Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Die Spinne - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Spinne - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
hat jeder von denen bereits alles verspielt. Ich will keine Genugtuung im Sinne von Ausgleich, weil es den nicht geben kann. Ich will, dass sie leiden, wie ich gelitten habe. Ihr Verlust ist der Ausgleich für meinen. Auge um Auge, Zahn um Zahn, steht schon in der Bibel.
    Es hat bis jetzt keine einzige Todesanzeige gegeben, die sind nicht in der Lage, das zu organisieren. Der eine liegt im Krankenhaus und wird sich hinter seiner altbewährten Lebensstrategie verstecken. Er wird sich erst ausschweigen und dann von sich ablenken, um am Ende als armes Opfer dazustehen. Der andere verkriecht sich über der Konditorei und geht nicht mehr vor die Tür. Der war immer schon ein Feigling. Ein Mitläufer, einer, der von der Aura der anderen profitieren will, ein Wasserträger, nichts sonst. Egal, er war dabei und hat, auch wenn er selber nicht aktiv war, jedenfalls auch nicht gegengesteuert. War ja auch alles ein großer Spaß. Am Anfang hatten alle ihren Spaß.
    Dann wurde es ernst.
    Und später kam die Katastrophe.
    Ich hasse es, in so einer endlosen Schlange vor der Kasse zu stehen. Vergeudete Zeit in mieser Gesellschaft. Müssen diese Weiber immer mittags solche Berge einkaufen? Ich sollte nur noch spätabends in den Supermarkt gehen. Quatsch, damit hat es ja bald ein Ende.
    Noch fünf Minuten Pause. Kann ich noch etwas erledigen, was dringend notwendig ist? Nein. Alles ist auf dem Weg. Das dritte Arschloch kann nur etwas ahnen, wenn er die Zeitung liest und kombiniert. Beides nicht sein Ding. Der vierte Kerl lässt seine Frau allein. Das passt zu ihm, so lief es immer. Er hat sich der Verantwortung entzogen und ohne Rücksicht auf Verluste sein Ding gemacht. Macht es dir was aus, wenn ich dein Mofa nehme? Nein. Kann ich mal dein Auto haben? Ja. Leihst du mir dein Zimmer? Wozu? Zum Bumsen, ich weiß sonst nicht, wohin. Ja. Immer hat der gekriegt, was er wollte. Und wen er wollte. Er hat es sich rücksichtslos genommen, der geborene Nehmer.
    Ich konnte doch nicht wissen, was da abging.
    Und er wird nicht ahnen, was bald passiert.

FÜNF
    Henner Jensen beobachtete Johanna Krafft argwöhnisch. Sie stand am Dielenfenster und spähte auf die Straße, bewegte sich vorsichtig, um die kleine Scheibengardine nicht zu berühren, schien so gut beschäftigt, dass sie ihn nicht kommen hörte.
    »Hat der Vortrag deiner Tochter über den Unterschied zwischen Neugierde und nachbarschaftlichem Interesse nicht gereicht?«
    Für einen kurzen Moment drehte sie sich um, ertappt, ließ sich jedoch nicht weiter beirren, wies Henner verschwörerisch an, leise zu sein. »Du glaubst doch nicht, dass ich mich von einem Vortrag meiner Tochter stoppen lasse, wenn ich denke, dass mein Vorgehen richtig ist. Die kann meinen, was sie will, hier gehen mysteriöse Dinge vor sich, und glaube mir, es ist besser, wenn jemand das im Auge behält. Wenn du wüsstest …«
    Johanna wusste genau, wie sie es anstellen musste. Henners Neugier war geweckt, und er gesellte sich zu ihr an das kleine, brusthohe Fenster.
    »Und?«
    »Was und?«
    »Na, was läuft da?«
    »Louise ist einkaufen gewesen.«
    »Das ist doch wohl nichts Besonderes.«
    »Ich meine nicht im Supermarkt. Wenn ich das richtig gesehen habe, dann waren das lauter noble Papptaschen mit Kordeln, wie du sie in großen Parfümerien kriegst.«
    »Du meinst diese Dinger, die wie Papier aussehen, jedoch mit der Beschichtung eigentlich in den gelben Sack gehören? Und dann kriegt man sie nicht klein gerissen oder zerknüllt.«
    »Genau die. Wenn du mich fragst, dann war sie heute in Düsseldorf auf der Kö shoppen. Das sah richtig nach Geldausgeben aus, was sie da ins Haus geschleppt hat.«
    »Wieso kannst du das von hier aus sehen? Die Einfahrt liegt doch um die Ecke.«
    »Sie hat sich von einem Taxi bringen lassen, die fährt doch nur im bekannten Umkreis Auto. Ihre Einkäufe hat sie vor dem Bezahlen auf den Bürgersteig gestellt. Lauter bunte Tüten, sag ich dir, die musste zwei Mal gehen, so viele waren das. Jetzt ist sie drinnen.«
    »Du hattest mir eine verzweifelte Frau beschrieben, die ihren Kummer in Cassis ertränken wollte. Das hier hört sich aber ganz anders an.«
    Johanna verließ ihren Beobachtungsposten und ging in die Küche. Das Geschirr vom Mittag stand noch auf der Spüle, sie ließ Wasser ins Becken laufen. Henner bewaffnete sich mit einem Trockentuch.
    »Die hat doch angekündigt, dass ab jetzt alles anders wird. Das war ein Ritsch-Ratsch-Einkauf, glaub mir.«
    »Ein was?«
    »Die wird

Weitere Kostenlose Bücher