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Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Sache auch sehen willst, Holse: Es war Schicksal.«
    »Wie Sie meinen, Sir«, erwiderte Choubris Holse, seufzte und ließ sein Gesicht ebenfalls unter einem blauen Blatt verschwinden. »Schlafen Sie gut, Sir.«
    Er bekam ein Schnarchen zur Antwort.
     
     
    Als sie erwachten, war es kälter, dunkler und windiger. Der von Obor erhellte Langtag hatte erst den frühen Nachmittag erreicht, aber das Wetter hatte sich geändert. Kleine graue Wolken zogen unter einer hohen Wolkendecke über den
Himmel, und die Luft roch feucht. Die Caude erwachten nur langsam und verbrachten die nächste halbe Stunde damit, ziemlich laut den Darm zu entleeren. Ferbin und Holse nahmen ihr kleines Frühstück in einiger Entfernung und mit dem Wind im Rücken ein.
    »Dieser Wind gefällt mir nicht«, sagte Ferbin und sah vom Rand der Pflanzung über die schnell ans Ufer rollenden Wellen des Muldenmeers. In der Richtung, in die sie den Flug fortsetzen mussten, zeigte sich ein dunkler Horizont.
    »Zum Glück sind wir gestern weit gekommen«, erwiderte Holse und nagte an luftgetrocknetem Fleisch.
    Sie verstauten ihre wenigen Dinge, sahen noch einmal auf die Karte, steckten einige Kahlkopffrüchte ein – für die Caude; für Menschen waren sie unverdaulich – und stiegen in der frischen Brise auf. Durch den Wind schien es noch kälter zu sein, obwohl sie wegen der dichten Ansammlungen grauer Wolken wesentlich tiefer flogen als zuvor. Es widerstrebte Caude, durch Wolken zu fliegen; sie machten das nur, wenn man sie dazu zwang. Im Innern von Wolken fiel es ihnen ebenso schwer wie Menschen, festzustellen, ob sie gerade und in gleichbleibender Höhe flogen oder bald mit einem nahen Turm kollidieren würden.
    Caude waren die Rowels der Luft, zuverlässige Arbeitstiere und keine reinrassigen Renngeschöpfe wie Lyge, und sie flogen nur mit fünfzig oder sechzig Stundenkilometern. Trotzdem, wenn man mit einer solchen Geschwindigkeit gegen einen Turm prallte, so bedeutete das den Tod für Ross und Reiter, entweder sofort oder beim anschließenden Sturz zu Boden.
    Ferbin behielt noch immer das Chronometer im Auge und
zählte die Türme rechts von ihnen. Sie waren ihnen jetzt näher – die Entfernung betrug nur einige Kilometer -, und deshalb konnten sie kaum einen übersehen, was sonst ganz leicht war, wie der Prinz aus Erfahrung wusste. Seine Gedanken galten dem Traum, den er in der letzten Nacht gehabt und der ihn an seine eine Reise zur Oberfläche erinnert hatte, damals als Kind.
    Er hatte die Sterne am endlosen Himmel gesehen und an jedem der sechs Tage an der Oberfläche über den kleinen, blendenden Fleck gestaunt, der Meseriphine gewesen war, die Unsichtbare Sonne, der ferne Fixpunkt, um den sich Sursamen langsam drehte. Die Tage an der Oberfläche zeichneten sich durch eine gewisse Unbarmherzigkeit aus: eine Sonne, eine Lichtquelle, Tage und Nächte immer gleich lang, ohne Veränderung. Und all die Dinge, die Ferbin kannte, befanden sich tief unter ihm, ganze Ebenen, ihrerseits Welten, erstreckten sich unter seinen Füßen, und über ihm nur das Nichts: ein dunkles Nichts, durchsetzt von Lichtpunkten, die sein Vater ferne Sonnen nannte.
    Sein Vater hätte bei jener Gelegenheit bei ihm sein sollen, doch im letzten Augenblick war ihm etwas dazwischengekommen. Sein älterer Bruder Elime hatte Ferbin begleitet – er war schon einmal an der Oberfläche gewesen und hatte sie noch einmal sehen wollen. Es lief auf ein großes Privileg hinaus, dass er Gelegenheit dazu bekam. Ihr Vater konnte, wie einige andere Herrscher und die Oberhäupter von Häusern des Wissens, von den Oct verlangen, Personen zu anderen Ebenen und sogar zur Oberfläche zu bringen; doch alle anderen Reisewilligen blieben den Launen der Oct ausgesetzt, und die erfüllten solche Wünsche nur sehr selten.

    Sie hatten damals einige Freunde und ein paar alte Diener mitgenommen. Der großer grüne Krater, in dem sie fast die ganze Zeit ihres Besuchs verbracht hatten, wies weite Wiesen und Wälder mit hohen Bäumen auf, und die dichte, frische und gleichzeitig fast berauschend wirkende Luft war voller fremder Gerüche. Sie hatten sich voller Schwung gefühlt, wie aufgedreht.
    Sie hatten in einem unterirdischen Gebäudekomplex bei einer hohen Klippe gewohnt, die Ausblick auf ein gewaltiges Netzwerk aus sechseckigen Seen bot, jeweils von dünnen Landstreifen begrenzt – dieses Muster erstreckte sich bis zum Horizont. Sie waren einigen Nariscene und sogar einem Morthanveld begegnet. Seinen

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