Die Sphaeren

möglichst weit nach vorn zu drängeln. Damit waren sie natürlich nicht allein. Was sie von den anderen unterschied, war Art und Ort ihres Aufstiegs.
    Die Aultridia stammten von Parasiten ab, die unter den Rückenschilden und in den Hautfalten einer Spezies namens Xinthia gelebt hatten. Xinthianische Dehnbare Aeronathauren, so lautete ihr vollständiger Name. Ein Individuum aus diesem Volk bezeichneten die Sarl als WeltGott.
    Selbst die besonders skrupellosen und unsentimentalen Beteiligten-Spezies der Galaxis brachten den Xinthia so etwas wie Zuneigung entgegen, teilweise weil sie in der Vergangenheit Großes geleistet hatten – sie waren insbesondere bei den uralten Schwarmkriegen aktiv gewesen, beim Kampf gegen außer Kontrolle geratene Nanotechs, insbesondere Schwarmata und andere Monopathisch Hegemonierende Ereignisse. Der Hauptgrund aber war: Die Xinthia stellte für niemanden mehr eine Bedrohung dar, und ein System von der Größe und Komplexität der galaktischen Gemeinschaft schien ein Gruppenmitglied zu brauchen, das alle mögen konnten. Uralt, einst fast unbesiegbar und überaus mächtig, jetzt auf ein
klägliches Sonnensystem und einige exzentrische Individuen reduziert, die sich aus irgendeinem Grund im Kern von Schalenwelten verbargen: Die Xinthia galten als linkisch, wohlmeinend, in zivilisatorischer Hinsicht erschöpft – es hieß scherzhaft, dass sie nicht die Kraft zur Sublimation hatten – und ganz allgemein als Leute, die so gut wie tot waren und einen angenehmen Ruhestand verdienten.
    Man glaubte, dass die Aultridia diesen komfortablen Lebensabend ruiniert hatten. Im Lauf von mehreren hunderttausend Jahren waren die großen, in der Luft lebenden und raumfahrenden Aeronathauren immer mehr von den aktiver werdenden parasitären Aultridia geplagt worden. In den Habitaten, die den Stern Chone umkreisten, wurde die Heimsuchung durch jene Superparasiten immer mehr zu einer Seuche.
    Es war nicht so geblieben. Der Vorteil eines wirklich intelligenten Parasiten bestand darin, dass man vernünftig mit ihm reden konnte. Die Aultridia hatten ihre alte Lebensweise längst aufgegeben und die einstigen Wirte verlassen, um sich weiterzuentwickeln und etwas zu schaffen, das ihnen wie eine Art Superwissenschaft erschien, für die Xinthia jedoch nicht mehr war als einige zerbrochene Spielzeuge in einer staubigen Kiste auf dem Dachboden.
    Die Aultridia hatten ihre eigenen Habitate gebaut und damit begonnen, Schalenwelten zu öffnen und zu verwalten, was schnell zu einer recht nützlichen Spezialität wurde. Man ging gemeinhin davon aus, dass es gut zu ihrer Natur passte, sich in Schalenwelten zu graben.
    Die Stigmata ihrer Entstehung blieben jedoch bestehen, und es half nicht, dass die mattenartigen Aultridia für die
meisten Sauerstoff atmenden Spezies wie verfaulendes Fleisch rochen.
    Der einzige noch bestehende Argwohn in Bezug auf die aktuelle Existenz der Aultridia bestand darin, dass sie in jeder Schalenwelt präsent waren, die einen Xinthianer enthielt, teilweise mit erheblichem Aufwand und sehr zum Ärger anderer beteiligter Spezies wie den Oct. Bisher hatten die Aultridia, soweit alle anderen wussten, nie versucht, alle Ebenen zu durchdringen und einen im Kern wohnenden Xinthianer zu erreichen – selbst die älteren Förderer-Spezies neigten dazu, die alten Wesen in Ruhe zu lassen, aus Respekt und auch aus einer an Aberglauben grenzenden Vorsicht. Doch das beruhigte niemanden, am allerwenigsten Völker wie die Sarl, die den Xinthianer im Kern der Welt als Gott verehrten und entsetzt waren von der Vorstellung, dass die grässlichen Aultridia sich zum Kern gruben, um dort Gott weiß was mit ihrer Gottheit anstellten. Noch mehr verabscheuten die Sarl und alle anderen rechtschaffenen Völker nur die berüchtigten, seit Langem verschwundenen Iln, die einen Großteil ihrer verhassten Existenz darauf verwendet hatten, Schalenwelten zu zerstören.
    Die Oct hatten den ihnen anvertrauten Spezies gegenüber, darunter den Sarl, keinen Hehl aus ihrer Meinung über die Aultridia gemacht und immer wieder die Unveränderlichkeit ihrer abscheulichen Natur und die von ihnen ausgehenden Gefahr für den WeltGott betont. Außerdem wurden die Oct nicht müde, darauf hinzuweisen, dass sie direkt von den Involucra abstammten, den Planern und Erbauern der Schalenwelten, und somit zu einer nahezu göttlichen Evolutionslinie gehörten, die eine Milliarde Jahre weit in die Vergangenheit
reichte. Im Vergleich dazu waren die