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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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und gewaltige Mengen braunes Wasser hochschleuderte, bis halb zur Beobachtungsplattform empor.
    Und schließlich kamen auch Geräusche: ein schreckliches Bersten, Reißen und Kreischen, das sich einen Weg durchs Donnern des Katarakts bahnte, begleitet von einem Grollen, das durch die Luft pulsierte, das Gebäude unter Oramens Füßen erschütterte und für einige Sekunden sogar die große Stimme des Hyeng-zhar übertönte. Das halb umgestürzte
Gebäude fiel ein letztes Mal, von der Seite auf den Rücken, sank in das Chaos sich auftürmender Wellen und ließ erneut Wasser und Gischt in die Höhe spritzen.
    Oramen beobachtete den Vorgang fasziniert. Die Fluten der ersten vom Aufprall ausgeschickten Wellenfront schwappten zurück, und die allgemeine Strömung veränderte sich bereits, passte sich dem neuen Hindernis an. Das Wasser stieg hinter dem umgestürzten Gebäude und wogte um seine Seiten; schaumgekrönte Wellen klatschten gegen andere, vereinigten sich mit ihnen und tanzten wie bei einem Fest der Zerstörung. Sandbänke in der Nähe, die zuvor fünf Meter weit über die höchsten Wellen aufgeragt waren, verschwanden nun unter ihnen. Die noch höheren schrumpften schnell, als die starke Strömung an ihren Rändern fraß und immer mehr von ihrer Substanz mitnahm – ihre Lebenserwartung betrug nur noch wenige Minuten. Oramen sah direkt nach unten und stellte fest, dass die Basis des Turms, auf dem er und seine Begleiter standen, fast ganz von dem Durcheinander aus aufgestautem Schlamm und Schaum umgeben war.
    Er wandte sich den anderen zu. Neguste starrte noch immer zu dem umgestürzten Gebäude. Selbst Droffo wirkte wie hingerissen – er stand am Rand der Plattform und schien sein Schwindelgefühl ganz vergessen zu haben.
    Oramen sah noch einmal auf das Wasser hinab, das unten gegen den Turm brandete. »Meine Herren …«, sagte er. »Wir sollten besser gehen.«

23
    Liveware-Problem
    S chwester?«, fragte Ferbin, als die Frau im schlichten blauen Gewand auf ihn zutrat. Es war Djan Seriy. Seit fünfzehn Jahren hatte er sie nicht gesehen, doch er wusste, dass sie es war. Wenn auch sehr verändert! Eine Frau, kein Mädchen mehr, und eine kluge, souveräne und gefasste Frau noch dazu. Ferbin erkannte Autorität und Charisma, wenn er diese Attribute sah. Djan Seriy war nun keine kleine Prinzessin mehr, sondern eine junge Königin.
    »Ferbin«, sagte sie, blieb einen Schritt entfernt stehen und lächelte herzlich. »Wie schön, dich wiederzusehen. Geht es dir gut? Du siehst anders aus.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es geht mir gut, Schwester.« Etwas schien sich an seinem Hals zuzuziehen. »Schwester!«, entfuhr es ihm, und er warf sich ihr entgegen, schlang die Arme um sie und hakte das Kinn hinter ihre rechte Schulter.
Er spürte ihre Arme am Rücken. Es war, als umarmte man eine Schicht aus weichem Leder über einer Gestalt aus Hartholz – Djan Seriy fühlte sich erstaunlich stark und unerschütterlich an. Mit einer Hand klopfte sie ihm auf den Rücken und wölbte die andere um seinen Hinterkopf. Ihr Kinn sank auf seine Schulter.
    »Ferbin! Ferbin! Ferbin!«, flüsterte sie.
     
    »Wo genau sind wir?«, fragte Ferbin.
    »In der Mitte des Nabentriebwerks«, antwortete Hippinse. Seit der Begegnung mit Djan Seriy hatte sich Hippinses Gebaren ein wenig verändert; er wirkte jetzt weniger irre und ausschweifend, war ruhiger und bedächtiger.
    »Gehen wir an Bord eines Schiffes, Sir?«, fragte Holse.
    »Nein, dies ist ein Habitat«, sagte Hippinse. »Alle Kultur-Habitate, abgesehen von Planeten, haben Triebwerke, seit inzwischen fast tausend Jahren. Damit wir sie bewegen können. Für den Fall.«
    Nach dem Treffen hatten sie sich sofort hierher auf den Weg gemacht, durch eine der Röhren zur Mitte des kleinen radförmigen Habitats. Und dort, im sanft erhellten und angenehm riechenden Zentrum, schwebten sie erneut in Schwerelosigkeit. Ein weiterer Korridor und mehrere Schiebetüren hatten sie zu diesem Ort gebracht, wo es keine Schirme oder Fenster gab und die runden Wände seltsam aussahen, wie auf Wasser schwimmendes Öl – Farben schillerten und veränderten sich. Sie schienen weich zu sein, aber als Ferbin die Wände berührte, fühlten sie sich hart wie Eisen an, und sonderbar warm. Ein kleines, fliegendes zylinderförmiges Objekt hatte Djan Seriy begleitet, wie ein schlichter Schwertgriff ohne
Klinge. Es hatte fünf weitere fliegende Gegenstände hervorgebracht, nicht größer als ein Glied von Ferbins kleinem

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