Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
blickte sie die beiden Männer an und schwieg. Tom horchte in die Wohnung, aus der kein Laut zu vernehmen war. Lediglich ein Schwall verbrauchter Luft, eine Mischung aus überheiztem Raum, abgestandenem Kaffee und Zigarettenrauch, kam ihnen entgegengeströmt.
    »Frau Winter, wo ist Ihr Hund?«
    Erst jetzt schien sie die Männer wieder zu bemerken, warf ihre Mähne in den Nacken und stemmte die Hände in die schmalen Hüften. »Ich habe gehofft, dass mir die Polizei sagen könnte, wo Fausto ist.«
    Die gegenüberliegende Tür öffnete sich, eine warm eingemummelte ältere Frau, deren Stiefel bei jedem Schritt quietschten, kam auf sie zu. »Na, hast du wieder Klugscheißer von den Jehovas zu Besuch? Donnerwetter, die Kerlchen, die den ›Wachturm‹ verteilen, werden auch immer jünger. Bei mir braucht ihr nachher gar nicht anschellen, ich nehme euch nichts ab. Petra, ich muss einkaufen, brauchst du noch was aus dem Supermarkt?«
    »Nein danke, Ulla, heute nicht.«
    Sie blickten ihr nach, wie sie ächzend die Treppe hinabstieg und vor sich hin murmelte. »Eigentlich zwei schnuckelige Kerle, und dann bei den Jehovas.«
    »Frau Winter, sollen wir alles Weitere hier im Treppenhaus klären, oder wäre es Ihnen lieber, wenn nicht alle Nachbarn unser Gespräch mitkriegten?«
    Widerwillig gab sie den Weg in die Wohnung frei und lotste die beiden in eine kleine Wohnküche. Am Boden vor der Heizung standen zwei leere Näpfe, unter der Eckbank entdeckte Tom eine Hundedecke mit hellen Haaren, nahm einige davon auf und packte sie in eine Kunststofftüte.
    Die Hundehalterin empörte sich. »Was erlauben Sie sich?«
    Jerry blieb gelassen. »Mein Kollege hat die Haare zur Sicherung von Vergleichsdaten mitgenommen. Verraten Sie uns bitte, wo Ihr Hund ist?« Er erläuterte ihr die Fakten.
    Frauchen gab sich entsetzt. »Fausto ist doch kein Kampfhund, das ist eher eine sensible Schmusemaschine, ehrlich. Wer den zum Freund hat, der hat ihn für immer. Leider ist der Bursche mir abgehauen, kurz nachdem ich ihn abgeholt hatte.«
    Sie zündete sich eine Zigarette an. »Ich kenn mich aus mit Hunden, wissen Sie, die sind treuer als jeder Mann. Und eigentlich ist einer, den man aus dem Tierheim holt, anhänglich und dankbar. Das war Fausto auch, deshalb war ich mir ganz sicher, dass er ein richtig Guter ist. Wir kennen uns ja schon länger, weil ich dreimal in der Woche zum Ausführen ins Tierheim gefahren bin. Mir fehlte ein Hund, nachdem der letzte gestorben war. Da habe ich Fausto entdeckt, ganz unglücklich schaute er durch die Stäbe. Alles klappte gut, ich habe mich richtig in ihn verguckt. Hier hat er alles beschnüffelt und sich den Platz unter der Eckbank gesucht, da, wo die Decke liegt.« Sie nahm den Ascher von der Fensterbank.
    »Dann wollte ich mit ihm zum Hundeplatz, und beim Einsteigen ins Auto ist er mir entwischt. Ich hab ihn gerufen wie blöd, er hat nicht gehört und sich nicht umgedreht. Ich war völlig baff. Der ist sofort losgeprescht in Richtung Rhein, und ich bin hinterher. Als ich auf dem Rheindamm ankam, war von ihm nichts mehr zu sehen.«
    »Was haben Sie unternommen, um ihn wieder einzufangen?«
    »Erst habe ich alles abgesucht, ohne Erfolg, der war wie vom Erdboden verschluckt. Dann habe ich Minana konsultiert, die konnte mir auch nicht weiterhelfen.«
    »Pardon, wer ist Minana?«, fragte Tom die Frau, die sich mittlerweile die zweite Zigarette angezündet hatte.
    »Das ist mein Medium, die finden Sie im Internet. Weissagung und Lebensberatung. Sie wusste, dass ich mir einen neuen Gefährten ins Haus hole, bevor ich Fausto kannte. Nur wo er hingelaufen ist, das wusste sie nicht.«
    »Und dann?«
    »Und dann, und dann? Was macht man in so einer Situation? Ich habe die Streife angehalten, die an dem Tag durch Büderich fuhr, und habe dem Beamten gesagt, er soll den Hund zur Fahndung ausschreiben. Da hat der gelacht und gesagt, er kann höchstens den anderen Bescheid geben, dass sie die Augen offen halten.«
    »Und?«
    »Was, und?«
    »Haben Sie ihm eine Beschreibung mitgegeben?«
    »Na klar, kniehoher, beigefarbener Hund mit rotem Halstuch, hört auf Fausto.«
    »Sie haben ihm nicht gesagt, dass es sich um einen Staffordshire-Terrier handelt?«
    »Warum? Der hätte doch sofort die Kavallerie geholt, und sie hätten eine Hetzjagd organisiert. Nee, ich wollte Fausto doch nicht in Gefahr bringen.«
    »Wann war das?«
    »Letzten Freitag, es wurde schon dunkel.«
    »Wie hieß der Beamte, mit dem Sie gesprochen

Weitere Kostenlose Bücher