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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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wach zu sein und sich körperlich zu bewegen schien: Man ging umher, sprach, kämpfte und ging allen möglichen Aktivitäten nach (aber man brauchte nie die Blase oder den Darm zu entleeren; Holse hatte sich verpflichtet gefühlt, danach zu fragen). Ihre Beschreibungen klangen jedoch abschreckend und zu fremdartig für beide Männer; außerdem kamen sie dem unangenehmen Kram auf dem verheerten Schlachtfeldplaneten Bulthmaas ziemlich nahe, jenen Dingen, über die Xide Hyrlis ihnen die Ohren vollgesülzt hatte.
    Das Schiff hatte sie darauf hingewiesen, welche Spiele für sie besonderes interessant sein könnten, und sie entschieden sich für die, deren Welten sich nicht so sehr von jener unterschieden, die sie in Sursamen zurückgelassen hatten: Kriegsspiele, bei denen es um Strategie und Taktik ging, um geheimes Wissen und Kühnheit.
    Holse hatte erst schuldbewusste und dann uneingeschränkte Freude daran gefunden, bei einigen Spielen in die Rolle eines Prinzen zu schlüpfen. Später hatte er Beiträge, Analysen und Kommentare in Hinsicht auf die Spiele entdeckt und sich voller Faszination auch mit ihnen befasst.
    Und so war er schließlich auf den Gedanken gekommen, dass die ganze Realität ein Spiel sein mochte, insbesondere in Bezug auf das Konzept der Unendlichen Welten, wonach alle möglichen Dinge bereits geschehen waren – oder gerade jetzt alle zusammen geschahen.
    Danach ähnelte das Leben sehr einem Spiel oder einer Simulation, in der alle denkbaren Entwicklungen bereits stattgefunden hatten und ihre Ergebnisse zur Kenntnis genommen
und notiert waren: auf einer großen Karte, mit dem Beginn des Spiels – bevor irgendeine Figur gesetzt worden war – in der Mitte und allen möglichen Konstellationen und Situationen am Rand. Um bei diesem Bild zu bleiben: Wenn man den Ausgang eines bestimmten Spiels feststellen wollte, musste man vom zentralen Beginn ausgehen und den verschiedenen Verzweigungen von Zufällen und Möglichkeiten folgen, bis zu den fast unendlich vielen Möglichkeiten für ein Ende am Rand.
    Und dann fand man … überraschende Ähnlichkeiten, wenn Holse die Sache nicht vollkommen falsch verstanden hatte. Wie das Spiel, so das Leben. Und mehr noch: Wie das Spiel, so die Geschichte des ganzen Universums, mit allem und jedem darin.
    Alles war bereits geschehen, und zwar auf jede nur erdenkliche Weise. Und es war nicht nur alles geschehen, was bereits geschehen war, sondern auch alles, das geschehen würde. Und nicht nur das: Alles, was geschehen würde, war bereits in jeder nur erdenklichen Weise geschehen, in der es geschehen konnte.
    Wenn er zum Beispiel mit Ferbin Karten spielte, um Geld, so gab es einen Weg durch das bereits niedergeschriebene und geschehene Universum der Möglichkeiten, der zu dem Ergebnis führte, dass er alles an Ferbin verlor, oder Ferbin alles an ihn. Vielleicht ließ sich Ferbin in einem Anfall von Tollheit zu einer Wette hinreißen, wodurch er Vermögen und Erbe an seinen Diener verlor – ha!
    Es gab Möglichkeitswelten, in denen er Ferbin wegen eines Streits während des Kartenspiels tötete, und andere, in denen Ferbin ihn umbrachte. Linien führten zu allen Resultaten,
die man sich vorstellen konnte, und auch zu anderen, die sich niemand vorstellte, aber trotzdem irgendwie möglich waren.
    Auf den ersten Blick sah es aus wie völliger Wahnsinn. Doch wenn man genauer darüber nachdachte, erschien es kaum weniger plausibel als all die anderen Beschreibungen der Dinge, wie sie wirklich waren, und es hatte eine Art von Vollständigkeit, die jedem Widerspruch vorbeugte. Wenn man davon ausging, dass alle Möglichkeitsverzweigungen durch Zufall erfolgten, so passten die Dinge zusammen: Die wahrscheinlichen würden immer zahlreicher sein als die unwahrscheinlichen, und den absurden gegenüber weit in der Überzahl, was bedeutete, dass die Dinge, im Großen und Ganzen, so geschehen würden, wie man es von ihnen erwartete, mit gelegentlichen Überraschungen und sehr seltenen Momenten völliger Verwirrung.
    Das Leben war ähnlich beschaffen, nach Holses Erfahrungen, was er irgendwie befriedigend, ein wenig enttäuschend und sonderbar beruhigend fand. Das Schicksal war nun einmal Schicksal, und damit hatte es sich.
    Er überlegte sofort, wie man mogeln konnte.
     
    SIGNAL
    +
    An: Utaltifuhl, Großer Zamerin der Sursamen-Nariscene: Khatach Solus (angenommener Aufenthaltsort; bitte weiterleiten).
    +
    Von: Morthanveld Shoum (Meast, Zuevelous, T’leish, Gavantille Prime, Pliyr),

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