Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)
Seite der Burg. Ein Meuchelmörder. Beeilt euch.“, feuerte er die Wachen. Diese ergriffen brennende Holzscheite, zogen die Schwerter und rannten los. Walram folgte ihnen und lief den Weg zurück, den er gekommen war. Er hatte keine Chance, schnell vor die Burg zu gelangen. Die Brücke hinab zu lassen, würde zu lange dauern. Er folgte seinen Männern, die nun schon die Rückseite der Festung erreicht hatten. Sie hielten ihrer Feuer hoch und versuchten etwas zu sehen.
„ Dort hinunter!“, sagte Walram und zeigte mit den Fingern einen Weg. Aber die Dunkelheit verschlang beinahe jeden Umriss. Nur langsam suchten sich die Männer auf dem rutschigen und morastigen Untergrund ihren Weg. Walram sah, dass sich auch zwei Lichter vom Fuß des Hügels auf sie zu bewegten.
„ Findet ihn!“ feuerte er seine Wachen erneut an.
Heinrich sah nach oben. In seiner Flucht drehte er sich kurz um und sah, im Schatten der Burg, deren Umrisse er deutlich erkennen konnte, drei Lichtpunkte auf und ab tanzten. Sie hatten ihn entdeckt und kamen, ihn zu holen. Die Angst verlieh Heinrich beinahe Flügel. Parallel zum Hügelkamm suchte er sein Heil in der Flucht, als er wieder ausrutschte und er wusste, dass dies sein letzter Schritt war. Er merkte wie er mit dem linken Bein rutschte, sich dann verhakte und sich der Schwerpunkt seines Körpers unter der Laufgeschwindigkeit zur Seite verlagerte. Sein Knie verdrehte sich und er verlor das Gleichgewicht als das Gelenk die Belastung nicht mehr hielt, und mit einem reißenden Geräusch nachgab. Heinrich merkte, wie er auf den Boden stürzte, während sein Fuß noch immer an der überstehenden Wurzel stecken blieb. Er quiekte instinktiv. Jetzt hatten sie ihn gefunden.
Die Männer auf dem Hügel hatten das Geräusch auch gehört. Nun wussten sie, wo sie suchen sollten. Wenige Augenblicke später fanden sie einen Mann mit einem seltsam abstehenden linken Unterschenkel, der noch versuchte, robbend zu entkommen und erst aufgab, als sie ihm die Klinge an den Hals legten.
Zwei der Männer schleiften Heinrich hinter sich her. Der dritte passte auf, dass Heinrich keine falsche Bewegung machte. Aber daran konnte Heinrich gar nicht denken. Bei den ersten Schritten der Männer, die ihn zogen, wurde er fast wahnsinnig vor Schmerzen, als sein ausgerenktes Bein immer wieder bewegt wurde und über den Boden schleifte. Das Gefühl wechselte zwischen Taubheit im ganzen Bein und einem stechenden, den Atem raubenden Schmerz im ganzen Körper. Endlich wurde Heinrich erlöst, als ihn die Männer über einen Stein zogen und sich sein Bein unter seinem Körpergewicht streckte. Das Knie rutschte knackend wieder in die Gelenkpfanne. Der Schmerz war jetzt erträglicher, wenn Heinrich den Vergleich anstellte.
Dafür kam in ihm wieder die Panik auf. Was würden sie jetzt mit ihm machen? Unbändige Angst machte sich in Heinrich breit. Er winselte und zerrte an den beiden Männern, die ihn hinter sich her zogen. Der dritte trat ihm rüde gegen das Bein und Heinrich heulte wie ein sterbendes Tier auf. Er gab sich auf und das erste Mal in Jahren fing er schluchzend an zu beten. Die Wachen hoben Heinrich auf, als sie die Spitze des Hügels erreichten. Sie trugen ihn nun an der Mauer vorbei und stießen ihn in einem der Unterstände vor der Burg unsanft auf den Boden. Heinrich blieb regungslos mit dem Gesicht im Schmutz liegen. Tränen liefen über seine Wangen, schleimiger Sabber ran aus seinem Mund.
„ Absolvete. Absolvete!“, wimmerte er. Walram kam hinzu. Er lächelte, als er Heinrich sich auf dem Boden krümmen und winden sah. Heinrichs Gedanken rasten. Schmerz. Angst. Alles schien seltsam entrückt.
„ Was sollen wir dir vergeben, du jämmerliche Gestalt.“, fragte Walram und zog Heinrich an den Haaren, so dass ihn der Bettler nun direkt ansehen musste. Heinrichs Augen waren weit offen vor Angst. Walram konnte kaum glauben, was ihnen da ins Netz gegangen war.
So eine erbärmliche Kreatur. Dies kann kein bezahlter Mörder sein.
Walram überlegte. Hatte er das Gesicht nicht schon einmal gesehen?
„ Wer bist du und was willst du?“, fragte er und stieß Heinrich von sich. Er stank wie ein Schwein. Heinrich krümmte sich erneut und robbte sich über den schmutzigen Boden zu Walrams Füßen.
„ Absolvete!“, sagte er wieder. Heinrich flehte Gott und Walram gleichermaßen an. Aber im Moment konnte Gott ihm kaum helfen, denn Walram wollte Antworten. Er umfasste mit seinen Händen Walrams Beinling und
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