Die Spinne (German Edition)
Geschichte dem Ausschuss vorzutragen. Also sehen Sie zu, dass sie auch wasserdicht ist. Und ich kümmere mich darum, dass Wu Liang an dem Treffen teilnimmt.«
Zhu nickte.
»Und erledigen Sie diese Leute in Hongkong. Sie wollen doch nicht, dass ihre Anwesenheit bei dem Treffen gegen Sie verwendet wird.«
Erneut nickte Zhu.
»Und jetzt fahren Sie, Xin Zhu. Ich erledige alles hier.«
Schweigend zog sich Zhu zurück. Er überquerte den Rasen und steuerte auf seinen Wagen zu. Im Mercedes saß Sun Bingjuns hünenhafter Chauffeur mit einem jener lehmartigen Gesichter, die man so leicht vergaß, und beobachtete ihn. Zhu fiel auf, dass zu beiden Seiten des Anwesens Nachbarn heimgekehrt waren.
Während der Rückfahrt rief erneut Shen An-ling an, um Milo Weavers zwanzigminütigen Besuch in Zimmer 212 des Peninsula Hotel zu besprechen. Die Mikrofone hatten nur einige Wortfetzen, Geräusche eines Faustkampfs und dann Schweigen aufgezeichnet. Anscheinend hatten sie den Rest der Unterhaltung schriftlich geführt. »Nachdem Weaver das Zimmer verlassen hatte, wollte ihm He Qiang wieder ein Telefon geben.«
»Wollte?«
»Milo Weaver hat sich geweigert. Hat He Qiang aufgefordert, ihn am Arsch zu lecken. Wortwörtlich. Anscheinend wird ihm der Druck zu viel.«
»Oder er weiß inzwischen, dass seine Familie nicht in unserer Gewalt ist«, gab Zhu zu bedenken. Doch auch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Morgen musste Wu Liang Rechenschaft ablegen über seine Zusammenarbeit mit den Amerikanern, und vielleicht ließen sich dabei auch einige der noch offenen Fragen klären. »Es reicht jetzt, Shen An-ling.«
»Was reicht?«
»Alles. Ich will, dass sie liquidiert werden.«
Ein Seufzen. »Danke, Genosse Oberst.«
Eine Stunde später stand er im Büro über einen Computer und ein Telefon mit Shen An-ling in Verbindung, der in der Lobby des Peninsula Posten bezogen hatte. Da sie nur neun Leute zur Verfügung hatten, hatten sie beschlossen, sich zunächst Alan Drummond zu schnappen und dann die anderen Touristen im Kowloon aufzusammeln. Nach Milo Weavers Aufbruch hatte He Qiang keine weiteren Geräusche mehr aus Zimmer 212 gemeldet, doch kurz vor dem geplanten Anmarsch zeigte Alan Drummonds Handy mit einem Piepen den Eingang einer SMS an. Danach war Bewegung zu hören, Kleider wurden angezogen und Gepäckstücke verschoben. Dann ging eine Tür. Kurz darauf beobachtete He Qiang durch das Guckloch seiner Tür einen Asiaten, vielleicht einen Vietnamesen, der mit leeren Händen vorbeiging.
»Das ist er nicht«, informierte He Qiang die anderen und auch Peking und gab eine kurze Beschreibung durch. »Aber er ist aus dem Zimmer gekommen. Und steuert jetzt auf die Treppe zu.«
»Bleiben Sie ihm auf den Fersen.« Xin Zhu überlegte fieberhaft, wer das sein konnte.
He Qiang befand sich oben im gleichen Stockwerk, und zwei Männer – Xu Guanzhong und Wei Chi-tao – hatten sich in verschiedenen Ecken der Lobby postiert, während Shen An-ling die Aktion vom Empfang aus mit zwei Smartphones koordinierte – eins, um Kontakt zu halten, das andere, um die Bewegungen seiner Agenten zu verfolgen. Fünf weitere Männer wachten draußen vor Hintereingängen an der Middle Road, Seiteneingängen an der Nathan Road und dem bombastischen Haupteingang an der Salisbury Road. Ein weiterer behielt die Lobby des Kowloon im Auge. Doch nach drei Minuten war noch immer keine Meldung eingegangen, dass jemand das Treppenhaus des Peninsula verlassen hatte. Shen An-ling rief He Qiang an, dessen Telefon sieben Mal klingelte. Keine Antwort. Daraufhin steuerte Xu Guanzhong aus der Lobby auf die Treppe zu, und in seinem kleinen Pekinger Büro konnte Zhu mithören, wie der Agent laut atmend durch das Treppenhaus lief, bis seine Schritte plötzlich mit einem überraschten »Oh« abbrachen.
»Was ist?«, fragte Shen An-ling.
»Ich glaube, er ist tot. Ja. Er ist tot.«
»He Qiang?«
»Erdrosselt«, kam die bestürzte Antwort. »Sein Kopf ist fast …«
Zhu zupfte an seiner Unterlippe. He Qiang tot? Ein schwerer Schlag. Ursprünglich hatte das Peninsula nur fünf Etagen gehabt, doch mit dem Ausbau zu einem modernen Hochhaus Mitte der Neunzigerjahre waren dreißig weitere hinzugekommen. Die Suche konnte ewig dauern. »Die Treppe rauf«, befahl Zhu. »Wei Chi-tao, du auch. Alle anderen rein ins Hotel.«
Auf seinem Computer hatte Zhu eine Karte der beiden Blocks, die die Hotels Peninsula und Kowloon umfassten. Dort konnte er die Handys seiner Agenten beobachten. Rote
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