Die Sphaeren
sein, dass Sie von jenen verraten werden, denen Sie sich zu erkennen geben. Geben Sie gut acht, junger Mann, der Sie ein Junge waren, und Prinz, der eines Tages König zu sein hofft.«
»Unbilligkeit auf Infamie«, hauchte Ferbin, und sein Mund wurde trocken, noch während er sprach. »Ungerechtigkeit auf Frevel. Unerhört. Unerhört.« Ein schrecklicher Zorn wuchs in ihm und ließ seine Hände zittern. Er starrte auf die bebenden Finger und staunte über die körperlichen Auswirkungen der Wut. Dann schluckte er und sah seinen alten Lehrer mit Tränen in den Augen an. »Ich sage Ihnen, Seltis: Immer dann, wenn ich glaube, mein Zorn könnte nicht noch größer werden und hätte das Maximum erreicht, das ein Mensch ertragen kann, treiben mich die Taten dieser unglaublichen
Ansammlung von Exkrementen namens tyl Loesp auf neue, ungeahnte Höhen der Wut.«
»Was angesichts Ihrer Schilderungen kaum verwundert«, sagte Seltis und stand auf. Er ging zu einer Kordel, die hinter dem Schreibtisch an der Wand hing. »Möchten Sie etwas zu trinken?«
»Einen guten Wein wüsste ich durchaus zu schätzen«, erwiderte Ferbin, und seine Miene erhellte sich. »Mein Diener trinkt Zeug, mit dem man nicht einmal einen Rowelhintern waschen sollte.«
Seltis zog an der Kordel, woraufhin in der Ferne ein Gong ertönte. Seltis kehrte zurück und nahm wieder beim Prinzen Platz.
»Sie möchten vermutlich, dass ich Sie den Oct empfehle, für die Turmung und den Transfer zur Oberfläche.«
»Wie auch immer Sie es nennen«, sagte Ferbin voller Eifer und beugte sich vor. »Natürlich gibt es rein theoretisch königliche Privilegien, auf die ich mich berufen könnte, aber das liefe in diesem Fall auf Selbstmord hinaus. Mit einer Art Passierschein von Ihnen bin ich vielleicht in der Lage, tyl Loesps Spionen und Informanten zu entgehen.«
»Es sind mehr als nur Spione und Informanten. Infrage kämen das Heer und sogar das ganze Volk«, sagte Seltis. »Alle Bürger, die sich für loyal halten, könnten sich gegen den Mann wenden, an dessen Loyalität sie zweifeln.«
»In der Tat«, bestätigte Ferbin. »Ich muss der eigenen Weisheit vertrauen, und der meines ärgerlichen, aber gerissenen Dieners.«
Seltis wirkte besorgt, fand Ferbin.
Ein Bediensteter erschien, und der Oberste Gelehrte bestellte
Wein. Als die Tür wieder geschlossen war, beugte sich Ferbin vor und sagte feierlich: »Ich habe zum WeltGott gebetet, guter Seltis.«
»Das kann nicht schaden«, erwiderte der Oberste Gelehrte und sah nicht weniger besorgt aus.
Jemand klopfte laut an die Tür. »Herein!«, rief Seltis. »Normalerweise ist die Küche nicht so schnell …«
Choubris Holse sprang herein, nickte kurz dem Obersten Gelehrten zu und wandte sich dann an Ferbin. »Sir, ich fürchte, wir sind enttarnt.«
Ferbin war mit einem Satz auf den Beinen. »Was? Wie?«
Holse warf einen unsicheren Blick auf Seltis. »Ein kleiner Gelehrtenbursche auf dem Dach, Sir. Heliografierte eine vorbeikommende Patrouille. Drei Ritter auf Caude setzen zur Landung an.«
»Munhreo«, sagte der Oberste Gelehrte und erhob sich ebenfalls.
»Vielleicht kommen sie nur … zu Besuch?«, spekulierte Ferbin.
»Unter den gegebenen Umständen müssen wir vom Schlimmsten ausgehen«, sagte Seltis und ging zum Schreibtisch. »Sie sollten sich besser auf den Weg machen. Ich versuche, die Ritter so lange wie möglich aufzuhalten.«
»Mit Reittieren können wir ihnen nicht entkommen!«, protestierte Ferbin. »Haben Sie irgendwelche Flieger, Seltis?«
»Nein, Ferbin, ich habe keine.« Er nahm einen kleinen Schlüssel aus einer Schublade, rollte einen Läufer hinterm Schreibtisch zusammen, kniete auf den Dielen, öffnete eine kleine Klappe und entnahm dem Fach darunter zwei dicke, schwere, graue Umschläge, mit dünnen Metallbändern gesichert.
An jedem Umschlag zog er eine Lasche auf, schrieb den Namen des Prinzen und seines Dieners und fügte rasch das Haussiegel hinzu. »Hier«, sagte er und reichte die Umschläge Ferbin. »Der D’nengoalische Turm. Der Turmmeister heißt Aiaik.«
»Ake«, sagte Ferbin.
Seltis machte »Ts, ts« und buchstabierte den Namen.
»Aiaik«, sagte Ferbin. »Danke, Seltis.« Er drehte sich zu seinem Diener um. »Was machen wir jetzt, Holse?«
Choubris verzog wie schmerzerfüllt das Gesicht. »Ich fürchte, ich habe da eine Idee, Sir.«
Die drei Caude waren auf dem flachen Dach des Hautgebäudes an einem Ring festgebunden. Eine kleine Menge aus größtenteils jungen
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