Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
Stadt sonderbare Anomalien registrieren.«
    »Ist das schlimm?«
    Djan Seriy zögerte, und allein das beunruhigte Ferbin. »Vielleicht.« Dann fügte sie hinzu: »In etwa zwanzig Minuten landen wir flussabwärts am Rand der Stadt. Gib bis dahin
deinem Anzug Bescheid, wenn du mit mir reden möchtest. In Ordnung?«
    »Ja.«
    »Mach dir keine Sorgen. Bis bald.« Der physische Kontakt endete mit einem kurzen Klopfen am Fuß.
    Ferbin vermutete, dass sie in der Rautenformation wieder vor ihm in Position ging, aber nichts deutete darauf hin, dass sie an ihm vorbeiflog.
    Sie sausten über einen kleinen Hügel hinweg, ohne langsamer zu werden, und Ferbin begriff, dass dies kein Gleitflug war – sie flogen mit einer antreibenden Kraft. Er bat um einen Blick zurück, und der Anzug projizierte ein entsprechendes Bild. Eine Membran füllte das V zwischen seinen Beinen, und zwei kleine, dicke Zylinder gingen von den Fußknöcheln aus. Die Dinge hinter ihnen wirkten verschwommen.
    Ferbin sah wieder nach vorn, als sie über etwas hinwegjagten, das nach einer Straße, einer alten Eisenbahnlinie und einem trockenen Kanal aussah. Dann kippte der Boden nach unten, und Ferbin blickte auf eine flache, eisige Landschaft hinab, die sich noch zweihundert Meter tiefer unter ihm erstreckte, ein düsteres Ödland mit breiten, zugefrorenen Flüssen, schmalen, weit geschwungenen Kanälen, runden Ufern und Hügeln aus Sand und Schnee. Und hier und dort in dieser weiten, vom Winter heimgesuchten Ebene zeigten sich wie Scherben die Reste von Gebäuden und andere Dinge, wie die Überbleibsel versunkener Schiffe – geborsten und gebrochen ragten sie aus dem zerfurchten, eisverkrusteten Boden.
    In einem weiten Bogen näherten sie sich dem Zentrum dieser neuen, erbarmungslosen Landschaft, auf beiden Seiten begrenzt von fernen, steilen Klippen.

    Als sie sich der Namenlosen Stadt näherten und immer größere Ansammlungen von Schutt und Treibgut passierten, in der kalten Umklammerung von Schnee und Eis, sahen sie links viele dünne Rauchfahnen über die dortigen Klippen aufsteigen. Vor den steilen Hängen zeichneten sich bei geringer Vergrößerung die Zickzackbahnen von Treppen und die offenen Gerüste von Aufzügen ab. Nichts bewegte sich, abgesehen vom Rauch, der in der windstillen Luft langsam durch die Düsternis aufstieg.
    Vor ihnen ragte die Stadt empor, die höchsten Türme noch immer einige Kilometer entfernt. Sie überquerten die Peripherie der uralten Metropole, einen Bereich mit kleinen, nur wenige Stockwerke hohen Gebäuden, und wurden langsamer. Der Anzug entließ Ferbin aus seinem sanften Griff, gab Arme und Beine frei.
    Wenige Momente später fühlte er, wie er sich nach vorn neigte und noch langsamer wurde. Der Anzug ließ ihn dem Boden entgegensinken. Ein kleiner Platz weiter vorn schien das Ziel zu sein. Er begriff, dass die wenige Stockwerke hohen Gebäude in Wirklichkeit viel höher waren: Ihre unteren Etagen steckten in Eis und gefrorenem Schlamm.
    Seine Schwester, Holse und Hippinse wurden als vage Schemen sichtbar, jeweils etwa zehn Meter entfernt, als sie auf der kleinen eisigen Lichtung zur Landung ansetzten und Ferbins Sohlen endlich wieder festen Boden berührten. Doch es war ein sonderbarer Ort, ohne Sonne, und er lag auf der falschen Ebene.

26
    Der Sarkophag
    D as Objekt, das man jetzt »Sarkophag« nannte, befand sich fast genau im Zentrum der Namenlosen Stadt: tiefer unter dem Platz, im Innern eines Gebäudes, das mindestens ebenso breit, hoch und beeindruckend war wie viele andere in der uralten Metropole. Neu ausgelegte Gleise ermöglichten jetzt direkten Zugang zum Herzen der Stadt. Die Ingenieure hatten das Eis genutzt und dort Schienenverbindungen geschaffen, wo sie vorher unmöglich gewesen wären: über zugefrorene Teile des Flusses hinweg, wo die Fluten Stützen und Pfeiler einfach weggespült hätten, über Sand- und Schlammbänke, in denen Brückengerüste schon nach kurzer Zeit versunken wären.
    Von der an Chaos grenzenden regen Betriebsamkeit des Kopfbahnhofs – tief unter dem Platz von Bogenlampen erhellt, mit einem Verkehrsaufkommen, das dem einer Hauptstadt
entsprach – führte eine gut ausgebaute Straße an pfeifenden, donnernden, zischenden und brüllenden Maschinen sowie an großen Stapeln aus Rohren und Kabelrollen vorbei. Für den Zivildienst rekrutierte Kriegstiere drängten sich neben dampf- und ölbetriebenen Zugmaschinen. Hinzu kamen zahllose Arbeiter, Techniker, Wächter, Spezialisten und

Weitere Kostenlose Bücher