Die Sphaeren
des Versteckens, wie?«, fragte Ferbin unbeholfen, als sich die Tür geschlossen hatte.
»Ich glaube, er ist vertrauenswürdig«, sagte Seltis. Er zog seinen eigenen Stuhl zum Erkerfenster, nahm bei Ferbin Platz
und musterte ihn erneut. »Da fällt mir ein … Mein Assistent im Palast … wie heißt er?«
Ferbin runzelte die Stirn und blies die Wangen auf. »Oh, ich weiß nicht. Ein junger Bursche. Erinnere mich nicht an seinen Namen.« Er lächelte. »Tut mir leid.«
»Und habe ich den Namen der Hauptstadt von Voette tief genug in dir abgelegt, damit er Wurzeln geschlagen hat?«
»Ah. Voette. Kannte einmal die Tochter eines Botschafters von dort. Hübsches Mädchen. Sie kam aus … Nottel? Gottel? Dottel? Etwas in der Art. Habe ich recht?«
»Die Hauptstadt von Voette heißt Wirinti, Ferbin«, sagte Seltis müde. »Und ich glaube wirklich, dass Sie Sie sind.«
»Ausgezeichnet!«
»Willkommen, Sir. Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass man uns mitgeteilt hat, Sie wären nicht mehr am Leben, Prinz.«
»Und wenn die Wünsche des mörderischen, hinterhältigen Scheißhaufens namens tyl Loesp genügen würden, mir das Leben zu nehmen, so wäre ich tatsächlich tot, alter Freund.«
Seltis richtete einen besorgten Blick auf ihn. »Der neue Regent? Warum hassen Sie ihn so sehr?«
Ferbin berichtete von den wesentlichen Dingen, die geschehen waren, seit seine Gruppe und er den Cherien-Kamm erreicht und von dort aus über das große Schlachtfeld geblickt hatten. Seltis seufzte, putzte zweimal seine Brille, lehnte sich zurück, sah aus dem Fenster und lehnte sich erneut zurück. Mehrmals schüttelte er den Kopf.
»Und deshalb bin ich mit meinem unzuverlässigen Diener hierher zu Ihnen gekommen, um Sie um Hilfe zu bitten, lieber Seltis. Zuerst dabei, Oramen eine Nachricht zu schicken.
Außerdem möchte ich die Achte und diese ganze große Welt verlassen. Ich muss meinen Bruder warnen und meine Schwester suchen. So weit ist es mit mir gekommen. Meine Schwester ist seit vielen Jahren bei diesen Optimae der Kultur und hat, wie sie in ihren Briefen erwähnte, Dinge gelernt, von denen selbst Sie beeindruckt wären. Vielleicht ist sie sogar zu einer Kriegerin geworden, wenn ich ihre Worte richtig verstanden habe. Wie dem auch sei: Sie hat Möglichkeiten – oder kann auf sie zurückgreifen -, die ich nicht habe. Helfen Sie mir, zu ihr zu gelangen, Seltis, und helfen Sie mir, meinen Bruder zu warnen. Meine Dankbarkeit wird groß sein, das schwöre ich. Ich bin der rechtmäßige König, auch wenn ich nicht der gesalbte Monarch bin. Meine offizielle Thronbesteigung liegt in der Zukunft, was auch für Ihre Belohnung gelten muss. Trotzdem, ein so kluger und gelehrter Mann wie Sie versteht zweifellos besser als ich die Pflicht eines Untertanen dem Souverän gegenüber. Ihnen ist bestimmt klar, dass ich nicht mehr verlange, als mir zusteht.«
»Nun, Ferbin …«, sagte der alte Gelehrte, lehnte sich zurück, nahm die Brille ab und betrachtete sie. »Ich weiß nicht, was verwirrender ist: die Möglichkeit, dass alles, was Sie gesagt haben, der Wahrheit entspricht; oder der erstaunliche Umstand, dass Ihre Eloquenz wesentlich besser ist als jene, an die ich mich zu erinnern glaube.« Er setzte die Brille wieder auf. »Um ganz ehrlich zu sein: Mir wäre es lieber, wenn Ihre Schilderungen nicht der Wahrheit entsprächen. Ich würde lieber annehmen, dass Sie keine so schrecklichen Dinge beobachten mussten, dass Ihr Vater nicht ermordet wurde und unser Regent kein Ungeheuer ist, aber ich fürchte, ich muss Ihre Worte als Wahrheit akzeptieren. Ich möchte Ihnen
mein herzliches Beileid für den erlittenen Verlust aussprechen, Ferbin. Sicher haben Sie Verständnis dafür, wenn ich unter solchen Umständen Ihren Aufenthalt in diesem Haus auf ein Minimum begrenze. Natürlich werde ich alles versuchen, Ihnen Gelegenheit zu geben, Ihren Weg fortzusetzen, und ich beauftrage einen unserer Lehrer, Ihrem Bruder eine Nachricht zu bringen.«
»Danke, alter Freund«, sagte Ferbin erleichtert.
»Allerdings … Sie sollten wissen, dass Gerüchte über Sie kursieren, Ferbin. Es heißt, Sie hätten das Schlachtfeld kurz vor Ihrem Tod verlassen. Viele andere Vergehen, große und kleine, private und öffentliche, werden Ihnen jetzt zur Last gelegt, da man Sie sicher tot glaubt.«
»Was?«, rief Ferbin.
»Offenbar will man dafür sorgen, dass niemand Sie vermisst«, sagte Seltis. »Und falls vermutet wird, dass Sie noch leben, soll es leichter
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