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Die Spinne (German Edition)

Die Spinne (German Edition)

Titel: Die Spinne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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denn hier in der Lobby erwartet? Männer, die sich hinter Zeitungen verschanzten? Frauen, die bei einer Verabredung versetzt worden waren? Letztlich egal: Vor einem unbekannten Eingang war man auf jeden Fall gut beraten, wenn man allem und jedem mit Misstrauen begegnete. Dann fiel sein Blick auf eine der vielen rechteckigen Säulen.
    Milo packte sie am Arm. »Warte.«
    »Was ist?«
    Dort, ein großer, grobknochiger Chinese mit einem Muttermal auf der Wange, der in einem der zahlreichen thronartigen Sessel in der Lobby lehnte und tatsächlich in einer Zeitung blätterte. »Jetzt nicht«, zischte er ihr zu. »Wir werden beobachtet.«
    »Wir werden immer beobachtet.« Sie löste sich aus seinem Griff und ging weiter.
    Er trabte ihr nach und fasste sie am Ellbogen. »Brooklyn«, flüsterte er. »Ich erkenne einen von ihnen aus Brooklyn wieder. Vor der Schule meiner Tochter.«
    Zumindest blieb sie jetzt stehen. »Ist eben ein beliebtes Hotel.«
    »Nein. Der Typ war nur zwei Tage dort. Hat sich als Vater ausgegeben, aber niemand hat ihn mit einem Kind gesehen.«
    Leticia starrte Milo in die Augen, dann entspannte sie sich. Wenn die Chinesen jemanden aus Amerika herschickten, der Milo dort bereits überwacht hatte, dann sahen sie wahrscheinlich auch bei Alans Entführung nicht tatenlos zu. »Okay, Baby. Gehen wir woandershin.«
    Das moderne Kowloon Hotel stand an einem belebten Abschnitt der Middle Road gegenüber der Rückseite des Peninsula. Sie bezogen ein Zimmer im siebten Stock, dann führte ihn Leticia ins Bad und drehte die Dusche auf. Leise forderte sie ihn zu einer genaueren Erklärung auf. Warum erinnerte er sich überhaupt an das Gesicht des Mannes? »Er hat sich auffällig benommen.« Glaubte er, dass der Mann etwas mit der Ermordung seines Vaters zu tun hatte? »Und ob«, antwortete Milo kalt, ohne zu erwähnen, was er von Chaudhury wusste: dass der Mann He Qiang hieß und seine Familie entführt hatte, die laut Leticia angeblich in Sicherheit war. »Willst du Alan umbringen?«
    Sie atmete ein, und im Dampf der Dusche glänzte ihre Haut. »Vor ein paar Tagen wurde er nördlich von New York gesehen. Konnte abhauen, aber er führt auf jeden Fall was im Schilde. Wir sollen rausfinden, was und für wen.«
    »Gibt es keinen konkreten Verdacht?«
    »Na ja. Seine Frau ist auch verschwunden.«
    »Wir haben vor meiner Abreise nach Penelope gesucht.«
    »Mit wir meinst du dich und deine Frau.«
    »Ja. Collingwood kann ja Tina fragen.«
    Sie nickte, dann biss sie sich auf die Unterlippe. Das war bestimmt ein Zeichen für … wofür? Was wusste sie über Tina und Stephanie?
    »Und wenn du schon dabei bist, richte ihr bitte aus, dass ich mit ihnen reden will.«
    »Vielleicht möchtest du dich ein bisschen ausruhen«, meinte Leticia nach einer Weile. »Ich muss mich mit jemandem treffen. Wir kriegen Besuch.«
    »Von wem?«
    Sie stellte die Dusche ab und tupfte sich mit einem Handtuch das Gesicht trocken.
    Sieben Minuten nach ihrem Aufbruch klingelte das Telefon, das man ihm am Flughafen zugesteckt hatte.
    »Ja?«
    Xin Zhu meldete sich. »Was machen Sie und Leticia Jones in Hongkong?«
    »Ich habe schon mehrfach betont, dass ich mit Tina sprechen will. Ist sie bei Ihnen?«
    »Ich erinnere mich an Ihre Forderungen, aber ich lasse mich nicht drängen und in diesem Punkt schon gar nicht. Sie werden sich mit der Versicherung begnügen müssen, dass sie wohlauf sind, was allerdings nicht so bleiben wird, wenn Sie nicht hundertprozentig mit mir zusammenarbeiten.«
    »Dann eben ein Foto.«
    »Mr. Weaver, sie sind erst seit drei Tagen weg – für Sie vier, wegen der Zeitzonen. Kein Grund zum Zusammenbruch. Stellen Sie sich einfach vor, dass sie zu ihren Verwandten gefahren sind in … Austin, richtig?«
    Milo antwortete nicht.
    »Damit fühlen Sie sich bestimmt besser, glauben Sie mir.«
    Er fühlte sich keinen Deut besser, aber es hatte keinen Sinn darüber zu diskutieren. »Wir sind hier, um Alan Drummond zu treffen.«
    »Mit welchem Ziel?«
    »Um ihn rauszuschaffen.«
    »Warum?«
    »Weil er sein eigenes Süppchen kocht.«
    »Merkwürdige Redensart.«
    »Aber zutreffend«, erwiderte Milo.
    »Ist bekannt, dass er mein Agent war?«
    »Ich würde ihn genauso wenig als Ihren Agenten bezeichnen wie mich.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Nein, es ist nicht bekannt.«
    »Warum ist Alan in Hongkong?«
    »Das sollen wir rausfinden. Seine Frau ist verschwunden. Wenn Sie sie nicht in Ihrer Gewalt haben, hat er sie an einen

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