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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Massakerwelt
nur noch bei den Völkern benutzt, die über ein besonders langes Gedächtnis verfügten.
    Doch in einem ausreichend großen Maßstab ließen sich Morbidität und Mortalität jedes Habitattyps anhand der Beispiele messen, die die dra’zonischen »Planeten der Toten« im Lauf der Zeit vorgegeben hatten. Die Planeten der Toten waren erhalten gebliebene, verbotene Monumente globalen Gemetzels und umfassender Zerstörung, von den Dra’Azon – einer recht einsiedlerischen, fast zu den Sublimierten Alten gehörenden Zivilisation, mit Attributen und Möglichkeiten, die so sehr göttlicher Macht ähnelten, dass die Unterschiede keine Rolle mehr spielten – in ihrem Nach-Katastrophen-Zustand erhalten. Von den gut viertausend ursprünglich existierenden Schalenwelten und den 1332 übrig gebliebenen – hundertzehn von ihnen kollabiert -, zählten sechsundachtzig zu den Planeten der Toten. Diesen Anteil hielt man gemeinhin für beunruhigend hoch.
    Selbst einige der Schalenwelten, denen das morbide Interesse der Dra’Azon fehlte, erfuhren halb göttliche Zuwendung. Es gab da eine Spezies namens Xinthianische Dehnbare Aeronathauren – ein Luftwelt-Volk, angeblich enorm alt und einst auch enorm mächtig. Diese Aeronathauren waren das zweit- oder drittgrößte Luftvolk der Galaxis, und aus Gründen, die nur sie selbst kannten, entschied gelegentlich einer von ihnen, sich im Maschinenkern einer Schalenwelt niederzulassen. Einst waren die Xinthia weit verbreitet gewesen, aber inzwischen hatten sie den Status einer sehr seltenen Spezies und galten in der unerbittlichen Sprache der galaktischen Taxonomie als »entwicklungstechnisch und evolutionärbedingt permanent senil«, zumindest für jene, die
sich überhaupt die Mühe machten, sich mit einem derartigen Anachronismus auseinanderzusetzen.
    Seit jeher hatten sich die Xinthia lediglich an wenigen Orten versammelt, auf einigen Luftwelten, die den Stern Chone in der Geringeren Yattlianischen Wolke umkreisten. Es waren nur gut ein Dutzend Xinthia bekannt, die woanders lebten, und offenbar hatten sie sich alle in den Kernen von Schalenwelten niedergelassen. Man vermutete, dass sie wegen irgendeines Vergehens verbannt worden waren – oder dass es sich um die Einsamkeit liebende Eremiten handelte. Man konnte nur darüber spekulieren. Zwar gab es die Xinthia noch, und im Gegensatz zu den Veil oder Iln hätte man sie fragen können, aber sie waren selbst nach den Maßstäben der schweigsamen galaktischen Zivilisationen sehr unkommunikativ.
    Daher wurde ein Teil von Sursamen als göttlich beschrieben. Es gab einen Xinthianischen Dehnbaren Aeronathauren im Kern des Planeten, von bestimmten Bewohnern der Ebenen WeltGott genannt.
    Die Ebenen im Innern der Welten, und oft auch die Oberflächen, wiesen große Streifen, Windungen, Erhebungen, Beulen und Mulden aus dem Material auf, aus dem sowohl die Ebenen selbst als auch die sie stützenden Türme bestanden. Wenn solche Strukturen auf der Oberfläche existierten, hatten sich die Mulden oft mit Atmosphären, Meeren und/ oder Terrain für eine oder mehrere der beteiligten Spezies gefüllt. Die seichten – oft fälschlicherweise Krater genannt – waren überdacht, die tiefen meistens nicht.
    Sursamen gehörte zu den Gefleckten Schalenwelten. Ein großer Teil der Oberfläche war glatt, dunkelgrau und staubig, das Ergebnis von Kollisionen mit Himmelskörpern aller
Größen und Zusammensetzungen aus dem Sonnensystem und aus der Galaxis, über einen Zeitraum von einem Äon hinweg. Die bedeckten und offenen Mulden der sogenannten »Krater« betrafen fünfzehn Prozent der Außenschale, und es war das grünblaue reflektierte Licht eines solchen Kraters, Gazan-g’ya genannt, das durchs Fenster der Transitstation auf die Körper des Großen Zamerin und der Generaldirektorin fiel.
    »Sie freuen sich immer darüber, Sursamen oder eine andere Schalenwelt zu sehen, nicht wahr?«, fragte Utli.
    »Natürlich«, erwiderte Shoum und drehte sich halb zu ihm um.
    »Was mich betrifft …«, sagte der Große Zamerin und wandte sich vom Fenster ab. »Mich hält nur die Pflicht hier. Es erleichtert mich immer, wenn ich den Planeten verlassen kann.« Ein leises Trällern erklang, und ein Augenstiel richtete sich kurz auf etwas, das wie ein Edelstein in seinem Brustkorb aussah. »Was gleich geschehen wird, wie man uns mitteilt. Das Schiff ist bereit.«
    Shoums Kommunikationskette erwachte und übermittelte ihr die gleiche Nachricht, kehrte dann in den

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