Die Sphaeren
Stimme.
»Hippinse?«
Wieder sie.
»Hippinse!«
Die extremen Flugmanöver hatten Ferbin für kurze Zeit das Bewusstsein geraubt. Der Anzug entschuldigte sich und sagte ihm, dass die überlebenden Mitglieder ihrer Gruppe – Agentin Anaplian, Mr. Holse und er selbst – hinter einer Platte neben der nächsten Maschinensphäre in Deckung gegangen waren. Das Helmvisier zeigte ihm hilfsbereit, wo sich seine Schwester und Holse befanden, beide mehrere hundert Meter entfernt und etwa zehn Meter unter dem oberen Rand der schützenden Platte. Licht zuckte darüber hinweg und tastete geisterhaft über die Decke weit oben.
Ferbin fragte sich, wie er diesen einigermaßen sicheren Ort erreicht hatte. Er wollte gerade entsprechende Worte formulieren, als ihm der Anzug mitteilte, dass er die Kontrolle übernommen und damit die Anweisungen von Agentin Anaplian ausgeführt hatte.
»Ferbin? Bist du wieder bei uns?« Die Stimme seiner Schwester klang ein wenig zu laut in Ferbins Ohren.
»Äh … ja«, sagte er und versuchte, sich selbst zu überprüfen und festzustellen, welche Teile von ihm noch da waren und funktionierten.
Für einen Moment schien alles in Ordnung zu sein, doch dann erinnerte er sich an den fehlenden rechten Unterschenkel. »Sonst nichts weiter passiert«, fügte er hinzu. Eigentlich fühlte er sich ganz gut. Eine sonderbare, fast absurde Ausgelassenheit hatte ihn erfasst, die uneingeschränkte Bereitschaft für alles. Ein noch benommener Teil von ihm fragte sich, welchen Einfluss der Anzug auf sein Empfinden nehmen konnte und inwieweit solche Einflussnahme Djan Seriys Kontrolle unterlag.
»Holse?«, fragte Anaplian.
»Es geht mir gut, Ma’am. Aber Mr. Hippinse …«
»Wir haben ihn verloren, als er die zweite der beiden kompromittierten Morth-Maschinen angriff. Außerdem meldet sich Xuss nicht mehr. Und die Schiffsdrohnen scheinen das letzte Gerangel nicht überstanden zu haben. Unsere Streitmacht ist ein wenig geschrumpft, meine Herren.«
»Was ist mit der anderen Morthanveld-Maschine?«, fragte Holse.
»Ich habe die andere erwischt, und damit sind beide hin«, antwortete Anaplian. Ihre Worte klangen abgehackt. Holse
fragte sich, ob sie verletzt worden war, wagte es aber nicht, sie darauf anzusprechen.
»Was jetzt, Ma’am?«
»Gute Frage, Holse«, sagte Anaplian. »Ich fürchte, dass man uns den Kopf abschießt, wenn wir versuchen, über den Rand dieser Platte zu schauen. Außerdem sind die Winkel leider so beschaffen, dass wir keinen anderen Ort aufsuchen können. Ich habe eine Kurzstreckenwaffe, mit der ich praktisch alles erledigen kann, das seinen Kopf oder sonst etwas über unseren Teil der Platte streckt. Aber damit hat es sich auch schon. Die Iln-Maschine weiß, dass ich diese Waffe habe, und sie kommt bestimmt nicht nahe genug, um mir Gelegenheit zu geben, Gebrauch davon zu machen.« Holse hörte, wie die Frau tief durchatmete. »Leider haben wir durch Feindeinwirkung meine Partikelwaffe verloren, die kinetischen Geschosse sind bereits alle verwendet worden, mit den KSW können wir nichts ausrichten, und die Hilfsraketen haben ihr ganzes Potenzial eingesetzt und dürften inzwischen vernichtet sein. Tut mir leid, Bruder. Tut mir leid, Mr. Holse. Ich entschuldige mich dafür, euch beide in diese Sache verwickelt zu haben. Allem Anschein nach befinden wir uns in einer sehr schwierigen Situation.«
Ja, dachte Ferbin. Dies war tatsächlich eine sehr schwierige Situation. Manchmal schien das ganze Leben eine sehr schwierige Situation zu sein.
Was sollte aus ihnen werden? Und was erwartete ihn? Vielleicht starb er hier in wenigen Minuten, aber selbst wenn er überlebte: Er wusste, dass er nicht König sein wollte. Als er Zeuge der Ermordung seines Vaters geworden war, hatte er instinktiv fliehen wollen, ohne sich dessen sofort bewusst zu
sein. Tief in seinem Innern hatte er immer gewusst, dass er kein König sein wollte, und jetzt wurde ihm klar: Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er diesem Dilemma entkam, würde es mit seinem ganzen Reich auf schmähliche Weise bergab gehen. Ein neues Zeitalter begann, und er sah sich nicht als Teil davon. Elime, Oramen, er …
»Was sollen wir tun, Ma’am?«, hörte er Holse fragen.
»Nun, wir könnten die verdammte Iln-Maschine einfach angreifen und einen schnellen Tod sterben, ohne irgendetwas auszurichten«, antwortete Anaplian. Sie klang müde. »Oder wir warten hier, bis sie die gewünschte Menge Antimaterie hergestellt hat und die ganze
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