Die Sphaeren
verstehen.
»Ich bin sicher, dass es genau so ist, wie Sie sagen«, erwiderte er schließlich.
»Und, sehen!«, sagte der Gesandte und deutete mit zwei Beinen auf eine Gruppe von Schirm-Halbkugeln, die zu glitzerndem Leben erwachten – einer der aus den Wänden ragenden glänzenden Dorne projizierte sie. Die darauf dargestellten Szenen zeigten, soweit tyl Loesp erkennen konnte, verschiedene wichtige und berühmte Teile des Deldeyn-Königreichs. Tyl Loesp glaubte, Sarl-Soldaten zu sehen, die am Rand des Hyeng-zhar-Katarakts patrouillierten, und Sarl-Fahnen über den Großen Türmen von Rasselle. Weitere Fahnen
wehten am Rand des vom Fallstern Heurimo verursachten Kraters und zeichneten sich als Silhouetten vor der gewaltigen weißen Säule aus Dampf ab, die ständig über dem Kochenden Meer von Yakid aufstieg. »Dass es genau so ist, wie Sie sagen!«, wiederholte Savidius Savide. Es klang zufrieden. »Sich erfreuen über solches Vertrauen! Alle sind zufrieden!«, betonte der Oct noch einmal.
»Wunderbar«, sagte tyl Loesp, als die Schirme verschwanden.
»Zustimmung ist zustimmend, zugestimmt«, entgegnete Savide. Er war ein wenig über die Station aufgestiegen, an der er geschwebt hatte. Ein kurzer Rülpser oder Furz irgendwo hinter seinem mittleren Rumpf ließ einen Schwarm kleiner, silberner Blasen aufsteigen und half dem Gesandten dabei, seine Position im Wasser zu stabilisieren.
Tyl Loesp atmete tief durch. »Können wir offen sprechen?«
»Keine bessere Form bekannt ist. Einzeln, spezifisch.«
»In der Tat«, sagte tyl Loesp. »Gesandter, warum haben Sie uns geholfen?«
»Geholfen Ihnen, den Sarl, bei Sieg über die Deldeyn?«
»Ja. Und warum war Ihnen der Wasserfall so wichtig?«
Eine Sekunde herrschte Stille. Dann antwortete der Oct: »Aus Gründen.«
»Aus welchen Gründen?«
»Sehr guten.«
Tyl Loesp lächelte fast. »Die Sie mir nicht nennen wollen.«
»Korrekt. Und nicht nennen kann, auch. Mit der Zeit solche Restriktionen sich ändern, wie Veränderung bei allem.
Macht über andere ist die geringste und größte Macht, Wahrheit. So großen Erfolg mit vorübergehendem Mangel an solchem auszugleichen, angemessen. Angemessenheit wird von Subjekt vielleicht nicht erkannt, aber objektiv Vertrauen muss geschaffen werden. In dies: Vertrauen zu warten.«
Eine Zeit lang beobachtete tyl Loesp den Oct, der einige Meter vor ihm im Wasser hing. So viel war erreicht, aber immer gab es noch viel zu tun. Er hatte einen verschlüsselten Bericht von Vollird erhalten, der schilderte, wie Baerth und er tapfer und wagemutig versucht hatten, »unseren Flüchtling« während seines Aufenthalts auf der Oberfläche vom Leben zum Tode zu befördern, ein wackeres Unterfangen, das im letzten Moment von einer Teufelsmaschine der Aliens vereitelt worden war. Sie hatten sich mit der zweitbesten Möglichkeit begnügen müssen, die darin bestand, dass besagte Person den Planeten schnell verließ und in der Nacht zwischen den ewigen Sternen fortsegelte, voller Schrecken und froh darüber, noch am Leben zu sein.
Tyl Loesp zweifelte nicht daran, dass Vollird bei der Schilderung seines und Baerths Einsatzes übertrieb. Allerdings: Ferbin bei den Optimae zu töten, oder bei den unmittelbaren Untergebenen der Optimae, war ziemlich viel verlangt gewesen, und deshalb hielt er es für müßig, die beiden Ritter zu kritisieren. Ein toter Ferbin wäre ihm lieber gewesen, aber seine Abwesenheit genügte. Dennoch, welches Unheil mochte er bei den fremden Völkern dort draußen ausbrüten? Würde er sich allen, die ihm zuhörten, laut als betrogener rechtmäßiger Thronerbe präsentieren? Plante er vielleicht, sich an seine angeblich einflussreiche Schwester zu wenden?
Die Dinge schienen nie zur Ruhe zu kommen. Ganz gleich,
wie entschlossen man handelte und wie erbarmungslos man vorging, immer gab es Unerledigtes. Selbst Aktionen, die etwas zum Abschluss bringen sollten, konnten zahlreiche Auswirkungen haben, und jede einzelne von ihnen mochte eine Katastrophe nach sich ziehen – diesen Eindruck gewann man vor allem dann, wenn man mitten in der Nacht aus dem Schlaf schreckte. Tyl Loesp seufzte und sagte: »Ich beabsichtige, uns von den Missionsmönchen zu befreien. Sie sind im Weg und behindern mehr, als dass sie helfen. In der Hauptstadt gehe ich anders vor: Wir brauchen die Reste des Heers und der Miliz. Ich glaube allerdings, dass ein Gegengewicht nötig ist, und dabei denke ich an die Sekte des Himmlischen Herrn. Ihre Lehren
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