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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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formiert sich, sage ich: Ich habe einen Schurken (das bin ich), einen Zauberer (das ist Kat). Jetzt brauche ich noch einen Krieger. (Wieso besteht eigentlich ein typisches Abenteuertrio immer aus einem Zauberer, einem Krieger und einem Schurken? Im Grunde sollten es ein Zauberer, ein Krieger und ein Millionär sein. Denn wer kommt sonst für die vielen Schwerter und Zaubereien und Hotelzimmer auf?)
    Neels Augen leuchten. Ich wusste, dass das die richtige rhetorische Strategie sein würde. Als Nächstes zeige ich ihm die 3-D-Buchhandlung, aus der sich der verrunzelte und mysteriöse Gründer herausschält.
    Er hebt die Brauen. Er ist beeindruckt. »Ich hatte keine Ahnung, dass du codieren kannst«, sagt er. Seine Augen werden wieder schmal und seine Bizepse zucken. Er denkt nach. Schließlich sagt er: »Möchtest du das einem meiner Leute hier überlassen? Igor, guck dir das mal –«
    »Neel, nein. Die Grafik spielt bei der Sache keine Rolle.«
    Igor beugt sich trotzdem vor. »Ich finde, sieht nett aus«, sagt er gutmütig. Cleopatra auf dem Monitor hinter ihm hat Gitternetzwimpern.
    »Neel, ich muss nur nach New York fliegen. Morgen.« Ich betrachte ihn mit einem wissenden Blick, in dem sich unsere lange Freundschaft spiegelt. »Und Neel … ich brauche einen Krieger.«
    Er guckt mich skeptisch an. »Ich glaube nicht, dass ich hier wegkann … es ist gerade eine Menge zu tun.«
    »Aber es ist ein Rockets-&-Warlocks-Szenario. Das hast du selbst gesagt. Wie oft haben wir uns so etwas wie das hier ausgedacht? Jetzt ist es Wirklichkeit.«
    »Ich weiß, aber wir bringen bald eine große Neuerscheinung raus, und –«
    Ich senke meine Stimme: »Fang jetzt bloß nicht an zu kneifen, Nilric Quarter-Blood.«
    Das ist ein Schlag unter die Gürtellinie, ein Stoß in den Bauch mit dem vergifteten Dolch eines Schurken, und wir wissen es beide.
    »Neel … reek?«, wiederholt Igor erstaunt. Neel funkelt mich böse an.
    »Im Flugzeug gibt’s Wi-Fi«, sage ich. »Diese Leute wer den dich nicht vermissen.« Ich drehe mich zu Igor um. »Oder?«
    Der weißrussische Babbage grinst und schüttelt den Kopf.
    Als ich noch ein Kind war und Fantasyromane las, hatte ich Tagträume von scharfen Zauberinnen. Ich hätte nie gedacht, dass ich wirklich einmal eine kennenlernen würde, aber das nur, weil ich nicht ahnen konnte, dass einmal Zauberer unter uns sein und wir sie einfach Googler nennen würden. Jetzt bin ich im Zimmer einer scharfen Zauberin, wir sitzen auf ihrem Bett und versuchen, ein unmögliches Problem zu lösen.
    Kat hat mich davon überzeugt, dass wir Penumbra in der Penn Station niemals erwischen. Zu viel Fläche, sagt sie – zu viele Möglichkeiten, wo Penumbra aus dem Zug steigen und auf der Straße verschwinden kann. Sie belegt es mathematisch. Es besteht eine elfprozentige Chance, dass wir ihn erspähen, und wenn uns das nicht gelingt, haben wir ihn komplett verloren. Darum brauchen wir ein Nadelöhr.
    Das beste Nadelöhr wäre natürlich die Bibliothek. Aber wo residiert die Gesellschaft des Ungebrochenen Buchrückens? Tyndall weiß es nicht. Lapin weiß es nicht. Keiner weiß es.
    Noch so intensives Googeln fördert weder eine Website noch eine Adresse für die Festina Lente Company zutage. Sie wird in keiner Zeitung, Zeitschrift oder Kleinanzeige der letzten hundert Jahre erwähnt. Diese Typen fliegen nicht nur unter dem Radar; sie agieren im Untergrund.
    Aber es muss doch einen real existierenden Ort geben, oder – einen Ort mit einer Haustür. Ist ein Schild daran? Ich denke an die Buchhandlung. Auf dem Schaufenster steht Pen umbras Name, und dort ist auch dieses Symbol, dasselbe wie auf dem Logbuch und dem Kassenbuch. Zwei Hände, geöffnet wie ein Buch. Ich habe ein Bild davon auf meinem Handy.
    »Gute Idee«, sagt Kat. »Wenn dieses Symbol an irgendeinem Gebäude ist – auf einem Fenster oder in die Wand gemeißelt –, dann können wir es finden.«
    »Wie, indem wir sämtliche Bürgersteige in Manhattan abklappern? Das würde so in etwa fünf Jahre dauern.«
    »Dreiundzwanzig, um genau zu sein«, sagt Kat. »Wenn wir es auf die altmodische Art versuchen.«
    Sie zieht über das Laken ihren Laptop heran und versetzt ihm einen kleinen Schubs, damit er zum Leben erwacht. »Aber rate mal, was wir in Google Streetview haben? Bilder von jedem Gebäude in Manhattan.«
    »Also ziehen wir die Gehzeit ab, und es dauert nur noch – dreizehn Jahre?«
    »Du musst anfangen umzudenken«, sagt Kat glucksend und

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