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Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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einem Doktor. Eigentlich Quatsch, denn die versprochene Leistung, sprich eine funktionierende Heizung, war nicht von langer Dauer gewesen. Der Hausmeister hatte nach dem erneuten Zusammenbruch etwas von Überlastung des maroden Brenners und porösen Leitungen erzählt, er kümmere sich doch und bräuchte keine Hilfe aus Krefeld. Das würde sie Arno Busch berichten, und dazu würde es im Gotischen Haus das beste Kalbsschnitzel mit warmem Kartoffelsalat geben, Grund genug, die Einladung anzunehmen, komme, was wolle.
    In der Bochumer Klinik würde sie die Krankenschwester einschließen und Fortmann einem gnadenlosen Dauerverhör unterziehen. Schluss mit taktischem Schweigen. Seine Frau hatte was mit ihrem Chef gehabt, garantiert. Ob er den Verfürth bedroht hatte? Ob er sich von Lena trennen wollte? Karin verwarf diese Gedanken, Fortmann hätte über die Jahre Gründe und Chancen genug gehabt, seine Frau auf völlig legale Weise loszuwerden.
    Vorwärts, wieder durfte sie über die Autobahn schleichen. »Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit«, hatte sie vor Weihnachten gemeinsam mit ihrer Tochter gesungen und sehnsüchtig in den Himmel geschaut, ob die Engel schon auf rosigen Abendwolken Plätzchen backten. Zu Weihnachten hatte es traditionell geregnet.
    Ob die Frau von Verfürth ihre Nebenbuhlerin loswerden wollte? Es ratterte in Karins Kopf. War für sie das Maß einfach voll gewesen? Nein, dazu saß sie schon zu lange still und duldsam in ihrem Puppenheim. Und was wissen wir über die Tote vom See? Eine unscheinbare Frau mit einwandfreiem Leumund. Zur falschen Zeit am falschen Ort? Einem Psychopathen zum Opfer gefallen? Nein, zu Tode gehetzt wurde diese Frau, die samstags immer zur gleichen Zeit ihre Bahn zog, wie ihr Mann berichtet hatte. Laufend würde auch sie selbst hier schneller vorwärtskommen, dachte Karin, zu Fuß nach Bochum. Schneeflöckchen, Weißröckchen, warum bleibst du nicht oben, ich wäre längst schon am Ziel und würde dich loben …
    Fortmann in die Mangel nehmen, das war ihr Anliegen, ihn schonungslos dazu auffordern, sein Schweigegelübde zu brechen. Das zweite Problem des Nachmittags war der Staatsanwalt. Haase würde die  PK allein leiten. Hoffentlich ging das gut, manchmal mangelte es ihm an Bodenhaftung und kluger Strategie. Als freiberuflicher Jurist wäre ihm dies zum Verhängnis geworden, da blieb nur die Staatsanwaltschaft oder die Politik.
    Kritisch vernahm sie einen unguten Duft, der ihrer Jacke entstieg, der Pulli müffelte. Sie nahm den Deostick aus der Mittelkonsole. Man bekam Übung darin, wichtige Dinge im Auto zu erledigen.
    Zwanzig, dreißig Stundenkilometer, die Wagenkolonne geriet in einen wahren Geschwindigkeitsrausch, über fünfhundert Meter am Stück, weiter, immer weiter, wow. Gut, jetzt schien sich der Knoten zu lösen, die Freude auf Schnitzel mit Salat in angenehmer Gesellschaft stieg. Das Handy meldete den Eingang einer Mitteilung, die Kommissarin konnte nicht anders und nahm das Gerät zur Hand. Eine SMS von Maarten, ihrem guten Maarten. Ein Foto hatte er geschickt.
    Karin versuchte es mit Disziplin, die Augen gehörten gefälligst auf die verschneite Fahrbahn, die Hände ans Lenkrad. Die Neugierde überwog, sie rief das Foto auf, die Hände nicht vom Lenkrad lassend, und grinste verzückt. Hannah mit rosigen Wangen in ihrem Garten neben einer riesigen Schneefrau. Sie hatten ihr eine Mütze aus Karins Kleiderschrank aufgesetzt, den passenden Schal umgeschlungen. Eine Mama aus Schnee. So weit war es schon. Ihre Familie hatte sich eine »Karin-Mama« aus Schnee gebaut. Einen Moment lang wusste ihr Herz nicht genau, wie sie das finden sollte, dann legte sie das Handy lächelnd zurück ins Mittelfach.
    Na wartet, ich werde heute Nacht einen »Maarten-Papa« dazubauen.
    Vorsichtig lugten die beiden Kommissare in den dunklen Hausflur, nachdem die Tür des Mehrfamilienhauses sich geöffnet hatte, und stiegen hinauf in die zweite Etage. Vor ihnen stand eine kleine Frau mit langen, schwarz gefärbten Haaren, die ihnen misstrauisch entgegenschaute. Die übertrieben jugendliche Frisur konnte nicht von den verlebten Gesichtszügen ablenken.
    »Sie können gleich wieder gehen, ich kaufe nichts. Immer erst oben schellen, um ins Haus zu kommen, ich kenne die Tricks.«
    Angesichts der gezückten Dienstausweise wurde sie keineswegs leiser oder gar freundlicher. »Was wollen Sie?«
    »Wir möchten uns danach erkundigen, wie es Ihrem Fausto geht.«
    Irritiert

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