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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Sloan
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Mission riskant genug ist.
    Vorsichtig bewege ich mich durch die stummen Weiten des Großraumbüros und lasse die Stirnlampe über die Arbeits nischen auf beiden Seiten schweifen. Der Kühlschrank rattert und summt; der Mehrzweckdrucker blinkt einsam, Bild schirmschoner drehen sich auf Monitoren und werfen schwaches blaues Licht in den Raum. Ansonsten rührt und muckst sich nichts.
    In Deckles Büro schenke ich mir den Kostümwechsel und behalte mein Handy schön in der Hosentasche. Ich stoße die Regale leicht an und staune, wie leicht sie sich teilen und auseinanderschwenken, geräusch- und schwerelos. Der Geheimgang ist gut geölt.
    Dahinter ist alles schwarz.
    Plötzlich fühlt sich mein Vorhaben ganz anders an. Bis zu diesem Augenblick hatte ich mir den Lesesaal noch so vorgestellt, wie er gestern Nachmittag war: hell, betriebsam und wenn auch nicht einladend, so doch wenigstens gut beleuchtet. Jetzt starre ich mehr oder weniger in ein schwarzes Loch. Es ist ein kosmisches Gebilde, aus dem weder Masse noch Energie je entschwinden konnten, und ich bin drauf und dran, direkt da reinzugehen.
    Ich richte meine Stirnlampe zu Boden. Das Ganze wird ein Weilchen dauern.
    Ich hätte Deckle nach dem Lichtschalter fragen sollen. Warum habe ich Deckle nicht gefragt, wo der Lichtschalter ist?
    Meine Schritte hallen von weit her wider. Ich bin durch den Gang in den Lesesaal gelangt, und mich umgibt pures Rabenschwarz, das schwärzeste Vakuum, das ich je erlebt habe. Außerdem ist es bitterkalt.
    Ich trete einen Schritt vor und beschließe, meinen Blick nach unten zu richten, nicht nach oben, denn wenn ich zu Boden schaue, reflektiert der Schein der Stirnlampe den glatten Fels, und wenn ich hochschaue, verschwindet er im Nirgendwo.
    Ich will diese Bücher scannen und dann so schnell wie möglich wieder hier raus. Zuerst muss ich einen der Tische finden. Es gibt Dutzende. Das wird kein Problem sein.
    Ich fange an, indem ich den äußeren Rand des Raumes abschreite, mit den Fingern an den Regalen entlangstreife und die Hubbel der Buchrücken fühlen kann. Mein anderer Arm ist ausgestreckt und tastet wie die Schnurrhaare einer Maus.
    Ich hoffe, es gibt keine Mäuse hier.
    Da. Meine Stirnlampe fängt eine Tischkante ein, dann sehe ich eine schwere schwarze Kette und das Buch, das an ihr festgemacht ist. Auf dem Buchdeckel steht in großen silbernen Lettern, die mein Licht reflektieren: M ANVTIVS .
    Meiner Kuriertasche entnehme ich als Erstes meinen Lap top und dann das zerlegte Skelett des GrumbleGear. Ihn zusammenzusetzen ist im Dunkeln schwerer, und ich fummle viel zu lange an den Schlitzen und Laschen herum, aus lauter Angst, die Pappe einzureißen. Als Nächstes werden die Kameras hervorgeholt, und bei der einen drücke ich probehalber auf den Auslöser. Das Blitzlicht scheint explosionsartig auf und erleuchtet eine gleißende Mikrosekunde lang den ganzen Raum, was ich fast unmittelbar bereue, weil ich jetzt nur noch große lila Punkte sehe. Ich blinzle und warte und frage mich, ob es hier Mäuse un d /oder Fledermäuse und/oder einen Minotaurus gibt.
    M ANVTIVS ist wahrhaft gigantisch. Selbst wenn er nicht an den Tisch gekettet wäre, weiß ich nicht, wie man jemals so ein Buch hier herausschaffen könnte. Ich muss es mit beiden Armen umfassen und in einer unbequemen Umarmung festhalten, um es auf den Scanner zu wuchten. Ich befürchte, dass die Pappe das Gewicht nicht trägt, aber heute Nacht ist die Physik auf meiner Seite. Grumbles Konstruktion hält wacker stand.
    Also fange ich an zu scannen. Blätter, blitz, knips. Das Buch ist genau wie all die anderen, die ich bei den Ladenhütern gesehen habe: eine dichte Matrix aus codierten Zeichen. Blätter, blitz, knips. Die zweite Seite ist nicht anders als die erste und auch nicht die dritte und die siebte. Ich verfalle in eine Art Trance, wende die breiten, eintönigen Seiten und mache sie mir zu eigen. Blätter, blitz, knips. Außer den strengen Buchstaben des M ANVTIVS existiert nichts mehr im Universum; zwischen dem Blitzen der Kameras sehe ich nur öde, sirrende Dunkelheit. Ich taste mit den Fingern nach der nächsten Seite.
    Es ruckelt. Ist jemand hier unten? Irgendwas hat gerade den Tisch zum Wackeln gebracht.
    Es ruckelt noch einmal. Ich will sagen: Wer ist da?, aber es bleibt mir im Hals, in meiner ausgetrockneten Kehle stecken, und nichts als ein kleines Krächzen kommt heraus.
    Wieder ein Ruckeln. Und dann, bevor ich noch eine entsetzliche Theorie über den

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