Die Sphaeren
ich mir ein falsches Bild von Ihnen gemacht, Sir«, sagte er. »Sie wurden mir als guter, ehrenhafter Mann geschildert, aber allem Anschein nach sieht die Realität anders aus.«
Holse erhob sich ebenfalls, wenn auch langsamer; falls Ferbin fortstürmte, wohin auch immer, sollte er ihn besser begleiten.
»Hören Sie mich an, Prinz«, sagte Hyrlis im Tonfall der Vernunft. »Ich wünsche Ihnen Glück und tyl Loesp und seinen Mitverschwörern ein würdeloses Ende, aber ich bin nicht in der Lage, Ihnen zu helfen.«
»Und auch nicht bereit«, sagte Ferbin. Er spuckte die Worte fast.
»Ihr Kampf ist nicht meiner, Prinz.«
»Es sollte der Kampf all jener sein, die an Gerechtigkeit glauben!«
»Oh, ich bitte Sie, Prinz«, sagte Hyrlis amüsiert. »Sie sollten sich selbst hören.«
»Das ist immer noch besser, als Sie und Ihre elende Selbstgefälligkeit zu hören!«
Hyrlis musterte ihn verwirrt. »Was genau haben Sie von mir erwartet?«
»Etwas! Alles! Stattdessen bekomme ich nichts – Sie sitzen einfach nur da und feixen!«
»Und warum unternehmen Sie selbst nichts?«, fragte Hyrlis und sprach noch immer ruhig. »Hätten Sie nicht mehr bewirken können, wenn Sie in der Achten geblieben wären, anstatt den weiten Weg zu mir zu kommen?«
»Ich weiß, dass ich kein Krieger bin«, sagte Ferbin bitter. »Ich habe weder das Geschick noch die Neigung. Und mir fehlt die Tücke, zum Hof zurückzukehren, tyl Loesp gegenüberzutreten und vorzugeben, ich hätte nicht gesehen, was mir meine Augen gezeigt haben, als wüsste ich nichts von den verräterischen Plänen hinter seinem Lächeln. Ich würde sofort mein Schwert ziehen oder ihm die Hände um den Hals legen, und ich hätte keine Aussicht, mich gegen ihn durchzusetzen. Ich weiß, dass ich Hilfe brauche, und deshalb bin ich zu Ihnen gekommen. Wenn Sie uns nicht helfen wollen, so lassen Sie uns bitte gehen und geben Sie mir die Möglichkeit, meine Schwester Djan Seriy schnell zu erreichen. Ich kann nur beten, dass sie nicht bereits mit dieser Gleichgültigkeit der Kultur infiziert worden ist.«
»Prinz …« Hyrlis seufzte. »Bitte setzen Sie sich. Es gibt noch mehr zu besprechen. Vielleicht kann ich Ihnen auf eine andere Art und Weise helfen. Und wir sollten über Ihre Schwester reden.« Er deutete auf Ferbins Stuhl. »Bitte.«
»Na schön, ich setze mich, Sir«, sagte Ferbin und setzte seine Ankündigung in die Tat um. »Aber ich bin schwer enttäuscht.«
Holse nahm ebenfalls Platz und freute sich darüber. Der
Wein war ausgezeichnet, und es wäre sehr schade gewesen – praktisch ein Verbrechen -, ihn zurückzulassen.
Hyrlis nahm die vorherige Haltung ein, faltete die Hände unterm Kinn. Dünne Furchen durchzogen seine Stirn. »Warum hat sich tyl Loesp auf die von Ihnen beschriebene Weise verhalten?«
»Das ist mir gleich!«, stieß Ferbin erbost hervor. »Er hat meinen Vater ermordet, und nur darauf kommt es an!«
Hyrlis schüttelte den Kopf. »Da kann ich Ihnen nicht beipflichten, Prinz. Wenn Sie diese Sache in Ordnung bringen wollen, so sollten Sie sich mit den Motiven Ihres Widersachers auseinandersetzen.«
»Es geht ihm natürlich um Macht!«, rief Ferbin. »Er wollte den Thron, und er wird ihn bekommen, in dem Moment, in dem er meinen jüngeren Bruder umgebracht hat.«
»Aber warum jetzt?«
»Warum nicht jetzt?« Ferbin ballte die Hände zu Fäusten und schlug damit auf den harten Stein des Tisches. »Mein Vater hat die ganze Arbeit geleistet, alle Schlachten sind gewonnen, oder so gut wie. In einer solchen Situation schlägt der Feigling zu, wenn er den Ruhm ohne die Tapferkeit stehlen kann, die ihn errang.«
»Trotzdem, es ist oft einfacher, an zweiter Stelle zu stehen, Prinz«, sagte Hyrlis. »Der Thron ist ein einsamer Platz, und je näher man ihm kommt, desto deutlicher erkennt man das. Es hat seine Vorteile, über große Macht zu verfügen, ohne die letztendliche Verantwortung zu tragen. Erst recht dann, wenn man weiß, dass nicht einmal der König über unumschränkte Macht verfügt und es immer noch höhere Mächte gibt. Sie haben gesagt, dass tyl Loesp Vertrauen genoss, Belohnung
empfing, geschätzt und respektiert wurde … Warum sollte er all das für nur etwas mehr Macht riskieren, die dennoch Beschränkungen unterworfen bleibt?«
Ferbin saß voller Ärger und Enttäuschung da, hielt aber an seiner Entschlossenheit fest, diesmal nichts zu sagen. Das gab Hyrlis Gelegenheit, den Kopf zu drehen und leise zu fragen: »Wissen Sie es? Beobachten
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