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Die spaete Ernte des Henry Cage

Die spaete Ernte des Henry Cage

Titel: Die spaete Ernte des Henry Cage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Abbott
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Henry konnte sich gut vorstellen, hier zu leben, und freute sich, dass Tom und Jane seinen Enthusiasmus teilten. Als sie gingen, nahm er den Makler beiseite und bot den verlangten Preis plus zehn Prozent. Er würde bar bezahlen, sagte er, und den Kauf innerhalb von zwei Wochen ohne Einholung eines Baugutachtens abschließen. Henry war klar, dass er ziemlich drängte, doch das Haus war Nessas Idee gewesen, und er wollte ihr die gute Nachricht ans Krankenbett bringen, solange noch Zeit war.
    Der Makler rief ihn am Montagmorgen an. Falls Henry sein Angebot auf fünfzehn Prozent über dem Preis erhöhte und innerhalb von zwei Wochen denKauf perfekt machte, dann würde er den Zuschlag bekommen. Der Verkäufer würde es vom Markt nehmen.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich in dieser Woche noch weitere Interessenten melden werden, was wohl zu einem Wettstreit um das beste Angebot führen könnte, aber der Besitzer will die Sache hinter sich bringen. Gegen meinen Rat, muss ich hinzufügen.«
    Henry fand den Makler recht sympathisch. Am Sonntag war er in einem verdrecken Volvo Kombi mit zwei Kindersitzen auf der Rückbank zum Haus gekommen. Er hieß Hugo Farrant-Copse; Henry schätzte ihn auf Ende dreißig. Er hatte schütteres blondes Haar, eine gesunde Gesichtsfarbe und eine lässige Art an sich. So lässig wäre ich wohl auch, dachte Henry, wenn jedes neue Angebot, das ich auf den Immobilienmarkt werfe, auf eine derart hungrige Meute trifft.
    »Also gut, unter der Bedingung, dass Sie das Haus nicht weiter zeigen und wir den Vertrag innerhalb von zwei Wochen abschließen, erhöhe ich mein Angebot.«
    Farrant-Copse war erfreut.
    »Ich werde meinem Kunden Bescheid geben. Es ist ein wunderschönes Haus, so nah bei Ihrer Familie. Ich bin froh, dass es an jemanden geht, der Kontakte in der Gegend hat.«
    »Ja, darüber bin ich auch froh«, bestätigte Henry.

31.
    Colin machte die Tür zum Hof zu und schloss ab. Wie erwartet, waren dort drei Fahrzeuge abgestellt – die beiden Tieflader, die bereits für den nächsten Tag beladen waren, und der Ford-Lieferwagen, den Morris fuhr. Der Hund kam auf ihn zugesprungen,
    »Jock, ich bin’s. Braver Hund.«
    Colin legte dem Dobermann eine Hand auf den flachen Kopf, und der Hund trabte wieder in die Dunkelheit davon. Es gab kein Alarmsystem. Laut Morris wurden die Alarmcodes so offen in den Kneipen verhökert wie falsche Uhren und gestohlene Telefonkarten. Stattdessen hielt er sich einen bösartig wirkenden Hofhund und hatte am Hoftor die entsprechenden Schilder angebracht. Bisher sei noch nie bei ihm eingebrochen worden, prahlte er.
    Mitternacht war vorbei. Was Colin vorhatte, würde nicht lange dauern. In der Tasche hatte er einen Beutel mit fünf Zentimeter langen Nägeln. Er nahm einen Hammer aus der Werkzeugkiste im Hof und arbeitete sich anden Fahrzeugen entlang. Den Lärm der Hammerschläge dämpfte er mit einem gefalteten Lappen. Es machte nur wenig Krach. Bei den Tiefladern durchstach er alle vier Hinterreifen und einen der Vorderreifen. An dem Lieferwagen machte er sich an den beiden Hinterreifen zu schaffen. Durchdrang der Nagel den Reifenmantel, war das noch kein sofortiges Drama. Die Reifen waren hin, aber sie würden einen langsamen Tod sterben. Colin achtete sorgsam darauf, jeden Nagel seitlich in den Reifen zu schlagen, wo er nicht geflickt werden konnte. Das würde Morris wohl ein paar graue Haare und ein paar Tausender kosten, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
    Es war nicht einfach, die Nägel richtig zu platzieren, und Colin schmerzte der Arm. Er setzte sich auf die Bank vor dem Schuppen, um sich auszuruhen. Jock kam herbei, legte den Kopf auf die Bank und drückte seine Schnauze an Colins Bein. Colin kratzte dem Hund den Kopf mit dem Nagel, den er noch in der Hand hatte. Das Tier schloss die Augen und wand sich vor Behagen. Colin nahm den Hammer und schlug dem Hund den Nagel in den Kopf. Noch bevor Colin die ganze Sache durchdacht hatte, war schon alles vorbei. Jock sank zu Boden, kein Kläffen, kein Jaulen, er war sofort tot. An der Stelle, wo der Nagel eingedrungen war, trat Blut aus, ein paar Sekunden lang zuckten noch die Muskeln. Colin sah anerkennend nach unten. So viel zum Schrecken des Hofs – Morris’ großartige Abschreckung! Colin wischte den Hammergriff ab und legte ihn in die Werkzeugkiste zurück. Er hatte nicht vorgehabt, den Hund zu töten, aberes hatte gut geklappt. Die Reifen würde er erst in etwa einer Woche bezahlen müssen, aber wenn

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