Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sphaeren

Die Sphaeren

Titel: Die Sphaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
Aultridia nicht mehr als primitiver Schleim, den man kaum zivilisiert nennen konnte.
    »Wir fliegen zu einem anderen Turm?«, vergewisserte sich Ferbin. »Wir sind noch immer auf dem Weg zur Oberfläche?«
    »Ja, das sind wir, Sir.«
    Durch das fast ganz transparente Bett, auf dem er lag, blickte Ferbin zu den fernen Wellen hinab. »Wir scheinen nicht besonders schnell zu sein.«
    »Obwohl wir es sind, Sir. Wir fliegen vier- oder fünfmal so schnell wie selbst der größte Lyge, obwohl wir es natürlich nicht mit einer der fremden Flugmaschinen aufnehmen können.«
    »Es sieht nicht sehr schnell aus«, sagte Ferbin noch einmal, seinen Blick weiterhin auf den Ozean gerichtet.
    »Wir sind sehr hoch, Sir. Dadurch scheinen wir nur langsam voranzukommen.«
    Ferbin sah nach oben. Offenbar befanden sie sich in den untersten Ausläufern von etwas, das wie ein riesiger, goldgelb und weiß glänzender Wattebausch aussah. »Und dieses Ding ist im Grunde genommen eine Wolke?«, fragte er.
    »Ja, Sir. Aber sie hält besser zusammen als die uns bekannten Wolken; und sie verfügt über Intelligenz.«
    Ferbin dachte darüber nach. Er war nie dazu erzogen worden, selbstständig zu denken oder auch nur Gedanken ans Nachdenken zu vergeuden, doch während der letzten Tage und Abenteuer hatte er festgestellt, dass diese Aktivität durchaus ihren Nutzen hatte. »Diese Wolke ist also nicht dem Wind ausgeliefert?«

    Holse wirkte leicht überrascht. »Das habe ich mich auch gefragt, Sir! Offenbar kann der Kumuloforme seine Höhe ziemlich genau bestimmen, und da in dieser Ebene die Winde in unterschiedlicher Höhe in verschiedenen Richtungen wehen, sind diese Geschöpfe imstande, ebenso frei zu navigieren wie Vögel. Sie müssen nur darauf achten, wie hoch über dem Boden – beziehungsweise dem Wasser – sie sind.«
    Ferbin befingerte den Rand des einfachen Lakens, das ihn bedeckte. »Haben wir noch die Dokumente, die Seltis uns gegeben hat?«
    »Hier, Sir«, sagte Holse und zog sie unter dem weiten Hemd hervor.
    Ferbin sank erschöpf aufs Bett zurück. »Gibt es hier Wasser? Ich habe Durst.«
    »Sie werden feststellen, dass der Schlauch dort das Gewünschte zur Verfügung stellt, Sir.«
    Ferbin griff nach dem herabbaumelnden Schlauch, saugte daran und trank angenehm süß schmeckendes Wasser, sank dann zurück und sah zu Holse.
    »Nun, Choubris Holse, du bist noch bei mir.«
    »Kein Zweifel, Sir.«
    »Du bist nicht zurückgekehrt, obwohl wir jetzt eindeutig das Königreich meines Vaters verlassen haben.«
    »Ich hab’s mir anders überlegt, Sir. Der Herr auf dem Lyge, der uns beim Turm gefangen nehmen wollte … Er schien sich nicht damit aufhalten zu wollen, die Unschuld eines treuen Dieners in Erwägung zu ziehen. Ich musste daran denken, dass Sie in totem Zustand für das gegenwärtige Regime den größten Nutzen haben, wenn Sie verstehen, was ich meine, Sir, und da Ihr Ableben bereits offiziell verkündet worden ist,
könnte eventuell versucht werden, diesen Lügen nachträglich Wahrheit zu verleihen, wenn ich es so ausdrücken darf. Dass Sie noch leben, steht in offensichtlichem Widerspruch zur offiziellen Version der Ereignisse, und mir scheint, das Wissen darum könnte wie eine ansteckende tödliche Krankheit wirken.« Während sich Ferbin noch einen gedanklichen Weg durch diese Worte bahnte, runzelte Holse die Stirn, räusperte sich und rückte sein weites Hemd zurecht. »Außerdem fiel mir ein, dass Sie mir auf dem Turm das Leben gerettet haben, Sir, als der kleine Lyge-Reiter mir mit großer Entschlossenheit nach selbigem trachtete.«
    »Habe ich das?«, fragte Ferbin. Vielleicht stimmte es. Er hatte nie zuvor jemandem das Leben gerettet, und die Erkenntnis, ein Leben vor dem Ende bewahrt zu haben, bescherte ihm ein recht angenehmes Gefühl.
    »Wobei es aber zu berücksichtigen gilt, dass ich nur durch die Entscheidung, Sie zu begleiten, in eine solche Notlage geriet, Sir«, fügte Holse hinzu, als er so etwas wie verträumte Selbstzufriedenheit in Ferbins blassem, leicht bärtigem Gesicht bemerkte.
    »Fürwahr, fürwahr«, erwiderte Ferbin. Er dachte erneut nach. »Ich fürchte, du wirst eine Weile von jenen getrennt bleiben, die du liebst, Holse.«
    »Es sind kaum drei Wochen vergangen, Sir. Wahrscheinlich vermissen sie mich noch gar nicht. Wie dem auch sei, ich bleibe besser fort, bis alles geregelt ist, Sir. Außerdem: Wenn die Palastbeamten so weiterarbeiten wie bisher, bekomme ich mein Gehalt noch für ein gutes Langjahr

Weitere Kostenlose Bücher