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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Finger. Beim Erreichen des Korridors hatten sie zu glühen begonnen, und jetzt waren sie von ihrem Licht umgeben.
    Der Teil des Korridors, in dem Ferbin, Holse, Hippinse und Djan Seriy schwebten, war etwa zwanzig Meter lang und endete an einer Wand. Ferbin beobachtete, wie sich die Tür hinter ihnen schloss und dann näher kam.
    »Wir sind im Innern eines Triebwerks?«, fragte er und sah Djan Seriy an. Der geschlossene Zugang schob sich wie ein massiver Pfropfen durch den Gang auf sie zu. Am anderen Ende des kürzer werdenden Korridors erschien eine silberne Kugel so groß wie der Kopf eines Mannes und begann zu flackern.
    Djan Seriy nahm Ferbins Hand. »Es ist kein Motor, der auf irgendeiner Art von Kompression beruht«, sagte sie und wies auf den Pfropfen, der noch immer in Bewegung war und näher kam. »Das ist kein Kolben, sondern ein Triebwerksteil, das uns Platz gemacht hat, damit wir diesen Ort erreichen konnten. Jetzt kehrt es zurück, damit wir hier ungestört sind. Das Objekt dort drüben …« Sie deutete auf die pulsierende silberne Kugel. »… entfernt einen Teil der Luft, damit der Druck hier drin konstant bleibt. Alles dient dazu, uns miteinander sprechen zu lassen, ohne dass jemand zuhören kann.« Sie drückte Ferbins Hand und sah sich um. »Es ist schwer zu erklären, aber wo wir jetzt sind … Dieser Ort existiert auf eine Weise, durch die es den Morthanveld nicht möglich ist, uns zu belauschen.«
    »Das Triebwerk existiert in vier Dimensionen«, wandte sich Hippinse an Ferbin. »Wie eine Schalenwelt.«

    Ferbin und Holse wechselten einen Blick.
    »Wie ich schon sagte, es ist schwer zu erklären«, wiederholte Djan Seriy.
    Die geschlossene Tür kam nicht mehr näher. Sie schwebten jetzt in einem Raum, der etwa zwei Meter durchmaß und fünf Meter lang war. Das Flackern der silbernen Kugel hörte auf.
    »Ferbin, Mr. Holse …«, sagte Djan Seriy. Sie klang förmlich. »Mr. Hippinse kennt ihr bereits. Dies ist die Drohne Turminder Xuss.« Sie nickte in Richtung des schwebenden Schwertgriffs.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte das zylinderförmige Objekt.
    Holse starrte es an. Eigentlich war dies nicht seltsamer als einige der Oct- und Nariscene-Dinge, die sie noch vor dem Verlassen von Sursamen wie vernünftige, zu Gesprächen fähige Personen behandelt hatten. »Guten Tag«, sagte er. Ferbin räusperte sich und brummte etwas, das vielleicht ein ähnlicher Gruß war.
    »Stellt ihn euch als meinen Intimus vor«, sagte Djan Seriy, als sie Ferbins Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Sie sind also eine Art Zauberin, Ma’am?«, fragte Holse.
    »Das könnte man sagen, Mr. Holse. Und nun …« Djan Seriy sah zur silbernen Kugel, die daraufhin verschwand. Ihr Blick glitt zum Schwertgriff. »Wir sind komplett isoliert und frei von Geräten, die über das Bericht erstatten könnten, was hier geschieht, und deshalb sollten wir keine Worte vergeuden. Ferbin«, sagte Djan Seriy und sah ihren Bruder an. »Kurz gefasst, was bringt dich hierher?«
Die silberne Kugel kehrte zurück, bevor er fertig war. Auch in knapper Form nahmen Ferbins Schilderungen einige Zeit in Anspruch. Holse füllte die eine oder andere Lücke, und in dem geschrumpften Korridor wurde es stickig und warm. Ferbin lockerte den Kragen, während er seine Geschichte erzählte, und Holse schwitzte. Hippinse und Djan Seriy wirkten unbekümmert.
    Kurz vor der Rückkehr der Kugel hob Djan Seriy die Hand und unterbrach Ferbin, der annahm, dass sie die silberne Sphäre nach Belieben herbeirufen konnte. Später fand er heraus, dass sie sich nur sehr gut darauf verstand, im Kopf die verstrichene Zeit zu messen – sie hatte gewusst, wann die Kugel erneut erscheinen würde. Seine Schwester nickte, und daraufhin beendete er die Geschichte.
    »Als ich zum letzten Mal von Oramen hörte, lebte er noch«, sage er zum Abschluss. Djan Seriy wirkte sehr ernst. Das kluge, wissende Lächeln von eben war verschwunden, und jetzt bildeten die zusammengepressten Lippen einen Strich. Die Reaktion auf die Ermordung ihres Vaters hatte zuerst nicht in Worten bestanden – ihre Augen waren größer geworden, und dann hatte sie sie andeutungsweise zusammengekniffen. In gewisser Weise war das wenig, doch Ferbin hatte das Gefühl, gerade etwas Unaufhaltsames, Unerbittliches in Bewegung gesetzt zu haben. Seine Schwester, so begriff er, hatte sich in eine Respekt einflößende Person verwandelt. Er erinnerte sich daran, wie stark sie sich bei der Umarmung angefühlt hatte,

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