penumbra nicht im Telefonbuch steht, und außerdem habe ich keine Ahnung, wo man so ein Ding überhaupt herbekommt.
    Ich stehe da und versuche mir was Schlaues einfallen zu lassen, als ich eine vertraute Gestalt die Straße heraufschweben sehe. Es ist nicht Penumbra; er schwebt nicht. Das ist – es ist Ms. Lapin. Ich ducke mich hinter eine Mülltonne (wieso habe ich mich gerade hinter eine Mülltonne geduckt?) und sehe zu, wie sie zum Laden gleitet, nach Luft ringt, als sie nah genug ist und den verwaisten Zustand erkennt, und dann zur Eingangstür stürzt, wo sie sich auf die Zehenspitzen stellt, um das Geschlossen-(bis auf Weiteres) -Schild zu inspizieren, die Nase gegen das Glas gedrückt, zweifellos in diese drei Worte eine tiefe Bedeutung hineinlesend.
    Dann schaut sie sich auf der Straße einmal verstohlen nach rechts und links um, und als sie mir ihr blasses ovales Gesicht zuwendet, liegt darin ein Ausdruck von Anspannung und Angst. Sie dreht sich um und schwebt wieder in die Richtung davon, aus der sie gekommen ist.
    Ich werfe meine Fritos in die Tonne und gehe ihr nach.
    Lapin verlässt den Broadway und wählt einen kleinen Weg Richtung Telegraph Hill. Sie läuft in gleichmäßigem Tempo, selbst als der Weg unter ihr ansteigt; sie ist genau die Art kleine Exzentrikerin, die so etwas kann. Ich ächze und stöhne, haste einen Straßenblock hinter ihr her, bemühe mich, Schritt zu halten. Der sprühkopfartige Coit Tower ragt über uns auf, ein dünner grauer Scherenschnitt, der sich gegen die Schwärze des Himmels abhebt. Mitten in einer engen Straße, die sich entlang der Kontur des Berges nach oben windet, verschwindet Lapin.
    Ich sprinte dorthin, wo sie zuletzt stand, und entdecke eine in den Hang gehauene schmale Steintreppe, die unter einem Baldachin aus Zweigen wie eine steile Gasse zwischen den Häusern hinaufführt. Lapin hat es irgendwie schon halb nach oben geschafft.
    Ich versuche, ihr hinterherzurufen – »Ms. Lapin!« –, bin aber zu sehr außer Atem und bringe nur ein Schnaufen heraus. Also lege ich mich ins Zeug und folge ihr hustend und pustend den Berg hinauf.
    Es ist ruhig auf den Stufen. Aus den winzigen Fenstern der Häuser links und rechts strömt Licht; es ergießt sich auf die Äste über mir. Weiter vorn höre ich lautes Rascheln und ein vielstimmiges Kreischen. Im nächsten Augenblick stürzt mir in dem baumgesäumten Tunnel eine Schar aufgeschreckter wilder Papageien entgegen und entkommt in den offenen Nachthimmel. Flügelspitzen streifen meinen Kopf.
    Weiter oben höre ich ein scharfes Klicken, gefolgt von einem Knarren, und sehe dann, wie sich ein Lichtspalt zu einem Quadrat ausweitet. Der Schatten des Objekts, das ich verfolge, schreitet hindurch, dann wird es wieder schwarz. Rosemary Lapin ist zu Hause.
    Ich schleppe mich zum Treppenabsatz und setze mich auf eine Stufe, um Luft zu holen. Diese Dame hat eine unglaubliche Kondition. Vielleicht ist sie ja federleicht und hat Vogelknochen. Vielleicht ist sie ein wenig pneumatisch, wie ein Luftballon. Ich blicke zurück auf den Weg, über den wir gekommen sind, und durch die Borte aus schwarzen Zweigen kann ich die Lichter der weit unter uns liegenden Stadt sehen.
    Im Haus klirrt und klappert Geschirr. Ich klopfe an Ms. Lapins Tür.
    Es folgt ein langes, misstrauisches Schweigen. »Ms. Lapin?«, rufe ich. »Ich bin’s, Clay, von der, äh, von der Buchhandlung. Der Verkäufer. Ich wollte Sie nur eine Kleinigkeit fragen.« Oder vielleicht eine ganze Menge.
    Das Schweigen zieht sich in die Länge. »Ms. Lapin?«
    Ich sehe, wie ein Schatten den Lichtstreifen unter der Tür durchschneidet. Schwankend hängt er da – und dann scheppert das Schloss und Ms. Lapin linst heraus. »Hallo«, sagt sie freundlich.
    Ihr Heim ist der Bau eines bibliophilen Hobbits – niedrig, eng und vollgestopft mit Büchern. Es ist klein, aber nicht ungemüt lich; es riecht stark nach Zimt und ein kleines bisschen nach Hasch. Vor einem ordentlichen Kamin steht ein Lehnstuhl.
    Lapin sitzt aber nicht darin. Sie steht mit dem Rücken zur Wand in der Ecke ihrer

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