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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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überwältigt gefühlt und geglaubt, aller Emotionen gewahr zu werden, die man bei solchen Gelegenheiten empfinden konnte (wodurch sie sich gegenseitig aufhoben), oder überhaupt keine. In beiden Fällen führte es dazu, dass er einfach dastand oder dasaß, fast katatonisch und vollkommen losgelöst vom allgemeinen Geschehen, eine Verschwendung an sich selbst und eine Peinlichkeit für andere. Er hatte nie sehr an seiner geringfügigen gesellschaftlichen Behinderung gelitten – als Sohn des Königs kam man mit fast allem durch, was Ferbin sein ganzes Leben lang bewiesen hatte. Aber solche Zwischenfälle ärgerten ihn, und ihm war klar gewesen, dass es mit den Jahren schlimmer werden würde. Hinzu kam, dass man selbst von ihm, dem jüngeren Prinzen, größere Teilnahme an Zeremonien und dem allgemeinen gesellschaftlichen Leben des Hofes erwartete.
    Nach und nach, unter Ferbins zugegebenermaßen eher salopper Anleitung, lernte Oramen, eine Art Ruhepol in sich zu suchen, dann die Gefühle zu verstärken, die er dort fand, und sie als eine Art Maßstab zu benutzen. Wenn er sich einer Gruppe hinzugesellte und nach einiger Zeit bei ihr noch immer Anspannung fühlte, so konnte er davon ausgehen, dass
es den anderen ähnlich erging. Wenn er sich entspannte, so bot es einen Hinweis darauf, dass die allgemeine Stimmung ebenfalls ruhig und friedlich war.
    Als Oramen seinen Blick über die im großen Salon versammelten Leute schweifen ließ, fühlte er echte Trauer und auch so etwas wie Sorge in Hinsicht darauf, was jetzt, nach dem Tod des großen Königs, geschehen würde. (Im Tod schien sein Vater noch größer geworden zu sein, als wäre er bereits eine Legende.) Außerdem nahm er Aufregung wahr. Alle wussten von den Vorbereitungen für den Angriff auf die jetzt fast wehrlosen Deldeyn: Der Krieg – vielleicht der letzte, wie der verstorbene König geglaubt hatte – stand kurz vor seinem Ende.
    Die Sarl würden ein Ziel erreichen, das sie fast während des ganzen Lebens ihres verstorbenen Königs verfolgt hatten. Der endgültige Sieg über die Deldeyn stand bevor, was den widerwärtigen und verharrten Aultridia erhebliche Verwirrung bescheren würde. Der WeltGott wurde geschützt – vielleicht sogar gerettet -, und die Oct, seit Langem Verbündete der Sarl, würden dankbar sein und sich vielleicht sogar verpflichtet fühlen. Das Neue Zeitalter des Friedens, der Zufriedenheit und des Fortschritts – die Ära, von der König Hausk so oft gesprochen hatte – würde endlich beginnen. Die Sarl würden sich als Volk bewährt haben und mehr Macht und Einfluss gewinnen, erst in der größeren Welt und schließlich auch in den von Fremden bewohnten Regionen jenseits davon. Sie würden ihren rechtmäßigen Platz als eine beteiligte Spezies und Zivilisation einnehmen, ein Volk, das eines Tages – der zweifellos sehr weit in der Zukunft lag – in der Lage sein mochte, selbst den Optimae der Galaxis (den Morthanveld,
der Kultur und vielen, vielen anderen) als Ebenbürtige zu begegnen.
    Das war immer das letzte große Ziel seines Vaters gewesen, wusste Oramen, obwohl dem König natürlich klar gewesen war, dass er jenen Tag nie erleben würde, ebenso wenig Oramen und die Kinder, die er vielleicht einmal hatte. Aber es genügte zu wissen, einen wichtigen Beitrag für die Erreichung des fernen Ziels geleistet und dabei mitgeholfen zu haben, das Fundament für jenen großen Turm des Ehrgeizes und des Erfolgs gelegt zu haben.
    Die Bühne mag klein sein, aber das Publikum ist groß, hatte König Hausk häufig gesagt. In gewisser Weise meinte er damit, dass der WeltGott zusah und hoffentlich irgendwie zu schätzen wusste, was in seinem Namen geschah. Doch in den Worten kam auch zum Ausdruck, dass die Sarl primitiv waren und ihre Zivilisation fast lächerlich unterentwickelt im Vergleich zum Beispiel mit den Oct (von den Nariscene ganz abgesehen, oder erst recht den Morthanveld und den anderen Optimae). Aber wie dem auch sei, Größe lag darin, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln des Beste zu leisten. Solche Größe, solche Zielstrebigkeit, Entschlusskraft und Entschlossenheit wurde zweifellos von den mächtigeren Völkern beobachtet und beurteilt, nicht nur auf einer absoluten Skala (auf der sich vermutlich kaum etwas zeigte), sondern auch auf einer relativen, die die vergleichsweise geringeren Ressourcen der Sarl berücksichtigte.
    In einem seiner so seltenen und denkwürdigen beschaulichen Momente hatte Oramens Vater ihm einmal zu

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