Die Sphaeren
Scoperin wusste, was Anaplian auf ihrem Teil des Planeten machte, und er schien ein natürliches Verständnis für ihre Ziele und Methoden zu haben, was ihn in die Lage versetzen sollte, ohne größere Probleme für sie einzuspringen. Außerdem gehörte er zu denen, die einen
Assistenten ausbildeten; die Gesamtbelastung würde also nicht zu groß ausfallen. Doch ein solches Arrangement konnte nur vorübergehender Natur sein. Ein wenig Müßiggang war eine Sache, aber zuzulassen, dass sich Leute für längere Zeit nutzlos fühlten, war sinnlos und lief auf eine Verschwendung von Ressourcen hinaus. Deshalb war die Plattform alles andere als überbesetzt. Batra hatte recht; man würde sie ersetzen müssen.
»Sie könnten mir ein Schiff geben«, sagte Anaplian. Damit hätte sie Sursamen schneller erreichen und wieder zurückkehren können.
»Ah«, erwiderte Batra. »Das ist problematisch.« Für ihn war es eine von mehreren Arten, nein zu sagen.
Derzeit achtete die Kultur ganz besonders darauf, die Morthanveld nicht zu verärgern. Der Grund dafür blieb Spekulationen überlassen, aber es gab einige interessante Vermutungen, und eine von ihnen galt gemeinhin als Erklärung.
Anaplian seufzte. »Ich verstehe.«
Natürlich hatte sie auch die Möglichkeit, einfach auf Prasadal zu bleiben. Was konnte sie daheim schon ausrichten? Sollte sie versuchen, ihren Vater zu rächen? Das war nicht die Pflicht einer Tochter, so wie die Sarl die Dinge sahen. Außerdem deutete alles darauf hin, dass genug Rache in Richtung der Deldeyn unterwegs war und sie erreichen würde, lange bevor Anaplian nach Sursamen gelangen konnte. Hinzu kam: Zweifellos war ihr Vater der Aggressor gewesen. Beim Präventivschlag der Deldeyn hatte es sich bestimmt um den Versuch gehandelt, die Sarl unter König Hausk daran zu hindern, bei ihnen einzufallen.
Vielleicht machte sie mit ihrer Rückkehr eine schlimme Situation
noch schlimmer; vermutlich herrschte dort auch ohne ihr Erscheinen Aufruhr genug. Sie war zu lange fort gewesen. Die Leute hatten sie vergessen, und alles hatte sich geändert. Und sie war eine Frau. Nach fünfzehn Jahren in der Kultur fiel es Anaplian manchmal schwer, sich daran zu erinnern, wie frauenfeindlich die Gesellschaft ihres Geburtsplaneten war. Wenn sie zurückkehrte und versuchte, Einfluss auf die Dinge zu nehmen … Vielleicht lachte man sie aus und verspottete sie. Oramen war klug, aber noch jung. Es war doch bestimmt alles in Ordnung mit ihm, oder? Tyl Loesp würde sich um ihn kümmern.
Ihre Pflicht lag hier. Hierfür hatte sie sich entschieden; dies musste sie tun, und man erwartete von ihr, dass sie es zu Ende brachte. Anaplian wusste, dass sie den Lauf der Geschichte auf Prasadal beeinflussen konnte. Die Dinge liefen nicht immer so, wie sie es sich wünschte, und es konnte blutig werden, aber an ihrem Einfluss bestand kein Zweifel, und sie wusste, dass sie gute Arbeit leistete. Auf der Achten – und der Neunten, soweit es die Deldeyn betraf – konnte sie nichts verbessern. Ihre Präsenz würde höchstens zu Komplikationen führen.
Das war nicht das Ziel ihrer Ausbildung.
Ihr Vater hatte sie als Bezahlung zur Kultur geschickt, wenn man es so krass sehen wollte. Anaplian befand sich als Ergebnis einer Ehrenschuld an diesem Ort. Sie war nicht als eine Art Versicherung von Sursamen fortgeschickt worden, und man erwartete auch nicht, dass sie mit einem Mehr an Bildung heimkehrte, um sich noch besser als Braut für einen fremden Prinzen zu eignen und mit ihrer Heirat die Grundlage für ein neues Bündnis zu schaffen. Ihre ewige Pflicht bestand
darin, der Kultur zu dienen und sich damit für die Hilfe erkenntlich zu zeigen, die – durch den Mann namens Xide Hyrlis – ihr Vater und das Volk der Sarl erhalten hatte. König Hausk hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er nicht damit rechnete, seine Tochter jemals wiederzusehen.
Damit hatte er recht behalten.
Bei der ersten Andeutung dieser Abmachung waren gemischte Gefühle in Anaplian entstanden: Stolz darüber, dass sie eine so wichtige Rolle spielen sollte, und Trauer und Schmerz, auf eine Weise zurückgewiesen zu werden, die noch endgültiger war als alle anderen vorherigen Zurückweisungen durch ihren Vater. Gleichzeitig hatte sie eine Art Triumph verspürt, der stärker war als alle anderen Gefühle.
Endlich! Endlich konnte sie die dumme tiefe Provinz verlassen und sich so entwickeln, wie sie es sich wünschte, nicht so wie es ihr Vater und diese Frauen
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