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Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition)

Titel: Die Spiele des Herrn (Johann Von Der Morgenpforte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Huelsmann
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wimmerte.
    „ Ich frage nicht noch einmal. Wer bist du?“, wieder kam Walram das Gesicht bekannt vor.
    Walram ballte seine Fäuste. Er wollte Antworten. Und zwar schnell. Sicher, er hatte das Gespräch zwischen diesem Haufen Elend und Dietrich nicht belauschen können, aber das machte nun nichts mehr. Gleich würde er alles erfahren. Er beugte sich zu Heinrich hinab.
    „ Ich bin Heinrich.“
    „ Heinrich? Heinrich, was willst du?“
    „ Ich bin nur ein Bettler.“, wieder wurde Heinrich von einem Weinkrampf geschüttelt. Walram schüttelte seinerseits den Kopf. Der Anblick war so erbärmlich.
    „ Und was wolltest du?“
    „ Ich habe den neuen Herrn Dietrich um eine Gabe angebettelt. Ja, ich bin ein Bettler. Nur ein Bettler. Heinrich, der Bettler mit dem königlichen Namen.“, sagte Heinrich. Er versuchte, das Mitleid der anderen zu erregen.
    „ Ja, ich erinnere mich. Heinrich der Bettler. Ich habe dich schon einmal hier gesehen.“, sagte Walram abschätzend.
    „ Ja, Herr. Und ihr wart so großzügig zu mir. So großzügig. Möge der Herr euch segnen.“, winselte Heinrich.
    „ Aber ich erinnere mich anders an dich.“, sagte Walram und kam Heinrich ganz nahe. Wieder konnte er dessen fauligen Gestank deutlich wahrnehmen.
    „ Ich erinnere mich, als du mich angebettelt hast, hast du gesagt, du wärest halbblind. Trugst du nicht eine Augenbinde? Ja, über dem linken Auge.“, stellte er fest und sah Heinrich böse an.
    „ Ja, Herr, gepriesen sei eure Erinnerung. Wahrlich sehr gut. Doch der Herr gab mir mein Augenlicht wieder zurück. Gelobt sei der Herr, der Gütige, der Allmächtige.“, winselte Heinrich und warf Walram einen flehenden Blick zu.
    „ Und trotzdem bettelst du noch, du Hundsfott.“, bemerkte Walram.
    Heinrich war entsetzt. Gerade hatte er noch geglaubt, er könne Walram einwickeln.
    „ Ja, Herr.“, gab er kleinlaut zu.
    „ Nun, dann will ich nicht so hartherzig sein, wie der Herr, der dir erst das Augenlicht nahm und dich zum Bettler machte, nur um dir deine Sehkraft dann wieder zu geben und dich deines Grundes zu betteln, deines Verdienstes zu berauben. Ich helfe dir, einen Grund zum Betteln zu haben.“, sagte Walram erst spöttelnd, dann fauchend. Er riss seinen Dolch aus der Scheide, verkrallte sich in Heinrichs Haaren, zog seinen Kopf in den Nacken und stach ihm mit einem schnellen Schnitt das linke Auge aus. Dann ließ er ihn rücklings auf den Boden fallen. Erneut schrie Heinrich auf, presste seine Hände auf das Auge und wand sich vor Schmerz.
    „ Knebelt ihn. Ich will nicht, dass er mit seinem Geschrei die ganze Burg vom Schlaf abhält.“, sagte Walram zu den Wachen. Heinrich wurde mit seiner eigenen Augenbinde geknebelt. Kaum bekam er noch Luft. Walram kam ihm nun ganz nah.
    „ Bettler, ich hoffe du hast die Lektion gelernt. Jede unbeantwortete Frage hat ihre Konsequenzen. Und um zu antworten, brauchst du von mir aus keine Finger, kein Auge oder sonst was. Nun, höre mir gut zu, denn ich frage immer nur einmal. Was wolltest du hier?“
    Heinrich war ohnmächtig vor Schmerzen und vor Angst. Er spürte, wie das Blut aus der frischen Wunde seine Wange hinab lief, aber wenn er das hier überleben wollte, dann sollten ihm besser Antworten einfallen. Aber was wenn der Verdacht auf ihn fiel? Was wenn dieser Unhold glaubte, er habe den Plettenberger umgebracht?
    Walram setzte seine Dolchklinge an Heinrichs Wange. Zitternd nickte Heinrich und Walram zog ihm den Knebel vom Mund. Bebend vor Angst begann der Bettler nun, die Geschichte zu erzählen.
    „ Der Mann, den ihr für Dietrich haltet, er ist nicht Dietrich!“, schoss er hervor.
    Walram wich einen Schritt zurück. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit.
    „ Willst du mich belügen?“, fragte er, ging wieder in die Hocke und ließ Heinrich wieder die Klinge an der Wange spüren.
    „ Nein, ich schwöre.   Bei meiner Seele.“, flehte Heinrich.
    „ Schwöre lieber bei deinem Augenlicht, Bettler.“, zischte ihn Walram an. „Wieso sollte ich diese Fantasterei glauben?“
    „ Es ist die Wahrheit. Bei meinem Augenlicht. Der echte Plettenberger ist tot. Ermordet von den Männern des Schwarzen.“, schnellte Heinrich hervor. Walram wurde skeptisch. Er kannte den Schwarzen und hatte seine eigenen Erfahrungen mit ihm gemacht. Und die waren nicht gut! Wut stieg in ihm auf, als er an den Strauchdieb mit den lackschwarzen Haaren und seine Bande voller Halsabschneider dachte. Auf einmal machte alles Sinn für ihn. Er

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