Die Sphaeren
allgemeine Prozeduren hinwegzusetzen und Anweisungen zu manipulieren«, fügte sie hinzu und rang sich ein Lächeln ab, das wahrscheinlich ermutigend wirken sollte. »Deshalb sind wir zu einem anderen Turm geflogen, in ihm aufgestiegen und in sein Filigran gewechselt. Inzwischen haben wir angehalten – wir befinden uns in einer Sackgasse, in einem überquadratischen Bereich ohne weitere Verbindungen.«
»Eine Sackgasse?«, wiederholte Ferbin und fragte sich, ob diese violette Scheußlichkeit sie für immer festhalten würde.
»Ja. Ein Sturz ist unsere einzige Möglichkeit.«
»Ein Sturz?«
»Hier entlang«, sagte Djan Seriy und drehte sich um. Die Tür des Transferschiffs rollte nach oben, und dahinter lag Dunkelheit. Sie alle standen auf, traten durch die sich dick anfühlende Barriere im Zugang und waren plötzlich frei von dem klebrigen Zeug im Innern des Schiffes. Ferbin sah an Armen, Brust und Beinen hinab und rechnete damit, dass dort Reste des abscheulichen Etwas klebten, aber glücklicherweise zeigte sich keine Spur davon. Er bezweifelte jedoch,
dass sie den berüchtigten Geruch ebenso einfach loswurden.
Sie standen auf einer schmalen Plattform, die nur von dem violetten Glühen hinter ihnen erhellt wurde. Lange Stränge aus Rumpfsubstanz und anderem Material krochen über die Außenhülle des kleinen Transferschiffs und baumelten nach unten. Die Drohne, in ein pulsierendes rosarotes Licht gehüllt, positionierte sich zwischen Schiff und Wand und schwebte dort für einen Moment. Ein alarmierendes Knirschen erklang, und im Bereich der Türöffnung wölbte sich die Außenhülle des Transferschiffs eine Handbreit weit nach innen, so als würde eine Kugel von einem Meter Durchmesser dagegengepresst. Von der Wand auf der anderen Seite kamen ebenfalls knirschende und knackende Geräusche.
»Die Tür schließt sich nicht so schnell«, sagte Turminder Xuss zufrieden.
Djan Seriy nickte. »Verlieren wir keine Zeit.«
Sie passierten eine kleine Luke und erreichten das abgetrennte Ende des Kanals, in dem das Transferschiff unterwegs war: eine zwanzig Meter durchmessende Höhlung, in deren Mitte – am Ende einiger kompliziert wirkender Stufen, die eher einem Geländer ähnelten – sich eine weitere kleine Tür befand. Dahinter lag ein runder Raum mit einem Durchmesser von ungefähr drei Metern; der gewölbte Boden machte es ihnen nicht leicht, gerade zu stehen. Djan Seriy schloss die Tür und deutete auf eine ähnlich beschaffene direkt gegenüber.
»Die führt nach draußen, und dort erwartet uns der Sturz. Einer nach dem anderen. Ich zuerst und Hippinse zuletzt.«
»Dieser ›Sturz‹, Ma’am …«, sagte Holse.
»Wir sind vierzehnhundert Kilometer über der Deldeyn-Provinz Sull«, erklärte Anaplian. »Wir stürzen uns in die Tiefe, ohne künstliche Gravitation, durch fast tausend Kilometer Vakuum, treffen dann auf die Atmosphäre. Anschließend geht’s im Gleitflug bis nach Hyeng-zhar, erneut ohne KG, die uns verraten könnte.« Sie sah Ferbin und Holse an. »Ihr braucht nichts zu tun; die Anzüge kümmern sich um alles. Genießt einfach nur die Aussicht. Wir wahren weiterhin Kommunikationsstille, aber ihr könnt jederzeit die Anzüge fragen, wenn ihr irgendetwas wissen möchtet. Alles klar? Also los.«
Zwischen »Alles klar?« und »Also los« hatte es nicht genug Zeit für Fragen gegeben, fand Ferbin, als seine Schwester die runde Tür öffnete.
Draußen war es dunkel, bis man den Blick nach unten richtete: Dann sah man eine Landschaft, die in breiten Streifen leuchtete, getrennt von einem zentralen Band aus einem dunklen Grau, das fast schwarz wirkte. Sterne waren keine zu sehen; sie blieben hinter Platten und Deckenstrukturen verborgen. Djan Seriy ging am Rand in die Hocke und hielt sich mit einer Hand an der Tür fest, drehte sich dann zu Ferbin um und berührte ihn mit der anderen Hand. »Du kommst direkt nach mir, Bruder, klar? Zögere nicht.«
»Nein, natürlich nicht«, sagte er, und sein Herz hämmerte.
Djan Seriy sah ihn noch einen Moment länger an. »Du könntest dich einfach entspannen und alles dem Anzug überlassen. Den Sprung, meine ich. Schließ die Augen und …«
»Ich hab keine Angst«, sagte Ferbin und versuchte, tapfer und zuversichtlich zu klingen.
Djan Seriy drückte seine Schulter. »Wir sehen uns unten.«
Sie kippte nach vorn.
Ferbin ging dort in die Hocke, wo sich eben noch seine Schwester befunden hatte, fühlte dabei Holses Hände, die ihn zu stabilisieren
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