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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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versuchten. Er schluckte, als er in die unglaubliche Tiefe starrte, schloss dann doch die Augen, sprang in die Leere und rollte sich zu einer Kugel zusammen.
    Als er die Augen wieder öffnete, drehte sich alles um ihn herum. Hell/dunkel, hell/dunkel, hell… Die flackernde Sequenz wurde langsamer, als der Anzug summte und vorsichtig seine Glieder streckte. Ferbin fand den eigenen Atem schrecklich laut. Nach einigen Momenten fiel er wie ein X und fühlte sich fast entspannt, als er zur schattigen Masse des Filigrans und der Platten an der Decke emporsah. Er versuchte zu erkennen, wo der Sturz begonnen hatte, hielt jedoch vergeblich Ausschau. Nach einer Weile glaubte er, weiter oben einen ebenfalls fallenden Fleck zu sehen, war sich aber nicht ganz sicher.
    »Kann ich mich umdrehen und nach unten sehen?«, fragte er den Anzug.
    »Ja. Es ist ratsam, für den Eintritt in die Atmosphäre in diese Lage zurückzukehren«, erwiderte der Anzug mit seiner forschen asexuellen Stimme. »Es ist auch möglich, den Blick nach unten für Sie zu projizieren, während Sie die gegenwärtige Fluglage beibehalten.«
    »Ist das besser?«
    »Ja.«
    »Na schön. Mach das.«
    Plötzlich war es so, als fiele er der Landschaft unter ihm entgegen, anstatt von der oben wegzufallen. Für einen Moment fühlte sich Ferbin desorientiert und schwindelig, doch
er passte sich schnell an. Djan Seriy fiel irgendwo weiter unten, aber er konnte sie nicht sehen. »Siehst du meine Schwester?«, fragte er.
    »Sie dürfte in diesem Bereich sein«, sagte der Anzug. Ein roter Kreis bildete sich in einem Teil des Bildes, das Ferbin empfing. »Sie ist getarnt.«
    »Wie weit sind wir bisher gefallen?«
    »Sechs Kilometer.«
    »Oh. Wie lange hat das gedauert?«
    »Fünfzig Sekunden. In den nächsten fünfzig Sekunden legen wir weitere zwanzig Kilometer zurück. Wir werden noch immer schneller, und die Beschleunigung dauert an, bis wir die Atmosphäre erreichen.«
    »Wann geschieht das?«
    »In etwa zehn Minuten.«
    Ferbin schwieg und begnügte sich damit, die auf den Kopf gestellte Aussicht zu genießen. Er trachtete danach, den Hyeng-zhar-Wasserfall ausfindig zu machen, suchte dann nach dem Lauf des Sulpitin. Schließlich beschränkte er sich darauf, nach dem Oberen und Unteren Sulpinmeer Ausschau zu halten. Waren sie noch zugefroren? Er hatte gehört, dass dort alles zu Eis erstarrt sein sollte, aber es fiel ihm schwer, das zu glauben.
    Nach und nach zeigte die sich ausdehnende Landschaft Einzelheiten. Dort – war das eins der Meere? Es schien zu klein zu sein. Und da das andere? Ebenfalls zu klein, und zu nah beim ersten. Schwer zu sagen. Der düstere Bereich füllte Ferbins Blickfeld immer mehr aus; die im Sonnenschein liegenden Landschaftsteile rückten an den Rand der visuellen Wahrnehmung.

    Als er schließlich begriff, dass er tatsächlich die beiden Meere gesehen hatte, gewann er eine Vorstellung davon, wie hoch er zu Beginn des Sturzes gewesen war, wie klein zwei recht große Meere und ein mächtiger Strom sein konnten, wenn man sie aus großer Höhe sah, und wie enorm die Welt, in der er sein ganzes Leben verbracht hatte, tatsächlich war.
    Das Land weit unten wölbte sich ihm entgegen. Wie sollte der Sturz abgebremst werden können?
    Der Anzug wuchs um ihn herum, entwickelte an allen Stellen Blasen, nur an der nicht, durch die Ferbin sah. Die Blasen wurden größer. Einige platzten langsam, wuchsen weiter und formten etwas, das wie eine Art Flechtwerk aus fast transparenten, an Insekten erinnernden Flügeln aussah. Oder wie die unendlich fragil wirkende Skelettstruktur, die übrig blieb, wenn ein Blatt seine Licht aufnehmende Substanz verloren hatte und nur noch die Kapillaren existierten.
    Die oberen Schichten der Atmosphäre machten sich mit langsam zunehmendem Druck am Rücken bemerkbar, was Ferbin wieder ein Gefühl von Gewicht vermittelte. Da er noch immer mit dem Bauch nach oben fiel, aber weiter nach unten sah, gewann er den unangenehmen Eindruck, dass sein Sturz eine Beschleunigung erfuhr. Ein leises Flüstern kam durch den Anzug. Der Druck am Rücken wurde stärker und das Flüstern schwoll zu einem Donnern an.
    Ferbin wartete darauf, das rote, gelbe und weiße Glühen zu sehen, das angeblich bei Objekten entstand, die mit hoher Geschwindigkeit in die Atmosphäre fielen, aber er sah nichts dergleichen.
    Der Anzug drehte sich und rotierte so, dass Ferbin wirklich nach unten sah. Flechtwerk und Blasen wichen zurück und
wurden zu sichelförmigen

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