Die Sphaeren
unmittelbare Reaktion nicht aus wilder Freude bestand -, platzte sein Diener Neguste Puibive herein und blieb atemlos am Fußende des Bettes stehen. Luzehl – die junge Frau, mit der Oramen die Nacht verbracht hatte -, erwachte gerade, rieb sich die Augen und richtete einen skeptischen Blick auf Puibive, einen großen, glupschäugigen Jungen vom Lande, dessen vorstehende Zähne ihn nicht intelligenter aussehen ließen. Er steckte voller Enthusiasmus und guten Willens, hatte aber die ungewöhnliche Fähigkeit, selbst im Schlaf schlaksig zu wirken.
»Sir!«, rief er. Dann bemerkte er Luzehl, und das Blut schoss ihm ins Gesicht. »Bitte um Verzeihung, Sir, junge Dame!« Er schnappte nach Luft. »Sir! Ich bitte noch immer um Verzeihung, Sir, aber der Krieg ist aus, Sir, und wir haben gewonnen! Die Nachricht ist gerade eingetroffen! Tyl Loesp, der große Werreber, sie – alle Sarl – triumphieren! Welch ein großer Tag! Tut mir leid, dass ich einfach so hereingestürzt bin, Sir, ich stürze wieder hinaus, Sir!«
»Warte, Neguste«, sagte Oramen, als der junge Bursche – er war nur ein Jahr jünger als Oramen, erweckte aber oft den Eindruck, viel jünger zu sein – kehrt machte und dabei über seine eigenen Füße stolperte. Als er Oramens Worte hörte, drehte er sich wieder zum Bett um, und auch dabei gelang es ihm fast, sich selbst zu Fall zu bringen. Er versuchte, Haltung anzunehmen, blinzelte mehrmals und sah den Prinzen an, der sagte: »Sind dir Einzelheiten bekannt, Neguste?«
»Ich habe die große Neuigkeit von einem einarmigen Parlamentskonstabler gehört, der damit beauftragt war, es vom Dach zu rufen, Sir, und er trug einen Dreispitz. Die Frau von der Teestube auf der anderen Straßenseite fiel fast in Ohnmacht, als sie es hörte, und wünschte sich eine schnelle Rückkehr ihrer Söhne, Sir.«
Oramen unterdrückte ein Lachen. »Ich meine Einzelheiten im Bericht über den Sieg, Neguste.«
»Sonst nichts, Sir! Es hieß nur, dass wir den Sieg errungen und die Hauptstadt der Deldeyn eingenommen haben. Ihr König ist durch seine eigene Hand gestorben, und unsere tapferen Soldaten haben triumphiert, Sir! Und tyl Loesp und der edle Werreber leben! Es hat nur leichte Verluste gegeben. Oh! Und die Hauptstadt der Deldeyn soll in Zukunft Hausk heißen, Sir!« Neguste strahlte bei diesen Worten. »Das ist doch schön, nicht wahr, Sir?«
»Ja, fürwahr«, sagte Oramen und sank lächelnd zurück. Beim Anhören von Negustes Schilderungen hatte er gemerkt, wie sich seine Stimmung zu verbessern und allmählich dem zu ähneln begann, was sie von Anfang an hätte sein sollen. »Danke, Neguste«, sagte er. »Du kannst jetzt gehen.«
»Es ist mir ein Vergnügen, Sir!«, sagte Neguste – er hatte
noch keine geeigneten Worte gefunden, die sich für diese Gelegenheit eigneten. Er drehte sich um, ohne zu stolpern, fand die Tür und schloss sie hinter sich. Einen Augenblick später platzte er erneut herein. »Und!«, rief er. »Ein telegrafischer Brief, Sir! Gerade eingetroffen!« Er zog den geschlossenen Umschlag aus der Schürze, gab ihn Oramen und verließ das Zimmer.
Luzehl gähnte. »Ist es wirklich vorbei?«, fragte sie, als Oramen das Siegel aufbrach und den Brief entfaltete.
Der Prinz nickte langsam. »So scheint es.« Er sah die junge Frau an, lächelte und schwang beim Lesen die Beine aus dem Bett. »Ich sollte besser zum Palast gehen.«
Luzehl streckte sich, warf ihr langes, schwarzes, zerzaustes Haar beiseite und gab sich gekränkt. »Jetzt sofort, Prinz?«
Das Telegramm berichtete davon, dass er einen neuen Halbbruder hatte. Der Brief war nicht von Aclyn selbst geschrieben, sondern von ihrer wichtigsten Kammerfrau. Die Geburt war recht schwierig gewesen – kein Wunder, so hieß es, wenn man das reife Alter der Mutter berücksichtigte -, aber Mutter und Kind erholten sich gut. Das war alles.
»Ja, jetzt sofort«, sagte Oramen und schüttelte Luzehls Hand ab.
Die Hitze bei Hyeng-zhar war drückend geworden. Zwei Sonnen – die Rollsterne Clissens und Natherley – standen hoch am Himmel und wetteiferten darum, den Menschen möglichst viel Schweiß abzuverlangen. Und doch … Wenn die Sternenschauer und Wetterweisen recht hatten, würde dieser Teil der von Wasser dominierten Neunten bald für fast fünfzig Kurztage im Dunkeln liegen, mit dem Ergebnis, dass
ein plötzlicher Winter begann, der Fluss und Wasserfälle zu Eis erstarren ließ.
Tyl Loesp blickte über den weiten, stufenförmigen Katarakt von
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