Die Sonne war der ganze Himmel
aufkommende Wind, der es bis zu uns trug. Später in der Nacht wurden zwei der fernen Lichter heller, dann noch zwei, dann noch einmal zwei. Der Lieutenant kam zu jedem Einzelnen von uns und sagte: »Der Colonel kommt uns besuchen. Macht euch bereit.«
Wir legten die Gewehre auf die Mauer, packten den vorderen Griff. Wir drückten die Zigaretten aus, setzten der Stille etwas entgegen, die jenseits unserer kleinen Stellung herrschte. Ich kam mir vor wie die Karikatur eines Soldaten, hatte das Gefühl, dass wir unsere Kräfte überschätzten. Wenn wir sprachen, dann leise und abgehackt und mit künstlich tiefer Stimme.
Die Lichter formierten sich zu einer regelmäßigen Linie. Wir hörten Motoren, dann erloschen die Scheinwerfer, und hinter dem an der Straße stehenden Gebäude wölkte Staub auf, wehte bis zu uns. Der Lieutenant drehte eine Runde durch die Stellung und rief mit gedämpfter Stimme: »Augen auf und wachsam bleiben.«
Zwei junge Sergeants eilten um die Ecke des Gebäudes und nahmen dann vor jeweils einem Ende der Mauer Aufstellung. Schließlich erschien der Colonel, klein und rothaarig und so gerade, als hätte er einen Stock verschluckt. Er hatte einen Reporter und einen Kameramann bei sich. Der Lieutenant wechselte ein paar Worte mit ihm, und danach wandten sich beide an uns. »Wie läuft es heute Abend, Jungs?«, fragte er. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Gut«, antwortete Sterling mit dumpfer Gewissheit.
Der Colonel sah jedem von uns in die Augen, als suchte er nach einer Bestätigung seiner Worte, und schließlich riefen wir alle: »Jawohl, Sir, alles in Ordnung.«
Wir konnten sogar in diesem schlechten Licht erkennen, wie adrett seine Uniform war. Als er sich uns näherte, stieg uns der Duft von Stärke in die Nase. Er verschränkte die Arme vor der Brust, setzte zu einer Rede an. Sein Lächeln verflog. Bevor er einen Zettel hervorzog und abzulesen begann, dabei immer wieder innehielt, um sicherzugehen, dass der Reporter auch zuhörte, fragte ich mich, welche der beiden Mienen, die er auf Lager hatte, seine echte war. »Sind Sie so weit?«
»Legen Sie los. Tun Sie so, als wären wir Luft«, antwortete der Reporter.
Der Colonel räusperte sich, zog eine Brille aus der Tasche, setzte sie auf. Einer der Sergeants eilte herbei und richtete den Strahl einer kleinen Taschenlampe auf den Zettel des Colonels. »Jungs«, begann er, »man wird bald von euch verlangen, im Namen des Guten harte Gewalt anzuwenden.« Er schritt auf und ab und achtete darauf, die Stiefelabdrücke im Staub nicht zu verwischen. Jeder Schritt war genau bemessen, diente nur der Bestätigung und Definition der bereits hinterlassenen Spuren. Der Sergeant mit der Taschenlampe folgte ihm. »Ich weiß, dass ich euch nicht extra sagen muss, mit welcher Art Feind ihr es zu tun haben werdet.« Je überzeugter er war, uns anspornen zu können, desto tonloser und abgehackter sprach er; seine Stimme war wie ein Knüppel, der die müden Falten meines Gehirns ausbügelte. »Dies ist das Land, in dem Jonas begraben liegt, in dem er Gott um Gerechtigkeit bat.« Und er fuhr fort: »Wir sind diese Gerechtigkeit. Ich wünschte, ich könnte euch sagen, dass wir alle heimkehren werden, aber das kann ich nicht. Manche von euch werden nicht heimkehren.« An dieser Stelle war ich gerührt, aber am deutlichsten ist mir der Stolz des Colonel in Erinnerung geblieben, seine Zufriedenheit über seine Unverblümtheit, seine Missachtung der Tatsache, dass wir als Einzelne vor ihm standen. »Solltet ihr fallen, dann könnt ihr sicher sein, dass wir euch mit dem ersten Flugzeug nach Dover bringen. Euren Familien wird große Ehre zuteil werden. Wenn diese Hundesöhne einen Kampf wollen, werden sie ihn bekommen.« Er schwieg kurz. »Ich kann euch nicht begleiten, Jungs«, erklärte er bedauernd, »aber ich werde vom Kommandostand ständig mit euch in Verbindung sein. Macht ihnen die Hölle heiß.«
Der Lieutenant gab das Zeichen zum Applaus. Man hatte uns zwar eingeschärft, leise zu sein und möglichst kein Licht zu machen, aber das Kamerateam und die etwas lahme General-Patton-Imitation des Colonels schienen diesen Befehl außer Kraft zu setzen. Ich merkte, dass der Colonel enttäuscht war, und ließ meinen Blick über den restlichen Zug gleiten, um die Mienen zu deuten. Murph blickte auf seine Stiefelspitzen. Sterling saß auf ein Knie gestützt unter dem Weißdorn und hörte aufmerksam zu. Die Feuer in der Dunkelheit wurden zu
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