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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Flügeln und dünnen Finnen an Armen, Seiten und Oberschenkeln. Der Anzug hatte Ferbins Körperhaltung verändert, sodass die Arme jetzt nach vorn zeigten, wie beim Sprung in einen Fluss. Die Beine waren hinter ihm gespreizt und fühlten sich an, als wären sie durch einen Gurt oder eine Membran miteinander verbunden.
    Die Landschaft war jetzt viel näher. Ferbin sah winzige dunkle Flüsse und Andeutungen von anderen Oberflächenmerkmalen, die sich in der Düsternis unter ihm schwarz und dunkelgrau abzeichneten. Der Boden raste ihm nicht mehr dagegen, sondern glitt unter ihm dahin. Das Gefühl des Gewichts verlagerte sich, und aus dem Donnern der Luft wurde wieder ein Flüstern. Er flog.
     
    Anaplian ließ sich im Flug zu Hippinse zurückfallen und berührte seinen Anzug. »Haben Sie herausgefunden, wer an den hiesigen Systemen herumpfuscht?«, fragte sie. Hippinse überwachte die Störungen in den Datenkomplexen der aktuellen Ebene und analysierte die Informationen, die sie zuvor an Bord des aultridianischen Transferschiffes gesammelt hatten.
    »Nein«, erwiderte das Avatoid und klang sowohl verlegen als auch besorgt. »Wer oder was auch immer sie manipuliert: Es ist überaus exotisch. Wahrhaft fremdartig; unbekannt. Derzeit lässt sich nicht mehr in Erfahrung bringen. Ich benötige die gesamte Gehirnkapazität des Schiffes, um dieser Sache auf den Grund zu gehen.«
    Anaplian schwieg einige Sekunden. »Was geht hier vor?«, fragte sie leise. Auch darauf wusste Hippinse keine Antwort. Anaplian ließ los und übernahm wieder die Spitze.

    Ferbin und der Anzug gingen tiefer und kamen dem Boden nahe genug, um einzelne Felsen, Büsche und kleine, wie verkrüppelte Bäume zu sehen. Fast alles in der Düsternis schien eine grauweiße Patina zu tragen, und auch Rinnen und Schluchten zeigten ein mattes Glitzern, als wären sie mit schwach leuchtendem Dunst gefüllt.
    »Ist das Schnee?«, fragte Ferbin.
    »Ja«, antwortete der Anzug.
    Etwas berührte ihn am Fußknöchel. »Ist alles in Ordnung mit dir, Ferbin?«, hörte er Djan Seriys Stimme.
    »Ja«, erwiderte er und wollte sich zu seiner Schwester umdrehen. Er hatte diesen Versuch gerade aufgegeben, als sie sagte: »Es hat keinen Sinn, wenn du dich umdrehst, Bruder. Du kannst mich nicht sehen.«
    »Oh. Bist du hinter mir?«
    »Das bin ich jetzt. Während der letzten beiden Minuten bin ich vor dir geflogen. Wir bilden eine rautenförmige Formation, und du befindest dich auf der rechten Seite. Turminder Xuss fliegt einen Kilometer vor uns.«
    »Oh.«
    »Hör mir gut zu, Bruder. Als wir in der Röhre waren, kurz vor dem Sturz, haben wir wiederholt Signale von einem Nachrichtendienst der Oct empfangen, und darin war die Rede vom Wasserfall und Oramen. Es heißt, dass Oramen lebt und wohlauf ist, aber vor neun Tagen kam es zu einem Anschlag auf sein Leben: eine Explosion bei den Ausgrabungen; und jemand hat versucht, ihn zu erstechen. Vielleicht war es nicht einmal der erste Mordanschlag. Er weiß, dass ihm Gefahr droht, und vielleicht hat er bereits den Leuten um tyl Loesp oder tyl Loesp selbst die Schuld gegeben.«

    »Aber es geht ihm gut?«
    »Er wurde nur leicht verletzt. Tyl Loesp wiederum wirft Oramen Ungeduld und den Versuch vor, dem rechtmäßigen Regenten die Krone zu entwinden, bevor er das notwendige Alter erreicht hat, um sie zu tragen. Er kehrt von seinen Reisen in dieser Ebene zurück und hat ihm treu ergebene Streitkräfte angewiesen, sich stromaufwärts des Katarakts zu sammeln. Werreber, der den Befehl über das Gros der Armee hat, ist sowohl von Oramen als auch von tyl Loesp kontaktiert worden und hat sich bisher noch für keine Seite entschieden. Er befindet sich auf der Achten und ist selbst dann zehn oder mehr Reisetage entfernt, wenn er fliegt. Seine Bodentruppen könnten erst Wochen später eingreifen.«
    Es lief Ferbin kalt über den Rücken. »Also kommen wir noch nicht ganz zu spät«, sagte er und versuchte, hoffnungsvoll zu klingen.
    »Ich weiß es nicht. Es gibt noch mehr: Ein lange in der Namenlosen Stadt verborgenes Artefakt zeigt Anzeichen von Leben und ist in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit gerückt. Das war vor fünf Tagen; seitdem hat man nichts mehr gehört. Es liegt nicht am Fehlen von Nachrichten – es gab keine neuen Informationen vom Wasserfall oder der Siedlung. Die Datennetze in jenem Bereich befinden sich in einem Zustand des permanenten Chaos. Das ist seltsam und beunruhigend. Hinzu kommt, dass wir bei der Namenlosen

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