Die Sphaeren

Loesp lächelte, obwohl er sich immer gefragt hatte, ob ein solcher Gesichtsausdruck irgendetwas für die Oct bedeutete. Den Anzug, den
er tragen musste, fand er seltsam und unbequem; die Luft darin roch eigenartig, irgendwie verbrannt. Der sonderbare, wurmartige Tunnel, der sich von den Mundteilen des Gesandten bis zu seinem Gesicht erstreckte, brachte den Geruch von Fisch, der gerade zu verfaulen begann. Wenigstens war es an Bord des Oct-Schiffes angenehm kühl.
    Tyl Loesp sah sich in dem Raum um, während er auf die Antwort des Oct wartete. Er war fast kugelförmig, und die Wand zeigte silberne Spiralen und verzierte, gestaffelte Bügel und Bolzen. Der umgedrehte Schultersitz, mit dem er verbunden war, zählte zu den schlichteren Ausschmückungen des Raums.
    Er ärgerte sich noch immer darüber, hier sein zu müssen. Wie ein Vasall war er gerufen worden, er, der gerade eine ganze Ebene erobert hatte. Savidius Savide hätte ihn im Großen Palast von Rasselle (ein wundervolles Bauwerk, neben dem der Palast von Pourl klein und unbedeutend wirkte) besuchen können, um ihm dort zu seinem Erfolg zu gratulieren. Stattdessen musste er zu den Oct gehen. Bisher war Geheimhaltung bei dieser Sache oberstes Gebot gewesen, und Savidius Savide schien nicht zu beabsichtigen, daran kurzfristig etwas zu ändern. Tyl Loesp musste zugeben, dass die Oct mehr von den Vorgängen auf der Neunten wussten als er, und deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als sich nach ihnen zu richten.
    Er stellte sich gern vor, dass man ihn hierher bestellt hatte, um ihm zu erklären, was es mit den letzten Jahren auf sich hatte, aber in Hinsicht auf die Fähigkeit der Oct zu verschleiern, zu verbergen und zu verwirren, gab er sich keinen Illusionen hin. Tief in seinem Innern argwöhnte er noch immer,
dass sich die Oct aus einer Laune heraus auf diese Sache eingelassen hatten, oder aus irgendeinem nebensächlichen Anlass, der im großen Maßstab der Dinge überhaupt keine Rolle spielte. Andererseits … Selbst die Oct würden nicht ohne externe Genehmigung und gute Gründe dafür sorgen, dass ein Volk die Kontrolle über eine andere Ebene übernehmen konnte, oder? Aber aufgepasst: Die blauen Mundteile des Gesandten bewegten sich, ebenso zwei orangefarbene Arm-Beine – er schickte sich an zu sprechen!
    »Das Deldeyn-Land ist jetzt kontrolliert«, sagte Savidius Savide, und seine Stimme klang wie ein langsames Gurgeln.
    »Das ist es in der Tat. Wir haben Rasselle eingenommen. Die Ordnung in der Stadt litt kaum, und wo sie nachließ, haben wir sie wiederhergestellt. Alle Teile des Königreichs der Deldeyn, auch die Fürstentümer, Provinzen, angeschlossenen Gebiete und fernen Satrapien stehen unter unserer Kontrolle, entweder direkt, durch die Präsenz unserer Streitkräfte, oder – im Fall der besonders weit entfernten und weniger wichtigen Kolonien – durch bedingungslose Unterwerfung ihrer höchsten Beamten.«
    »Dann mögen sich alle freuen über Gesagtes. Die Sarl können den Oct – Erben des Mantels jener, die die Schalenwelten schufen – Gesellschaft leisten bei gerechter Feier.«
    Tyl Loesp verstand die Worte als Glückwunsch. »Danke«, sagte er.
    »Alle sind zufrieden.«
    »Das sind sie gewiss. Und ich möchte den Oct für ihre geleistete Hilfe danken, die von unschätzbarem Wert gewesen ist. Auch unergründlich, aber vor allem von unschätzbarem Wert. Selbst unser lieber, verstorbener König Hausk hat eingeräumt,
dass wir ohne Sie auf unserer Seite Mühe gehabt hätten, die Deldeyn zu bezwingen.« Tyl Loesp zögerte. »Ich habe mich oft gefragt, warum Sie mit Rat und Tat so großzügig gewesen sind. Bisher habe ich keine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage gefunden.«
    »In Feier gefunden das von erklärender Natur, nur selten. Die Natur der Feier ist ekstatisch, auf geheimnisvolle Weise überschäumend, Entfernung von voller Vernunft, deshalb anzeigend Verwirrung.« Der Oct atmete Wasser. »Erklärung darf nicht werden Hindernis, Ablenkung«, fügte Savidius Savide hinzu. »Endgültiges Verstehen bleibt Anreiz ist nützlichste Anwendung überhaupt.«
    Ein wenig Zeit verstrich. Die lange, silbrige Röhre aus Luft zwischen ihnen erzitterte mehrmals und wand sich langsam von einer Seite zur anderen. Blasen stieg vom Boden des kugelförmigen Raums auf, und das Wasser übertrug dumpfe, ferne Geräusche. Tyl Loesp ließ sich die Worte des Peripatetischen Sondergesandten noch einmal durch den Kopf gehen und versuchte, sie zu