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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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stützte. »Wird er bereit sein hierher zu kommen?«, fragte er skeptisch und blickte über die riesige, vierundzwanzig Kilometer breite Schlucht des Hyeng-zhar, die nach und nach sichtbar wurde.
    Tyl Loesp schaute zum Katarakt und lächelte. Bis zum Angriff seines Heeres war er nie hier gewesen, hatte aber viel vom Wasserfall und seiner enormen, atemberaubenden und auch demütigenden Pracht gehört und beschlossen, sich nicht von ihm beeindrucken zu lassen. Doch der Hyeng-zhar schien die Sache anders zu sehen. Tyl Loesp war beeindruckt, und mehr noch: Er war voller Ehrfurcht und vollkommen sprachlos.
    Im Lauf der vergangenen Woche hatte er den Wasserfall
aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen, auch aus der Luft, vom Rücken eines Lyge. (Aber nur aus großer Höhe und in Begleitung eines erfahrenen Kataraktfliegers, und trotzdem verstand er, warum es so ein gefährlicher Ort für Flieger war: Als fast unwiderstehlich erwies sich die Versuchung, tiefer zu gehen und den Wasserfall aus der Nähe zu sehen. Viele Leute hatten ihr nachgegeben und waren in die launischen, unberechenbaren Strömungen aus Luft und Gischt geraten, die sie hinabzogen zum Katarakt, in den sicheren Tod.)
    Poatas brachte sein Erstaunen über die letzte Vorstellung des Wasserfalls zum Ausdruck. Seine Spektakel waren nie eindrucksvoller gewesen, ganz sicher nicht zu seinen Lebezeiten, vielleicht wirklich nie, wie aus den Aufzeichnungen hervorzugehen schien.
    Die wild in die Tiefen stürzenden Fluten wuschen ein Plateau aus dem Fels, vielleicht einen großen, hohen Platz in der Namenlosen Stadt, mit einem Durchmesser von mehreren Kilometern – nach Meinung der meisten Fachleute und Gelehrten bildete er das Zentrum der alten Metropole. In seiner zentralen Sektion war der Katarakt vier oder fünf Kilometer breit, und sein Wasser stürzte in zwei Phasen in die Tiefe. Die erste bestand aus einem Fall von etwa hundertzwanzig Metern, der die Fluten schäumend und donnernd auf das freigelegte Plateau herabstürzen ließ. Von dort aus ergossen sie sich durch das Labyrinth aus Gebäuden, die aus der weiten, ebenen Fläche aufragten.
    Löcher im Plateau – viele von ihnen klein, einige mit einem Durchmesser von hundert Metern und mehr – führten zum weiter unten gelegenen dunkleren Niveau, brachten die ungeheuren Wassermassen durch einen verschlungenen Komplex
aus bizarr geformten Gebäuden, Rampen und Straßen, einige intakt, andere gekippt und verkantet, unterspült oder geborsten, auseinandergebrochen, halb fortgeschwemmt und zwischen größeren Bauwerken zu Dämmen aufgehäuft.
    Inzwischen hatte sich der Dunst von ungefähr der Hälfte des Katarakts gehoben, und darunter kam das letzte Wunder der Ausgrabungsstätte zum Vorschein: das Fontänengebäude, ein großer Turm, der neben dem neuen Plateau aus dem Boden der Schlucht wuchs. Perfekt gerade stand er und schien ganz aus Glas zu bestehen, war hundertfünfzig Meter hoch und wie eine nach oben gestreckte Kugel geformt. Eine zufällige Anordnung der Tunnel und Hohlräume im Bereich des Katarakts presste Wasser von unten in den Turm, mit solchem Druck, dass es in großen, schlammbraunen und schaumweißen Strömen und Strahlen aus allen spiralförmigen Fensterreihen und von allen Vorsprüngen spritzte – als unaufhörlicher, prasselnder Regen fiel es auf die kleineren Gebäude, Rampen und schmaleren Abflussströme.
    »Nun, Sir?«, fragte Poatas. »Wird er bereit sein? Dieser junge Prinz … Wird er hierher kommen?«
    Vor zwei Tagen hatte tyl Loesp Aclyns Ehemann einen Befehl geschickt und ihm mitgeteilt, dass er der neue Bürgermeister von Rasselle war – es handelte sich um eine permanente Position, was bedeutete, dass er unverzüglich mit seinem ganzen Haushalt aufbrechen musste, wenn er nicht sowohl diese einzigartige Beförderung – eine Chance, wie man sie nur einmal im Leben bekam – als auch die Wertschätzung des Regenten verlieren wollte.
    »Oh, ich denke schon«, sagte tyl Loesp und fügte diesen Worten ein kleines Lächeln hinzu.

18
    Die gegenwärtige Dringlichkeit
    B ilpier, vierter Planet des Nariscene-Kolonialsystems Heisp, ist klein und fest, mit einem kalten Kern. Die Nariscene haben ihn im Lauf des letzten Zentiäons ihren Bedürfnissen angepasst und mit einer dynamischen Sauerstoffatmosphäre ausgestattet. Auf der Oberfläche gibt es zahlreiche Ambientalblasen und Wabenstädte.«
    Holse und Ferbin saßen im Salon ihrer großzügig bemessenen Suite an Bord des Hundertsten Idioten.

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